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Expertenbeitrag: US-Banken bieten nach wie vor Wertpotenzial

Die Unternehmensanleihen haben in den vergangenen Jahren sowohl in den USA als auch in Europa deutlich zugelegt, was mit einer drastischen Einengung der Spreads auf die einschlägigen Indices einherging. Angesichts dieser Entwicklung fragen sich Anleger, ob Bewertungen dieser Sektoren weiterhin attraktiv sind. Während das Niveau der Spreads im Durchschnitt tatsächlich niedrig ist, finden wir erhebliche Bewertungsunterschiede zwischen den Emittenten in verschiedenen Regionen und Branchen. Chancen sehen wir zum Beispiel bei US-Bankanleihen. Trotz der relativ guten Entwicklung der vergangenen Jahre sollten insbesondere die Anleihen von Geschäftsbanken ein gutes Chance-/Risikoverhältnis bieten – und das gilt sowohl für US-Dollar- als auch für Euro-Anleihen. Für diese Sicht sprechen die attraktiven Spreads bei gleichzeitig verbessertem Kreditprofil, mögliche Impulse durch höhere Zinsen, die Verbesserung der Wirtschaftslage und die Steuerreform in den USA.

David Jiang

Ausschließlich für professionelle und institutionelle Investoren bestimmt

Unserer Ansicht nach fällt der Spreadvergleich zwischen US-Bankanleihen und Industrieanleihen zugunsten der Banken aus. Für die Banken sprechen vor allem auch deren höhere Kreditqualität und die höhere Anfälligkeit der Industrieanleihen in Bezug auf M&A Aktivität, Rating Veränderungen und andere Ereignisrisiken. In der Zeit vor der Krise lagen die Spreads von sieben- bis zehnjährigen Bankanleihen im Durchschnitt etwa 37 Basispunkte unter den Spreads entsprechender Industrieanliehen. Heute liegt der Unterschied bei -7 Basispunkten, wodurch sich ein Angleichungspotenzial ergibt. Da Bankanleihen an sich defensiver sind, besteht die Möglichkeit einer Annäherung der Spreaddifferenz an das Vorkrisenniveau.

Renditedifferenz zwischen US-Bankanleihen und Industrieanleihen weiterhin unter Vorkrisenniveau



Quellen: PGIM Fixed Income und Bloomberg, Stand: 30.11.2017. Dargestellt wird die Renditedifferenz zwischen sieben- bis zehnjährigen Anleihen von Bank- und Industrieunternehmen aus dem Bloomberg Barclays US Credit Index. Der Vorkrisen-Durchschnittswert basiert auf der Zeitperiode von Oktober 2005 bis Februar 2008. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet weder Gewissheit noch zuverlässige Anhaltspunkte für künftige Ergebnisse. Eine Investition in Indices ist nicht möglich.

Solide Fundamentaldaten
In den vergangenen Jahren haben die Gläubiger der Banken von einem deutlich restriktiveren Aufsichtsregime profitiert, durch das sich die Kreditwürdigkeit des Sektors fundamental stark verbessert hat.

Seit der Finanzkrise haben die meisten Banken sich umfassend rekapitalisiert, Leverage abgebaut, ihre Liquiditätsreserven über das erforderliche Minimum aufgebaut und das Risikoprofil ihrer Geschäftsmodelle reduziert. Tatsächlich haben in den USA alle global tätigen, systemrelevanten Banken (GSIBs) im Juni 2017 erstmals seit der Finanzkrise den jährlichen Stresstest bestanden. Während die Trump-Regierung einige Einschnitte bei der Regulierung für Großbanken vornehmen wird, gehen wir davon aus, dass das System der verbesserten Finanzaufsicht durch die US-Zentralbank für die GSIBs insgesamt weiterhin intakt bleiben wird. Strenge risikobasierte Kapitalstandards, Liquiditätsanforderungen und überwachte Stresstests sind für Bankengläubiger positiv.

Ein verbessertes Marktumfeld
Die Gewinne der Banken liegen trotz der positiven Tendenz der letzten Jahre nach wie vor unter dem Vorkrisenniveau, was vor allem auf den Aufbau hoher Kapitalreserven zurückzuführen ist. Für die Zukunft lässt die Aussicht auf höhere Zinssätze, ein stärkeres Weltwirtschaftswachstum und eine mögliche Deregulierung einen Ausbau der Bilanzen erwarten, was zu höheren Umsätzen führen sollte. Auf der Ausgabenseite sollten die Banken von geringeren Kosten im Zusammenhang mit Gerichtsverfahren und einem geringeren Restrukturierungsaufwand profitieren.

Systemrelevante Banken steigern Gewinne, bleiben aber unter dem Vorkrisenniveau



Quelle: Bloomberg (Stand: 30.11.2017) Die Daten beziehen sich auf global tätige, systemrelevante US-Banken. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet weder Gewissheit noch zuverlässige Anhaltspunkte für künftige Ergebnisse.

