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„EMD-Investoren dürfen für 2014 mit positiven Erträgen rechnen“

In Bezug auf die Schwellenmärkte haben die Anleger im letzten Jahr definitiv die Bremsen gezogen. Nach der beunruhigenden Korrektur vom zweiten Quartal sind die Aussichten nach wie vor recht unsicher. Chefredakteur Frank Schnattinger von IPE Institutional Investment sprach mit Nicholas Hardingham, Portfoliomanager der EMD Opportunities Strategy Group, Franklin Templeton Fixed Income Group, in London über die Chancen und Risiken von Schwellenländeranleihen (EMD) für 2014.

Nicholas Hardingham

IPE Institutional Investment: Herr Hardingham, im letzten Jahr haben wir auf den Schwellenmärkten beträchtliche Kurskorrekturen beobachtet. Gibt es Parallelen zu 1994?
Hardingham: Alle EM-Krisen weisen bestimmte Merkmale auf, vor allem unhaltbare Kursniveaus. Es gibt aber auch maßgebliche Unterschiede. Wie 2008 liegen die Ursachen der aktuellen Schwächephase – anders als 1994 und 1997/98 – in den Industrieländern. Die Schwellenländer haben sich seit 2008 erstaunlich entwickelt. Früher oder später war eine Korrektur fällig. Bei den fundamentalen Voraussetzungen besteht heute ein himmelweiter Unterschied zu 1994.

IPE Institutional Investment: Könnten Sie das bitte näher erläutern?
Hardingham: Nun, zum einen vermitteln die Schwellenländer heute aus konjunktureller und fundamentaler Sicht ein vollkommen anderes Bild. Viele sind besser aufgestellt als vermeintlich hoch entwickelte Märkte – dank gewaltiger struktureller Veränderungen. Sie haben aus früheren Krisen gelernt. Dadurch konnte sich die Vermögensklasse außerdem ausweiten und weiterentwickeln, wie aus dem Indexuniversum hervorgeht, das inzwischen rund 60 Länder und bei Unternehmensanleihen fast 500 Emittenten umfasst. Der Markt ist in verschiedener Hinsicht reifer geworden. Dass die Anleger in den letzten Jahren mitunter zu viel erwartet haben und die Kurse entsprechend reagierten, ist eine ganz andere Geschichte.

IPE Institutional Investment: Auslöser für die Korrekturwelle war die Ankündigung der Fed vom Mai, sie wolle „in Kürze“ das Tempo reduzieren, in dem sie dem Markt Liquidität zuführt...
Hardingham: ...was an sich ganz vernünftig ist, und für die Märkte mittel- und langfristig gesund. Der Weg dahin wird allerdings holprig werden, vor allem für die Schwellenmärkte.

IPE Institutional Investment: Sie sprachen vom starken Anwachsen des Anlageuniversums: Ist das nicht gleichbedeutend mit einer Aufweichung der Qualität auf diesen Märkten?
Hardingham: Die angesprochenen Reformen und Maßnahmen haben dazu geführt, dass sich die durchschnittliche Kreditwürdigkeit der Vermögensklasse in den letzten zehn Jahren sichtlich verbessert hat. Aber natürlich weisen viele Neuzugänge, vor allem in den letzten Jahren, eine unterdurchschnittliche Bonität auf. Und aktives Management ist gefragt. Die Schwellenländer driften wirtschaftlich weiter auseinander und das wird sich auch in der Performance ihrer Anleihen bemerkbar machen. Deshalb sollten Investoren ihre Manager nicht zu stark mit dem Index vergleichen und ihm die nötigen Freiheiten geben. Total-Return-Ansätze – die Nutzung aller möglichen Ertragsquellen von Anleihen – sind definitiv die Zukunft.

IPE Institutional Investment: Könnten Sie das näher ausführen? Wie beurteilen Sie EMD-Benchmarks?
Hardingham: EMD-Benchmarks sind insofern besser geworden, als sie inzwischen breiter gestreut sind, doch das Anlageuniversum repräsentieren sie immer noch nicht optimal. Manager sollten die Freiheit haben, auch nach Chancen Ausschau zu halten, die in den Standard-Benchmarks nicht berücksichtigt sind. Gleichzeitig sollte man sie nicht zwingen, sich in Emittenten zu engagieren, nur weil diese in einem Referenzindex enthalten sind.

IPE Institutional Investment: Wo erkennen Sie derzeit die größten Risiken für die weitere Entwicklung der Schwellenländer-Story?
Hardingham: Generell nehme ich Risiken nicht so sehr in den Schwellenländern als solchen wahr, sondern vielmehr vermögensklassenübergreifend. Die Normalisierung der Geldpolitik in den USA wird weiterhin globale Auswirkungen haben. Kommt es zu geldpolitischen „Korrekturen“, werden auch die Schwellenmärkte kurzfristig nachgeben – vielleicht sogar unverhältnismäßig stark. Die Haushaltsbilanzen der Staaten sind allgemein solide. Schwächere Länder bekommen womöglich Probleme, doch Ansteckungseffekte sollten sich in geringen Grenzen halten. Auch eine starke Entwicklung des US-Dollars könnte Portfolioveränderungen auslösen.

IPE Institutional Investment: Was halten Sie für eine realistische Ertragsprognose für ein diversifiziertes EMD-Portfolio?
Hardingham: Die jüngste Korrektur hat uns auf robustere Bewertungsniveaus zurückgebracht, doch für 2014 zeichnet sich keine klare Tendenz für EMD ab, da die US-Notenbank ihre Politik weiter strafft und die Volatilität nicht aus dem Markt verschwinden wird. Die Wertentwicklung der Vermögensklasse wird sich auch künftig nach dem Trend der US-Schatzpapierrenditen und des US-Dollars richten. Doch die höheren Spreads und Renditen von EMD bieten einen Puffer gegen solche Faktoren.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für Ihre Ausführungen!