Trotz betrieblicher und privater Altersvorsorge sowie sonstigen Einnahmequellen wie Erbschaften werden die erwerbstätigen Deutschen im Alter nur 56% ihres letzten Einkommens beim Renteneintritt erreichen. Diese Kennzahl ergibt sich aus dem Renten- und Alterssicherungs-Index (REAL), der erstmals in Deutschland von Fidelity International erhoben wurde.
Damit fällt das Brutto-Haushaltseinkommen zum Renteneintritt um ganze 44% – gleichbedeutend mit einem tiefen finanziellen Einschnitt. „Zwar sorgen inzwischen fast alle erwerbstätigen Deutschen zusätzlich für ihr Alter vor. Doch offensichtlich reichen alle bisherigen Bemühungen nicht aus, um den Lebensstandard im Alter auch nur annähernd halten zu können“, sagte Dr. Klaus Mössle, Geschäftsführer und Leiter des Institutionellen Geschäfts von Fidelity International in Deutschland auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Für Bürger, Staat und Produktanbieter bestehe deshalb ein dringender Handlungsbedarf, um „eine erhebliche finanzielle Unterversorgung der Rentner-Haushalte abzuwenden“.
So ergab die Befragung von mehr als 2.000 erwerbstätigen Bundesbürger zwischen 20 bis 65 Jahren, dass bereits 94% von ihnen zusätzlich privat oder betrieblich vorsorgen. Doch auch sie erreichen lediglich einen Versorgungszustand von 58%. Immerhin: Wer nur auf die gesetzliche Rente vertraut, muss später mit nur noch 43% des letzten Brutto-Einkommens seinen Lebensunterhalt bestreiten. Übrigens bezieht sich das niedrige Versorgungsniveau ausnahmslos auf alle Bevölkerungsgruppen.
Der Knackpunkt liegt weniger im fehlenden Sparwillen der Deutschen, sondern in der stark sicherheitsorientierten Strategie: 52% der Sparer setzen bei der Altersvorsorge auf eine klassische Kapitallebensversicherung, 47% auf ein Sparbuch und 43% nutzen einen Bausparvertrag. Jedoch ergab der REAL-Index, dass insbesondere Menschen mit stärker renditeorientierten Investmentprodukten einen besseren Versorgungszustand erreichten.
Außerdem nutzen nur wenige Bürger die betriebliche Altersvorsorge – und zwar lediglich 18% der Sparer. Doch das soll sich laut Mössle ändern: „Der Stellenwert der betrieblichen Altersvorsorge wird in Zukunft deutlich zunehmen.“ Jedoch seien Arbeitgeber gefordert, Angestellte ausführlich über die Möglichkeiten der betrieblichen Vorsorge zu informieren und ihnen transparente und flexible Lösungen anzubieten. Um höhere Teilnahmequoten und Sparraten zu erzielen, sollten Unternehmen durch gezielte Anreizsysteme wie die Aufstockung von Einzahlungen der Beschäftigten zusätzliche Impulse setzen.