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Expertenbeitrag: Taktische und strategische Rohstoffinvestments mit ETCs geschickt kombinieren

Spielt er, oder spielt er nicht? Selbst in Mannschaftssportarten wie Fußball konzentriert sich die Aufmerksamkeit häufig auf einzelne oder wenige Spieler. Dabei entscheidet die Aufstellung der gesamten Mannschaft über den Erfolg.

Bernhard Wenger

Ähnliches gilt für das Portfoliomanagement: Auch hier kommt es auf die sinnvolle Zusammenstellung und weniger auf einzelne Investments an. Dies gilt auch für Rohstoffe. Bei ihnen liegt das Anleger- interesse vor allem auf Gold. So steckten Anleger im dritten Quartal weltweit zusätzlich 7,7 Mrd. US-Dollar in Exchange Traded Products (ETPs) auf Gold und schraubten das insgesamt in den Produkten verwaltete Vermögen auf ein neues Allzeithoch von 151,4 Mrd. US-Dollar.

Die hohen Mittelzuflüsse spiegeln die wichtige Rolle des Edelmetalls als Absicherung gegen Inflation und Wirtschaftskrisen wider. Die Vorzüge anderer Rohstoffe und eine breite Aufstellung des Rohstoff- portfolios in taktische und strategische Elemente erkennen die Investoren dagegen bislang nicht ausreichend. Dabei bietet sich auch bei Rohstoffen eine Aufteilung in langfristige Kern- und kurzfristige taktische Investments an.

Rohstoffe haben sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Bestandteil im Portfoliomanagement entwickelt. Die Edel- und Industriemetalle sowie Agrargüter und Energieträger haben seit der Jahrtausendwende mit einer guten Performance über- zeugt und eine bessere jährliche Rendite als die meisten anderen Anlageklassen erzielt.

So hat sich beispielsweise der Wert des DJ-UBSCI F3 All Commodities Index, der Rohstoff-Futures mit einer Restlaufzeit von mindestens drei Monaten abbildet, in den vergangenen zehn Jahren rund verdreifacht. Eine ähnlich gute Wertentwicklung ließ sich im Aktienbereich dagegen lediglich in den Emerging Markets erzielen. Hinzu kommt: Die Rohstoffe unterstützen die Diversifikation des Portfolios effektiv und senken damit die Anlagerisiken.

Beispielsweise weist der DJ-UBSCI F3 All Commodities Index, wie auch andere breit aufgestellte Rohstoff-Benchmarks, lediglich einen Korrelationswert von weniger als 0,5 Punkten zu den wichtigsten weltweiten Aktienmärkten auf. Auch zu den Anleihe- märkten korrelieren die Rohwaren in der Regel nur schwach. Investoren ergänzen ihr Portfolio mit Rohstoffen so um renditeträchtige Positionen und senken das Gesamtrisiko des Depots durch eine breite Aufstellung.

Angesichts der lockeren Geldpolitik der wichtigsten weltweiten Zentralbanken rückt darüber hinaus eine weitere Eigenschaft der Rohstoff-Investments in das Blickfeld der Investoren: Insbesondere Edelmetalle bieten Investoren einen Schutz gegen das Szenario einer steigenden Inflation.

Aus Sicht der Investoren erfüllt insbesondere Gold diese Anforderungen. Die hohen Mittelzuflüsse und das seit mehreren Jahren beständig wachsende Vermögen in den physisch hinterlegten Exchange Traded Commodities (ETCs) auf Gold zeigen, wie sehr Investoren ihre Portfolios um langfristige Positionen in dem Edelmetall ergänzen. Mit den physisch hinterlegten Produkten profitieren Investoren von der Entwicklung des Spot-Preises. Rolleffekte, die bei einigen anderen Rohstoff-Investments die Renditen aufzehren können, fallen daher nicht an.

Zudem machen die niedrigen Zinsen eine Anlage in Gold derzeit besonders günstig. Denn viele festverzinsliche Anlagen bieten nach Abzug der Inflationsrate derzeit eine negative Verzinsung. Den Investoren entstehen damit bei einer Anlage in Gold keine Opportunitätskosten, vielmehr sichern sie sich mit dem Edelmetall gegen eine steigende Inflation ab.

Mit breiten Rohstoffkörben am Wachstumstrend teilhaben
Neben einem Investment in das Edelmetall bieten sich vor allem breite Rohstoffkörbe für eine langfristige Anlage an. Mit ihnen beteiligen sich Investoren am ungebrochenen Trend anziehender Rohstoffpreise. Denn der insbesondere durch das Wachstum der Emerging Markets steigenden Nachfrage steht ein begrenztes Angebot gegenüber.

Die Rohstoffpreise ziehen daher langfristig an. Mit breiten Rohstoffkörben können sich Anleger an dieser Entwicklung beteiligen, ohne sich den hohen Wertschwankungen in den einzelnen Segmenten auszusetzen. Allerdings schlagen gerade bei langfristigen Investments die Rolleffekte merkbar zu Buche. So erzielte der DJ UBS All Commodities Index, der jeweils zum Ende des Monats auslaufende Rohstoff-Futures abbildet, in den vergangenen zehn Jahren lediglich eine Wertentwicklung von 63%, während die Indexvariante auf Terminkontrakte mit längeren Restlaufzeiten ihren Wert mehr als verdreifacht hat.

