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Expertenbeitrag: Gold als sicherer Anker für international aufgestellte Portfolios

Die Gewichte in der Weltwirtschaft haben sich verschoben. Die Emerging Markets stehen für ein dynamisches Wachstum und vielfach für gesündere Staatsfinanzen. Ihr Anteil an institutionellen Portfolien ist daher in den vergangenen Jahren rasant gewachsen.

Bernhard Wenger

Dagegen haben die Unwägbarkeiten bei Investments in Industrienationen zugenommen: Die Volatilität ist insbesondere im Verlauf der Finanzkrise erheblich gestiegen, Staatsanleihen auch von Staaten mit ehemals sehr guten Ratings sind durch die europäische Schuldenkrise von Ausfallrisiken bedroht. In diesem Marktumfeld sich dynamisch entwickelnder Risiken brauchen institutionelle Portfolios einen sicheren Anker. Sie finden ihn häufig in einer Beimischung von Gold. Denn das Edelmetall bietet eine effektive Absicherung gegen viele Risiken.

Institutionelle Investoren haben in den vergangenen Jahren ihre Investments in Gold erheblich ausgebaut. Seit Ausbruch der Finanzkrise hat sich das in Exchange Traded Commodities (ETCs) auf Gold investierte Vermögen mehr als verdreifacht und hat zum Jahresende 2012 knapp 150 Mrd. US-Dollar erreicht. Denn Gold hat sich in der Krise als „sicherer Hafen“ bewährt. Das Edelmetall bietet Investoren etwa eine wirkungsvolle Absicherung gegen die Risiken aus der Staatsschuldenkrise. Anders als bei Staatsanleihen drohen Investoren bei Gold keinerlei Ausfallrisiken. Zudem bietet das Edelmetall Schutz gegen eine steigende Inflation und vor einem Wertverfall der Währungen.

Beispielsweise stieg der Goldpreis im Frühjahr 2011 innerhalb kurzer Zeit um rund 27% an, als die Ratingagentur Standard & Poor‘s ihr Spitzenrating für die USA in Frage gestellt und schließlich gesenkt hat. Aber das Edelmetall bietet Investoren nicht nur Schutz vor den Folgen der hohen Staatsverschuldung und einer lockeren Geldpolitik. Vielmehr sichert Gold Investoren auch vor Verlusten an den Aktienmärkten ab. Denn es weist eine äußerst geringe Korrelation zu diesen auf. Dagegen korreliert das Edelmetall stark mit klassischen Risikobarometern, wie dem Volatilitätsindex VIX oder beispielsweise auch den Kursen von Kreditausfallversicherungen, so genannten Credit Default Swaps (CDS), auf spanische Staatsanleihen.


Hohe Zugewinne, aber keine Zeichen für eine Blase
Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Goldpreises und den Risiken an den weltweiten Aktien- und Anleihemärkten hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt. Während die Aktienmärkte in der Finanzkrise teilweise erhebliche Verluste erlitten haben, hat sich der Kurs des Edelmetalls in diesem Zeitraum vergleichsweise stetig nach oben entwickelt. Die hohen Wertzuwächse lassen kaum Anzeichen einer Blase erkennen. So sind die Kurse bei weitem nicht so dynamisch gestiegen, wie in der Goldblase nach dem Ende des Systems von Bretton Woods von 1972 bis 1982 oder wie an den Aktienmärkten während des New Economy-Booms in der Mitte der 1990er Jahre. Zuletzt haben Investoren ihre Positionen in Gold leicht reduziert und stärker in zyklische Rohstoffe wie Industriemetalle investiert.

Allerdings bestehen die Faktoren, die die Wertzuwächse von Gold in den vergangenen Jahren bestimmt haben, fort. Die Geldmenge ist weiterhin groß. Die Bilanzsumme der US-Notenbank Federal Reserve bewegt sich so auf einem sehr hohen Niveau und ist nach wie vor viermal so groß wie vor Ausbruch der Finanzkrise. Viele Investoren machen sich zudem unverändert Sorgen wegen der hohen Staatsverschuldung in vielen entwickelten Industrienationen und einer drohenden Geldentwertungen. Hinzu kommt: Notenbanken und andere staatlichen Stellen erhöhen ihre Goldbestände, während sie bis 2009 mit Verkäufen das Angebot an dem Edelmetall vergrößert hatten. Laut Angaben des World Gold Council sind die Goldkäufe von Notenbanken und anderen staatlichen Stellen im vierten Quartal 2012 um 29% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Mit Goldkäufen von rund 535 Tonnen im Jahresverlauf hat der öffentliche Sektor so viel Gold wie zuletzt 1964 gekauft.


