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„Europa könnten die USA 2014 bei Anleihen outperformen“

Fixed Income-Anleger hängen derzeit im Niedrigzinsumfeld fest. Auch 2014 könnte ein eher mageres Jahr mit einem zähen Kampf um die Rendite werden. Dazu drohen ein möglicher Anstieg der Zinsen und entsprechende Kursverluste bei zinssensitiven Papieren. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach dazu in London mit David Zahn, Head of European Fixed Income bei Franklin Templeton über die aktuelle Situation an den Bondmärkten.

David Zahn

IPE Institutional Investment: Herr Zahn, wie würden Sie den aktuellen Zustand der Eurozone beschreiben?
Zahn: Europa bewegt sich in die richtige Richtung, obgleich es sicher noch einiges anWegstrecke zu bewältigen gibt. Die vielerorts angegangenen Strukturreformen müssen konsequent vorangetrieben werden in den nächsten Jahren. Dennoch, insgesamt erwarten wir für die Eurozone 2014 ein leichtes Wachstum und sehen die Region als Ganze auf dem richtigen Weg. Zweifellos sind einige Anleihen der Kernländer Europasüberbewertet, aber dennoch sollte Europa den US-Anleihenmarkt outperformen, der prinzipiell einem noch höheren Zinssteigerungsrisiko ausgesetzt ist.

IPE Institutional Investment: Frankreich wird angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung als potenzielles Risiko für die Eurozone dargestellt. Teilen Sie die Meinung?
Zahn: Frankreich ist ein Nachzügler und steht vor großen Herausforderungen. Reformen stehen an und sind nicht so weit fortgeschritten wie gewünscht. Gegenüber Deutschland, wo vor Jahren Reformen durchgeführt wurden, könnten hier langfristig Probleme aufkommen.

IPE Institutional Investment: Ist Deutschland damit der bessere Markt für Bondanleger?
Zahn: Nein, so einfach ist das nicht. Deutschland ist überbewertet und profitiert von seinem „Safe Haven“ Nimbus, der auf viele Investoren sehr anziehend wirkt. Dafür nehmen siemehr oder weniger wissend das schlechte Risiko-Rendite-Verhältnis in Kauf. Natürlich ist mit Bunds die Chance sehr groß, dass Sie als Käufer Ihr Geld auch wieder zurückbekommen.Auf der anderen Seite sind Deutsche Bunds die zins-sensitivsten Papiere am europäischen Markt.

IPE Institutional Investment: Wer bietet dann von den aktuellen „Problemkandidaten“ in Europa die besten Chancen?
Zahn: Italien ist derzeit einer unserer Favoriten, da es einige gute Gründe gibt dort zu investieren. An erster Stelle ist es für das Land wichtig, dass die Regierung – nach Jahren interner Scharmützel– sichnun auf die Reformen konzentrieren kann. Diese sind zwar oberflächlich nicht sogleich sichtbar, aber blickt man tiefer in die Wirtschaftsdaten, so erkennt man, dass sie begonnen haben zu greifen. Die Verschuldung ist in Italien historisch sehr hoch, aber der Haushaltsüberschuss ist positiv, das Land kann mit diesem Zustand gut leben. Gemessen an der Verzinsung ein sehr interessantes Chance/Risiko-Investment. Im Vergleich zu Deutschland bieten italienische Anleihen jetzt schon mehr Rendite und die wird womöglich noch einmal relativ höher sein wenn die Wirtschaftsdaten in ganz Europa wieder anziehen, sodass Investoren nicht mehr nur in den vermeintlich sicheren Häfen investiert bleiben.

IPE Institutional Investment: Welche weiteren Themen können dem europäischen Anleger Potenzial bieten?
Zahn: High Yield war sicher eine der am besten performenden Fixed Income Assetklassen in 2013, und wir sehen angesichts der Fundamentaldaten hier weiteres Potenzial für Anleger in 2014. Ansonsten haben wir Positionen in Polen aufgebaut sowie in anderen SchwellenländernEuropas. Aber – obwohl wir beide heute hauptsächlich über Europa sprechen – europäische Anleger sollten auch über den Tellerrand hinaus blicken und Chancen außerhalb Europas am Schopf packen. In unseren globalen Portfolios mögen wir selektiv Hard sowie Local Currency Schwellenländeranleihen. Wir greifen immer dort zu, wo die fundamentalen Daten wie niedrige Verschuldung und höheres Wachstum im Vergleich zu vollständig entwickelten Märkten schlagende Argumente sind – und der Preis der Anleihen attraktiv erscheint.

IPE Institutional Investment: Welchen Einfluss hat ein möglicher Zinsanstieg in den USA für europäische Bondinvestoren?
Zahn: Wir werden hier in Europa bei den Renditen sicher auch ein Stück des Weges nach oben mitmachen, allerdings angesichts der deutlich schwächeren wirtschaftlichen Aussichten keine Riesenschritte sehen. Insofern ist das Potenzial für die Fixed Income Märkte in Europa für 2014 deutlich höher einzuschätzen als in den USA. Ich kann Investoren nur raten, genau auf die US-Fed und ihre Entscheidungen zu schauen. Zinssensitive Bonds könnten darunter 2014 leiden.

IPE Institutional Investment: Insgesamt wird 2014 – wenn ich Sie richtig verstehe – ein zäher Kampf um die Rendite im Bondmarkt…
Zahn: Sie müssen sich Land für Land und Schuldner für Schuldner genau ansehen und klug auswählen, welches Risiko Sie in Ihr Portfolio nehmen. Egal, wie sich die Wirtschaftsdaten der EU oder der Eurozone als Ganzes präsentieren, Investoren sollten es vermeiden, alle Länder Kerneuropas oder der Peripherie in einen Topf zu werfen, und sich stattdessen die Daten und Risiko/Ertrags-Profile der Länder einzeln zur Brust nehmen. Wir denken, dass Volatilität bei vielen Anleihen während der Eurokrise oft losgelöst von fundamentalen Gründen stattgefunden hat. Dieser Umstand hat uns als Investoren oft gute Chancen eröffnet und wir werden aus zittrigen Märkten auch in Zukunft Kapital schlagen. Und als europäische Anleihespezialisten fragen wir unsere Investoren gerne mal: Warum nach Brasilien oder Asien schauen, wenn z.B. auch Italien und Polen interessante Chancen bieten.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke, Herr Zahn.