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Expertenbeitrag: Weltweit gute Zeiten

Die Weltwirtschaft kommt derzeit gut voran und die Prognosen für das Gesamtjahr sind positiv. Das Realwachstum hat im vergangenen Jahr weltweit an Fahrt aufgenommen und sich auf Jahresbasis bei etwa 4% eingependelt.

Dr. Nathan Sheets

Ausschließlich für professionelle und institutionelle Investoren bestimmt

Sowohl Industrienationen als auch Schwellenländer profitierten von dem robusten Wachstum im Welthandel und der Investitionstätigkeit. Die Stimmung der Unternehmen ist sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor sehr optimistisch. Die starke Entwicklung hat aber auch ihre Schattenseiten.



In einigen Industrienationen ist nach den in den vergangenen Jahren unerwartet schwachen Inflationsdaten jetzt eine Zunahme der Teuerung zu beobachten und auch die Arbeitslosenzahlen sinken immer weiter. Bei den Zentralbanken hat daher das Thema der geldpolitischen Normalisierung an Priorität gewonnen. In den USA, Kanada und Großbritannien wurden die Zinsen bereits angehoben und es wird mit weiteren Zinsschritten in den kommenden Monaten gerechnet – die Geschwindigkeit, mit der die Geldpolitik normalisiert wird, wird aber wohl auch künftig recht moderat bleiben. In den Schwellenländern zeigt sich die Inflation weiterhin eher verhalten.

Diese Indikatoren zeichnen zusammen das Bild eines nachhaltigen Wachstums auf breiter Front. Die aktuelle Wachstumssphase scheint trotz ihrer langen Dauer erhebliche Dynamik zu besitzen. Die sonst in dieser zyklischen Phase zu beobachtenden Ungleichgewichte sind wohl auch aufgrund des historisch eher unterdurchschnittlichen Wachstums diesmal weniger stark ausgeprägt, wodurch sich die Aussichten für ein Anhalten der Wachstumsphase verbessert haben. Wir erwarten für den weiteren Jahresverlauf die Fortsetzung des robusten Wirtschaftswachstums in den Industrienationen. In den USA sollte sich das Wachstum beschleunigen, während es in den Schwellenländern im Vergleich zum starken Vorjahreswachstum wahrscheinlich leicht abkühlen wird.

Das sehr ausgewogene makroökonomische Umfeld war wohl auch ein wichtiger Grund, warum sich die Aktienmärkte nach dem Einbruch im Februar sehr schnell wieder stabilisierten. Anleger waren mit dem Verlauf des Wirtschaftswachstums und den Aussichten auf Gewinnwachstum bei den Unternehmen sowie die Inflationsentwicklung und die geldpolitische Reaktion darauf zufrieden.

Während die makroökonomische Entwicklung in den letzten drei Monaten im Allgemeinen unseren Erwartungen entsprochen hat, haben sich im wirtschaftlichen Gesamtbild dennoch einige wichtige Trends herauskristallisiert. Diese Veränderungen haben Bedeutung für die weltwirtschaftliche Entwicklung und stellen in einigen Fällen sogar mittelfristig ein Risiko für die Weltwirtschaft dar.

Fiskalpolitik in den USA. Durch die Steuerkürzungen in USA und die jüngste politische Einigung über eine Anhebung der Ausgaben insbesondere im Verteidigungsbereich ergeben sich zusätzliche fiskalpolitische Konjunkturimpulse. Wie und in welchem Umfang diese Maßnahmen sich auf die Wirtschaftsleistung auswirken werden, ist umstritten. In zweierlei Hinsicht besteht Klarheit:

*Kurzfristig wird es zu einer Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage kommen, was im Jahresverlauf zu einem zusätzlichen Realwachstum von etwa einem halben Prozent führen sollte. Das US-Wachstum sollte daher 2018 bei etwa 3% liegt.

*Das Staatsdefizit der USA wird sich in den nächsten Jahren ausweiten.

Experten gehen davon aus, dass diese zwei Maßnahmen auf längere Sicht die Staatsverschuldung der USA deutlich erhöhen werden. Angesichts der finanziellen Herausforderungen durch die demographische Entwicklung stellt dieses Handeln die Glaubwürdigkeit der US-Fiskalpolitik ernsthaft infrage.