Gold als Währungsschutz für die Emerging Markets
Gold ist aber nicht allein ein „sicherer Hafen“, um die Risiken aus dem schwierigen makroökonomischen Umfeld und den hohen Staatsschulden der Industrienationen zu reduzieren. Vielmehr ist Gold auch ein wirkungsvolles Instrument, um Währungsrisiken aus Investments in die Emerging Markets aufzufangen. Ein dynamisches Wirtschaftswachstum und eine Diversifikation zu Investments in den entwickelten Märkten machen die Emerging Markets attraktiv. Allerdings steigen mit dem wachsenden Anteil der aufstrebenden Volkswirtschaften im Portfolio auch die Währungsrisiken. Diese sind zwar ein wichtiger Bestandteil der Gesamtperformance. Gleichzeitig erhöhen die teilweise heftigen Devisenschwankungen jedoch mögliche Verluste erheblich. Denn die Vergangenheit hat gezeigt: Hohe Währungsabwertungen insbesondere in den Emerging Markets kommen wesentlich häufiger vor als eine Risikoabschätzung mithilfe der Normalverteilung ergeben würde.

Mit einem Investment in Gold können Investoren Währungsrisiken reduzieren und gleichzeitig von den positiven Eigenschaften der Emerging Markets profitieren. Da mit wachsendem Wohlstand in den Emerging Markets die Nachfrage nach Gold wächst, steigt auch der Kurs des Edelmetalls in der Regel infolge einer dynamischen Entwicklung in den aufstrebenden Volkswirtschaften. Während sich der Goldpreis weitgehend unabhängig von den weltweit führenden Aktienmärkten entwickelt, schwankt er erheblich stärker mit den Aktienmärkten der Emerging Markets. Kursgewinne in diesen Märkten schlagen sich daher auch in einem anziehenden Goldpreis nieder. Da das Edelmetall negativ zu den Währungen der meisten entwickelten Industrienationen korreliert, profitieren Investoren auch von Wertgewinnen der Währungen der Emerging Markets, die von den meisten Experten aufgrund der gesünderen Staatsfinanzen und dynamischen volkswirtschaftlichen Entwicklung erwartet werden. Dieser erwartete Renditetreiber wird also nicht durch eine Absicherung mit Gold neutralisiert.

Gleichzeitig bietet das Edelmetall jedoch eine wirksame Absicherung gegen Krisen und damit gegen hohe Währungsverluste in kurzer Zeit. Denn Gold – das hat die Vergangenheit gezeigt – wird in solchen Krisen als „sicherer Hafen“ genutzt, weshalb sein Kurs in Krisenzeiten in der Regel steigt. Eine Studie des World Gold Council vom Jahresanfang zeigt: Die maximalen Verluste aus Positionen in den Emerging Markets sinken erheblich, wenn das Portfolio um ein Investment in Gold ergänzt wird. Wird dem Investment in Emerging Markets eine kreditfinanzierte Position von 50% in Gold beigemischt, reduziert sich das maximale Verlustrisiko stärker als bei einer vollständigen Absicherung gegen Währungsrisiken.


Geringere Kosten durch Absicherung mit Gold
Die Vorteile, die Gold für eine Absicherung der Währungspositionen in den Emerging Markets bietet, treten noch deutlicher zutage, wenn die Kosten betrachtet werden. Denn eine Beimischung von Goldpositionen lässt sich erheblich günstiger umsetzen. Investoren können an ihrer ursprünglichen Kapitalaufteilung festhalten, wenn sie ihre Absicherungsposition in Gold kreditfinanzieren. Dann fallen lediglich die Kosten für die Kreditfinanzierung und die Managementgebühren von beispielsweise 39 Basispunkten für einen physisch hinterlegten ETC auf Gold an.

Die Handelskosten sind aufgrund der sehr hohen Liquidität des Goldmarktes zudem äußerst gering. Denn der Goldmarkt ist liquider als viele Devisenmärkte. In den Währungspaaren der wichtigsten internationalen Leitwährungen wie US-Dollar zu Japanischem Yen oder Euro findet zwar ein stärkerer Handel als in Gold statt. Der Handel mit den Währungen aus den Emerging Markets ist dagegen in der Regel weniger liquide. Hinzu kommen die teilweise großen und wachsenden Zinsunterschiede. Die aktuelle Niedrigzinspolitik in den meisten entwickelten Märkten macht eine Währungsabsicherung zusätzlich teurer. Laut Angaben des World Gold Council kostet eine Währungsabsicherung in den Emerging Markets derzeit rund vier Prozent und ist damit erheblich teurer als eine Absicherung über ein Investment in Gold.

Gold trägt seinen Namen als „sicherer Hafen“ zu Recht und bietet Investoren eine Absicherung in vielfältigen Marktszenarien. Beispielsweise sollten institutionelle Investoren prüfen, ob sie mit Gold Währungsrisiken aus ihren wachsenden Engagements in den Emerging Markets absichern können. Zumal sich die Investments mit physisch hinterlegten ETCs auf Gold einfach umsetzen lassen. Investoren können darüber hinaus auch auf Eurobasis weitgehend währungsneutral über ETCs physisch in Gold investieren. So ermöglicht beispielsweise der ETFS Physical EUR Hedged Gold ETC ein physisches Investment in das Edelmetall mit einer täglichen Währungsabsicherung.


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*) Bernhard Wenger ist Head of Germany, Austria, CEE bei ETF Securities.