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Fed-Sitzung ohne Überraschung

Die gestrige Entscheidung der Fed, die Leitzinsen zunächst und damit vor der anstehenden US-Präsidentenwahl unverändert zu lassen, überraschte kaum einen Marktteilnehmer.

Interessant an der Rede von Janet Yellen dürfte dabei sein, dass die Fed auf weitere Belege für eine Stärke der US-Konjunktur vor einem Zinsschritt wartet. Somit hält die Abhängigkeit von Konjunkturdaten vor einer Entscheidung im Dezember an.

Viele Asset Manager deuten das Ergebnis und die Rede von Yellen als positiv für risikoreiche Assetklassen. "Wir werden uns noch länger in einem Umfeld niedriger Zinsen bewegen, entsprechend wird der Risikoappetit der Investoren anhalten. Das dürfte dazu führen, dass die Positionen in Anlageklassen wie Credit oder High Yield ansteigen werden. Mit anderen Worten, das Umfeld unterstützt den ‚Spread Carry Run‘", argumentiert beispielsweise Christian Hantel, Senior Portfoliomanager im Fixed Income Corporate Bonds Team, Vontobel Asset Management.

Lee Ferridge, Leiter der Abteilung Multi-Asset Strategy, North America, bei State Street Global Markets sieht die Situation ähnlich: „Wie allgemein erwartet ließ das FOMC die Leitzinsen am Mittwoch unverändert, versuchte jedoch, die Grundlage für eine Zinserhöhung noch vor Jahresende zu schaffen. Die berüchtigte FOMC-Punktegrafik ließ darauf schließen, dass die Mehrheit der Fed-Mitglieder immer noch eine Zinserhöhung vor Jahresende erwartet. Die Fed-Vorsitzende Janet Yellen wies darauf hin, dass die Bedingungen für eine geldpolitische Straffung fast erfüllt seien. Wie immer wird jedoch wohl eine Reihe guter Wirtschaftsdaten bis zum Jahresende nötig sein, um die Fed tatsächlich zu einer Zinserhöhung zu bewegen.“

Auf eine sichere Erhöhung im Dezember will sich praktisch kein Asset Manager festlegen. Luke Bartholomew, Investment Manager bei Aberdeen Asset Management, kommentiert die Entscheidung der Fed und deren mögliche künftige Schritte: „Es war eigentlich schon eine ausgemachte Sache, dass es keine Zinserhöhung geben wird. Das Treffen hatte in Wirklichkeit das Ziel, den Boden für eine Zinserhöhung im Dezember und für die darauffolgenden Schritte zu ebnen. Eine Erhöhung im Dezember ist aber keineswegs unausweichlich. Wir hatten die Situation schon zuvor, dass die Fed feuerbereit war und im letzten Moment noch einmal zurückgezogen hat. Vor dem Dezembertermin liegen selbstverständlich auch noch die US-Wahlen. Diese könnten zu signifikanter Marktvolatilität führen und die Fed abschrecken. Die simple Erwartung eines Zinsschrittes im Dezember könnte sogar ausreichen, um einen Ausverkauf an den Märkten hervorzurufen, was die Fed dazu bewegen könnte, ihre Pläne auf Eis zu legen.

Die Entscheidung der Fed gegen eine aktuelle Zinserhöhung bestätigt nach Auffassung der Volkswirte von Standard Life Investments zudem die These, dass die Zentralbanken weltweit mehr oder weniger Gefangene eines Szenarios sind, das Fed Gouverneur Lael Brainard als „new normal“ bezeichnet hat und das mit ultra-niedrigen Zinsen einhergeht. Die abwartende Geldpolitik der Fed zeigt, wie schwer es ist, dieses Szenario zu durchbrechen. Wie geht es in den anderen Regionen der Welt weiter? Was die Zentralbanken solcher Industrie- und Schwellenländer angeht, die noch Raum für eine konventionelle Geldmarktpolitik haben, so rechnen die Researcher von Standard Life Investments in den kommenden Monaten eher mit einem Rückgang der Leitzinsen als mit einem Anstieg. In England hat sich der Spielraum der Notenbanker für konventionelle Maßnahmen nach den Ankündigungen von August eingeengt. Allerdings gibt es noch genug Raum für eine Ausweitung des Aufkaufprogramms von Vermögenswerten.