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„Durch die Korrektur haben wir wieder ein gesundes Niveau erreicht“

Die Assetklasse EM-Debt litt im zweiten Quartal stark unter der verstörten Reaktion der Märkte auf die Ankündigung der US-Notenbank, künftig eher Liquidität vom Markt zunehmen („QE Tapering“). Die Rendite des JPM EMBI Diversified Index schoss beispielsweise von 4,5% auf bis zu 6,2%. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Helene Williamson, Head of Emerging Market Debt bei First State Investments in London, über die Reaktion der Märkte und die weiteren Aussichten.

Helene Williamson

IPE Institutional Investment: Frau Williamson, wie gesund war die Korrektur im Mai bzw. Juni für die Emerging Markets?
Williamson: Viele Marktteilnehmer hatten bzw. haben in der Tat Angst, dass hier ein Trend zu Ende gehen könnte. Ich sage allerdings, dass sie notwendig war. 2012 kamen zum Beispiel Länder mit Konditionen an den Markt, die einfach nicht mehr der Realität entsprachen. Es lief einfach alles. Durch die Korrektur haben wir wieder ein gesundes Niveau erreicht. Jetzt ist Selektion Trumpf.

IPE Institutional Investment: Dennoch die Frage – war die Korrektur übertrieben?
Williamson: In der Spitze sicher. Der EMBI Diversified Index ist in der Spitze der Korrektur bis auf eine Rendite von 6,2% gestiegen. Jetzt knapp ein Monat später sind wir bei rund 5,5%.

IPE Institutional Investment: Wen haben Sie auf der Verkaufsseite gesehen?
Williamson: Insbesondere taktische Verkäufe, weniger die langfristigen Investoren. Dennoch, die Liquidität im Markt ist dadurch geringer geworden.

IPE Institutional Investment: Wo gibt es auf dem aktuellen Niveau Marktchancen?
Williamson: Insbesondere bei Neuemissionen. Diese kommen mit einem deutlichen Aufschlag gegenüber dem Sekundärmarkt – Bahrein ist hier zuletzt ein gutes Beispiel gewesen.

IPE Institutional Investment:Wer wird mittelfristig am Markt profitieren?
Williamson: Schauen wir uns das Umfeld an: die globale Liquidität wir durch das Tapering der US-Notenbank sicher geringer werden. Insofern richtet sich unser Augenmerk auf die Emerging Markets mit einem geringen Leistungsbilanzdefizit.

IPE Institutional Investment: Hard versus Local Currency?
Williamson: Unsere Präferenz liegt derzeit ganz klar im Thema Hard Currency Staatsanleihen. Auch Corporates sind angesichts ihres Spreads gegenüber Staatsanleihen grundsätzlich attraktiv, allerdings ist hier die technische Seite weniger günstig.

IPE Institutional Investment: Inwiefern?
Williamson: Die große Zahl der Neuemissionen wird den Markt noch eine ganze Weile beschäftigen. Hier muss man einfach noch etwas abwarten.

IPE Institutional Investment: Zurück zum Thema Hard Currency – warum hier investieren?
Williamson: Zunächst einmal – die Fundamentalstory ist hier bei den meisten Emittenten voll intakt. Wir sprechen über wenig verschuldete Volkwirtschaften und entsprechend wenig Emissionsbedarf. Das geringe Angebot sorgt hier für einen klaren Nachfrageüberhang.

IPE Institutional Investment: Local Currency Bonds sehen Sie dagegen eher kritisch…
Williamson: Richtig! Dort konnte man schön beobachten wie in den vergangenen Jahren überschüssige Liquidität in den Markt gepumpt wurde, um gleichzeitig eine Rendite gegen den schwachen US-Dollar zu erzielen. Als Resultat hat sich der Spread von Local Currency zu Hard Currency fast vollständig geschlossen. Nun dreht sich das Spiel zugunsten des Greenbacks, die US-Wirtschaft wird zunehmend stärker. Um Ihnen unsere Einschätzung zu untermauern: wir fahren derzeit eine Quote in Local Currency Bonds von Null!

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns auf die Länderebene schauen – welche Storys kaufen Sie?
Williamson: Ich mag Länder mit Reformstorys wie zum Beispiel Mexiko. Hier erwarte ich einen deutlichen Alpha-Beitrag. Auf der anderen Seite tue ich mich bei Volkswirtschaften mit einem hohen Leistungsbilanzdefizit schwer. Die Türkei ist hier ein gutes Beispiel.

IPE Institutional Investment: Sie sagten eingangs, dass die Korrektur den Markt wieder auf ein gesundes Level gebracht hat. Lassen Sie uns von dieser Basis einen Blick in die Zukunft werfen. Was darf der Investor im Bereich EM-Debt in den nächsten 12 Monaten erwarten?
Williamson: Neben dem Faktor Diversifikation bringt die Assetklasse EM-Debt den Investor eine vernünftige Rendite in der Region von 5-6% p.a. Dies ist ein Ertragswert, den ich auch mittelfristig als realistisch erachte.

IPE Institutional Investment: Frau Williamson, vielen Dank für diese Einblicke.