Mit ETCs auf die länger laufenden Rohstoffkontrakte, wie dem ETFS Forward All Commodities DJ-UBSCI-F3, können Investoren einfach in die länger laufenden Rohstoff-Futures investieren und damit die Rollverluste reduzieren. Investoren, die über Sondervermögen in den Rohstoffmarkt investieren wollen, finden mit dem ETFX DJ-UBS All Commodities 3 Month Forward Fund hierfür auch einen ETF. Wie der ETC ermöglicht der Fonds ein Investment in den breiten DJ-UBS All Commodities Index auf Basis länger laufender Futures.

Neben den Rolleffekten sind bei langfristigen Investments vor allem Währungsrisiken zu beachten. Da die Rohstoffe überwiegend in US-Dollar gehandelt und die Indizes auf dieser Basis berechnet werden, erhöhen Investoren aus dem Euroraum mit den Rohstoffen ihre Positionen in US-Dollar. Gerade in Zeiten einer unsicheren weltwirt- schaftlichen Entwicklung, wie beispielsweise im Herbst 2008 oder im Frühjahr dieses Jahres, hat ein Investment auf Basis des US-Dollar die Renditen erhöht. Über die vergangenen zehn Jahre konnten Investoren ihre Performance jedoch verbessern, wenn sie ihre Rohstoffpositionen gegen Währungseffekte abgesichert haben. In ETCs finden Investoren daher seit Anfang des Jahres auch Produkte, die eine Währungsabsicherung auf täglicher Basis vorsehen.

Taktische Chancen nutzen
Rohstoffe eignen sich jedoch nicht allein für langfristige, strategische Investments. Vielmehr bieten sich viele Rohstoffe dazu an, Marktschwankungen taktisch zu nutzen und so die Rendite zu steigern. Da sich viele Rohstoffe nicht oder nur schwer ersetzen lassen, reagieren ihre Preise stark auf Veränderungen bei Angebot und Nachfrage. Vielfach bestimmen zudem vergleichsweise wenige Faktoren die Marktlage, was den Kursverlauf leichter prognostizierbar macht. Beispiele hierfür sind etwa die Energieträger Öl und Erdgas.

So hängt die Entwicklung des Ölpreises insbesondere kurzfristig stark von der politischen Situation im Nahen Osten ab. Die Ölpreise sind so im Arabischen Frühling 2011 und während der Krise um die Straße von Hormus im Frühjahr dieses Jahres stark gestiegen. Während Produkte auf Öl-Futures mit langen Restlaufzeiten diese Ausschläge nicht voll mitmachen und ihre Entwicklung stetiger verläuft, können Investoren sich mit ETCs auf zum Monatsende auslaufende Futures gegen diese kurzfristigen Ausschläge effektiv absichern oder von den Preisbewegungen gezielt profitieren.

Zuletzt lag das Augenmerk taktischer Investoren auf Erdgas, dessen Kurse seit dem Frühjahr um bis zu 80% angezogen haben. Der Grund: Der Sommer in den USA war wärmer als erwartet, wodurch die dortige Nachfrage nach Erdgas zum Betrieb der Klimaanlagen gestiegen und die Vorräte gesunken sind. Die Preise haben daher angesichts eines erwarteten kalten Winters weiter Auftrieb erhalten. Allerdings verlaufen die Kurse von Erdgas stark saisonal.

Unsere Rohstoffanalysten sehen so aktuell die Möglichkeit einer Preiskorrektur. Fällt der Winter aufgrund des vorherrschenden El Niño Wetterbedingungen milder aus als derzeit erwartet, kann der Preis schnell nachgeben. Zudem sind die Rollverluste bei einem Investment in Erdgas zu beachten. Denn länger laufende Terminkontrakte werden zumeist zu höheren Preisen gehandelt, wodurch Anlegern beim Rollen der Kontrakte Verluste entstehen. Erdgas bietet sich daher vor allem für kurzfristige Investments an. Mit Short- und Leveraged-ETCs können Anleger Kursschwankungen in beide Richtungen für hohe Renditen nutzen.

ETCs bieten Investoren ein Instrumentarium, mit dem Investoren lang- und kurzfristige Anlageziele in den Rohstoffmärkten gezielt umsetzen können. Ähnlich wie bei Exchange Traded Funds (ETFs) profitieren Investoren hierbei von den günstigen Gebühren und der hohen Liquidität der Produkte. Auch handelsintensive Strategien lassen sich somit effizient umsetzen. Es gibt für Investoren daher keinen Grund, allein auf die Leistungen eines Spielers zu vertrauen. Vielmehr können sie mit ETCs ihr Portfolio breit aufstellen – und damit den langfristigen Anlageerfolg unterstützen.


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*) Bernhard Wenger ist Head of Germany, Austria, CEE bei ETF Securities.