Wir erwarten, dass sich die Profitabilität im Bankensektor angesichts der Stabilisierung des Kapitalniveaus verbessern sollte und Banken mehr als nur ihre Kapitalkosten verdienen. Ein steigendes Zinsniveau sollte sich ebenfalls positiv auswirken. Da die Kreditportfolios der Banken überwiegend von den kurzfristigen Zinsen abhängen, würde ein Zinsanstieg zu sofortigen Wertanpassungen führen, während die Kosten für die Einlagefinanzierung gegebenenfalls erst mit Verzögerung reagieren. Dies könnte für Banken höhere Margen und Zinserträge bedeuten.

Deregulierung hat vermutlich wenig Auswirkung auf Großbanken
Wir bewerten die Ernennung von Jerome Powell zum Zentralbankchef als Nachfolger von Janet Yellen als überwiegend positiv für die Banken. Powell hat in der Vergangenheit eine vorsichtige Anhebung des Zinsniveaus befürwortet und wird wahrscheinlich als Regulierer etwas weniger restriktiv auftreten. Für die GSIBs in den USA erwarten wir keine signifikanten Änderungen in Bezug auf Kapital- und Liquiditätsanforderungen oder den Aufsichtsrahmen. Bei einigen Maßnahmen könnte es zu leichten Anpassungen kommen. Hier ist zum Beispiel das Supplemental Leverage Ratio (SLR) zu nennen.

Interessanter ist das Thema der Deregulierung von Regionalbanken mit einer Bilanzsumme von weniger als 250 Mrd. US-Dollar. Diese Banken könnten im Rahmen einer Gesetzesinitiative des Bankenausschusses des US-Senats von den umfassenden Stresstests ausgenommen werden. Dies könnte sich auf längere Sicht für die Kreditspreads der Regionalbanken negativ auswirken.

Überwiegend positive Impulse durch die Steuerreform
Die Steuerpläne der Trump-Regierung könnten sich für Großbanken zunächst als zweischneidig erweisen. Niedrigere Steuersätze sollten für mehr Kapital und langfristig stärkeres Kreditwachstum sorgen, was in der Folge höhere Zinseinnahmen bedeuten könnte. Die Behandlung aktiver latenter Steuern könnte sich dagegen negativ auf GuV und Buchwerte auswirken, hätte aber in Bezug auf die regulatorischen Kapitalanforderungen kaum Bedeutung, da aktive latente Steuern hierbei zu großen Teilen sowieso nicht berücksichtigt werden. Die Einschränkung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Zinskosten ist für Banken nicht anwendbar. Diese Änderung könnte jedoch zu einem Rückgang der Aktivität an den Kreditmärkten führen, wenn Unternehmen sich künftig stärker durch Eigenkapital finanzieren sollten. Dagegen könnte die Repatriierung ausländischer Geldbestände zu Ausschüttungen, Aktienrückkäufen und M&A-Aktivitäten führen.

Trotz des insgesamt positiven Bildes sehen wir auch Risiken für US-Bankanleihen. Zu nennen sind hier insbesondere Turbulenzen aufgrund von Änderungen in der Geldpolitik (Rückführung der quantitativen Lockerungspolitik oder übermäßig aggressive Zinserhöhungen) und eine weitergehende Deregulierung, die mit sinkenden Kapitalanforderungen, höheren Verschuldungsquoten und abnehmender Liquidität einhergeht. Wir gehen aber davon aus, dass große US-Geschäftsbanken in der Spätphase des aktuellen Kreditzyklus angesichts der höheren Anfälligkeit von Industrieunternehmen besser positioniert sein werden.

Ihr Kapital kann Risiken ausgesetzt sein und der Wert der Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen.

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*) David Jiang ist ein Principal und Senior Credit Analyst für das Investment Grade Corporate Bond Research Team von PGIM Fixed Income. Im Rahmen seiner Tätigkeit deckt er Banken, Broker, Finanzunternehmen und das Management von Kontrahentenrisiken ab. Bevor er 2008 zu PGIM kam, war Herr Jiang als Associate Director bei Barclays Capital beschäftigt. Zuvor hatte er die Position eines Vice President bei BNY Mellon und Bear Stearns inne. Herr Jiang hält einen BA in International Relations der Boston University und einen MBA von der University Virginia.

PGIM Fixed Income ist ein globaler Assetmanager, der aktive Investmentlösungen für alle Anleihemärkte bietet. Das Unternehmen verfügt über Geschäftsstellen in Newark (New Jersey), London, Tokio und Singapur und verwaltet mehr als 695 Mrd. US-Dollar. Weitere Informationen finden Sie unter den IPE Referenzen und auf www.pgimfixedincome.com (Stand: 30. September 2017)

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