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„Eine regionale Diversifikation wird sich mehr rentieren als in den vergangenen Jahren“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Günter Jäger, Gründer und CEO des Vermögensverwalters PLEXUS Investments über die Vorteile von Private Equity und wie sich die Diskussion liquide vs. Illiquide Assetklassen weiterentwickeln könnte.

Günter Jäger

IPE D.A.CH: Wie würden Sie den Investmentansatz von PLEXUS beschreiben?
Jäger: Wir folgen von unserer Denke her dem Endowment-Ansatz, also einer langfristigen und strategischen Ausrichtung der Investments. Grundsätzlich schauen wir alle Assetklassen ohne Restriktionen an und wollen letztlich da unsere Zeit und Geld investieren, wo wir mutmaßlich die größten Ineffizienzen oder den größten Vorteil von aktivem Management sehen.

IPE D.A.CH: Das heißt, man findet Sie weniger in den großen Märkten wie US-Large Caps?
Jäger: Das ist richtig, bei Aktien zum Beispiel eher in Schwellenländern oder im Rentenbereich eher bei Mittelstandsanleihen. Ansonsten befassen wir uns sehr stark mit illiquiden Strategien wie Private Equity, Private Debt oder auch Immobilien und Waldinvestments .

IPE D.A.CH: Das heißt, Ihre Antwort auf die oft als „alternativlos“ genannte Assetklasse Aktien ist das Pendant Private Equity?
Jäger: Seit 2008 hatten wir natürlich mehrere Bullenjahre, in denen man auf der Aktienseite nicht viel falsch machen konnten – wenn man es denn so vorhersagen konnte. Aktien waren also kein Fehler. Schaut man aber auf die Private Equity Seite, so stehen hier auch sehr interessante Renditen. So ist es beispielsweise in den USA so, dass seit dem Jahr 2000 das Buy-out-Segment das liquide Pendant, hier den S&P500, immer outperformt hat.


IPE D.A.CH: Auf welcher Basis haben Sie das untersucht?
Jäger: Die Schwierigkeit ist, dass Private-Equity-Gelder ja nicht am Tag eins komplett abgerufen und investiert werden, sondern über einen gewissen Zeitraum. Damit wir beide Assetklassen vergleichen können, müssen Sie die Zahlungsströme synchronisieren. Wenn Sie nun in den Median in jedem Vintage-Jahr investiert hätten, wären Sie besser als der Index gelaufen. Sie erhalten mit Private Equity also tatsächlich eine Illiquiditätsprämie.

IPE D.A.CH: Wie sind Sie mit der Corona-Krise umgegangen?
Jäger: Der Anfang der Corona-Krise im Februar/März deutete in der Theorie eigentlich darauf hin, dass in Secondaries attraktiv werden könnten. Sie investieren in ein bestehendes Portfolio, steigen also erst später in die J-Curve ein und nehmen zudem noch einen Discount als Käufer mit. Die rasche Erholung der Aktienmärkte hat diese These allerdings rasch wieder zunichte gemacht.

IPE D.A.CH: Rechnen Sie angesichts der weiterhin eher schwierigen wirtschaftlichen Lage doch noch mit attraktiven Secondaries?
Jäger: Die These ist weiterhin evident. Sie wird weniger vom Aktienmarkt getrieben – der ja im Prinzip sein altes Niveau erreicht hat – sondern von den Problemen in der Realwirtschaft. Das kann durchaus noch interessant werden.

IPE D.A.CH: Welchen Einfluss hat Corona auf die Landschaft der Private Equity-Anbieter?
Jäger: Von der aktuellen Situation werden sicher die großen und etablierten Player eher profitieren, die bereits ein etabliertes Netzwerk und Strukturen haben. So ist für Investoren beispielsweise keine On-Site-Due-Diligence möglich, was es für neue Namen im Markt wesentlich schwerer macht, neue Investoren zu überzeugen.

IPE D.A.CH: Sehen Sie seit dem zweiten Quartal eine klare Tendenz am Markt in liquide vs. Illiquide Investments?
Jäger: Sehr viele versuchen jetzt im liquiden Teil die Länderrotation zu machen, China bzw. Asien sind hier sicher die Gewinner. Aber zwischen liquiden und illiquiden Assetklassen würde ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht trauen, einen Gewinner auszumachen. In vielen Assetklassen wie auch bei den zuletzt sehr beliebten Immobilieninvestments ist ja auch noch nicht klar, wo die Reise hingeht. Auch hier wird es vermutlich noch zu massiven Verschiebungen – hier bei den Nutzungsarten – geben. Eine Assetklasse hebt sich allerdings positiv hervor.

IPE D.A.CH: Jetzt machen Sie mich neugierig…
Jäger: Hedgefonds wurden lange verschmäht, werden jetzt aber wiederentdeckt. Wir haben das erste Mal seit langem wieder echte Volatilität an den Märkten gesehen, das ist der Nährboden für eine gute Entwicklung der verschiedensten Hedgefonds-Strategien

IPE D.A.CH: Bleibt der Trend hin zu Private Debt bestehen?
Jäger: Die Entwicklung hier ist sicher ungebrochen. Wir wären allerdings vorsichtig, wenn es darum geht, in zyklische Sektoren zu investieren. Wie im Private Equity-Bereich sind meines Erachtens hier sowohl der Mid-Market als auch kleinere Segmente interessanter.

IPE D.A.CH: Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick in die Zukunft werfen. Was beschäftigt Sie 2021?
Jäger: Wir sind keine Market-Timer, sondern eher Freunde eines Rebalancings. Wir selbst wollen weiterhin breit diversifiziert sein, auch wenn uns die Corona-Krise wieder gezeigt hat, dass Korrelationen von vielen Assetklassen in der Krise doch gegen eins laufen. Tendenziell schauen wir uns – Stichwort Rebalancing – die Märkte an, die sich noch schwer tun und Aufholpotenzial haben, wohl wissend, dass sie hier als Investor unter Umständen auch einen langen Atem brauchen.

IPE D.A.CH: Wie sieht es auf regionaler Ebene aus?
Jäger: Ich glaube, dass wir – unter anderem durch den Handelskrieg zwischen den USA und China – eine sehr interessante Konstellation sehen. Diversifikation über Regionen könnte erstmals seit langem wieder einen deutlichen Portfolioeffekt haben, die Märkte haben sich hier zu einem gewissen Grad entkoppelt. Eine regionale Diversifikation wird sich mehr rentieren als in den vergangenen Jahren.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.