Handelspolitische Spannungen. Die USA sind vor kurzem in der Handelspolitik auf Konfrontationskurs gegangen. Als ersten Schritt kündigte die Trump-Regierung eine Reihe von Zöllen auf Stahl und Aluminium an. Die Handelspartner der USA reagierten auf diesen Schritt mit Besorgnis und in einigen Fällen wurden Vergeltungsmaßnahmen angedroht. Die US-Regierung gab außerdem ihre Absicht bekannt, auf Importe aus China im Wert von insgesamt mindestens 50 Mrd. US-Dollar Einfuhrzölle von 25% zu erheben. Begründet wurde dies dem Diebstahl geistigen Eigentums durch China. China gab seinerseits die Absicht bekannt, US-Waren im Wert von 3 Mrd. US-Dollar mit Zöllen zu belegen, darunter Schweinefleisch, Stahl und Aluminium. Eine Eskalation dieser Konfrontation mit mehreren Runden gegenseitiger Vergeltungsmaßnahmen könnte der Weltwirtschaft schweren Schaden zufügen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass beide Seiten einen moderateren Kurs einschlagen werden trotz der hitzigen Rhetorik. Die handelspolitische Lage hat sich aber deutlich dramatischer entwickelt, als wir noch vor drei Monaten prognostiziert haben, und wir beobachten die Situation sehr genau.

Entwicklungen in China. Die chinesischen Behörden haben in den vergangenen Monaten weitere Schritte zum Risikoabbau in ihrem Finanzsektors unternommen. Das Kreditwachstum hat sich abgekühlt, was zu einem Rückgang der Investitionsnachfrage und nunmehr auch zu einer Verringerung des Konsumwachstums geführt hat. Der Rückgang des Wirtschaftswachstums scheint bislang den Vorstellungen der chinesischen Regierung zu entsprechen, es bestehen aber weiterhin Risiken hinsichtlich unerwünschter Effekte in den Handels- und Rohstoffsektoren. Präsident Xi hat ein starkes und erfahrenes Team zur Umsetzung seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik zusammengestellt, die Entscheidung zur Verlängerung seiner Amtszeit wird aber mittelfristig für Unsicherheit in Bezug auf die politischen Rahmenbedingungen sorgen.

Die Ungewissheit über die politische Entwicklung stellt damit ein wesentliches Risiko für die Weltwirtschaft dar. Dies betrifft sowohl die Handels- und Fiskalpolitik in den USA als auch die Wirtschaftspolitik Chinas im Rahmen der wirtschaftlichen Neuausrichtung des Landes. Aber auch in anderen Ländern spielt die Politik derzeit eine kritische Rolle. In Italien gibt es nach einem unklaren Wahlausgang Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung, Großbritannien sucht nach einem kohärenten Ansatz für die Bewältigung des Brexit und in Mexiko und Brasilien stehen Präsidentschaftswahlen bevor, deren Ausgang für die Wirtschaft des Landes weitreichende Konsequenzen haben wird.

Was die weltweiten wirtschaftlichen Aussichten angeht, sind wir für den weiteren Jahresverlauf insgesamt weiter positiv gestimmt. Längerfristig sehen wir aber Grund zur Vorsicht. Die weltweite demographische Entwicklung, fiskalpolitische Herausforderungen, das schwache Produktivitätswachstum und zunehmende politische Unsicherheiten bieten Grund zur Sorge und könnten das Weltwirtschaftswachstum langfristig beeinträchtigen.

Ihr Kapital ist Risiken ausgesetzt und der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen als auch fallen.

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*) Dr. Nathan Sheets ist Chief Economist und Head of Global Macroeconomic Research bei PGIM Fixed Income. Als Leiter des Global Macroeconomic Research Teams ist er für die Formulierung des makroökonomischen Ausblicks und der Fundamentalanalysen von Industrienationen und Emerging Markets sowie für die Analyse der internationalen Zinsentwicklung und der Kredit- und Devisenmärkte verantwortlich. Dr. Sheets war zuletzt als Staatssekretär für internationale Angelegenheiten im US-Finanzministerium tätig. Davor arbeitete er für Citigroup, den US-Zentralbankrat und den Internationalen Währungsfonds. Er promovierte am MIT.

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