Foundation | Welcome

Menu


Finanzierungen: Swiss Re sieht Versicherer und Banken als „komplementäre Partner“

Allerdings mehren sich auch die kritischen Stimmen an zu vielen Schuldenpapieren in den Portfolios. So ruft beispielsweise der frühere EZB-Chef Trichet institutionelle Anleger dazu auf, „Aktien zu bevorzugen“

In der Debatte zu langfristigen Finanzierungen sagte Guido Fürer, Swiss Re Group CIO, gegenüber unserer Redaktion, dass die „Rolle der Versicherer als Risikokapitalgeber und damit Schock-Absorbierer nicht geschwächt, sondern gestärkt werden sollte“.

„Versicherer sind Teil der Wertschöpfungskette als Geldgeber, weil sie Größe und langfristige Finanzierung bieten können“, sagte Fürer in einem Interview am Rande eines Swiss Re Round Table-Gespräches über Financial Repression und die Rolle von institutionellen Investoren in der langfristigen Finanzierung.

Er betonte, dass Banken und Versicherer „komplementäre Partner“ in der Welt der Finanzierungen seien, weil die Banken den Kundenzugang haben und das notwendige Wissen über Projektrisiken wie etwa bei Infrastruktur, während Investoren den langfristigen Investmenthorizont hätten, um ihre Verpflichtungen abzudecken.

<link http: www.institutional-investment.de content am-reports artikel external-link-new-window external link in new>Erst vor kurzem hatte der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling Kritik des IWF wiederholt, dass institutionelle Investoren als Geldgeber den Wettbewerb Finanzierungsmarkt verzerren könnten. 

Allerdings warnte bei der Swiss Re-Konferenz in der Nähe von Zürich ein weiterer Teilnehmer, der früherer EZB-Präsident Jean Claude Trichet, vor einer weiteren Zunahme von Schuldverschreibungen in den Portfolios.

Er rief institutionelle Investoren und Regulatoren dazu auf, „Aktien bevorzugt zu behandeln und den Anteil dieser Assetklasse zu erhöhen.

„Wir haben die Gefahren gesehen, die eine Anhäufung von Schulden mit sich bringen, und deshalb ist es wichtig, dass Investoren den Anteil von Aktien in ihren Portfolios erhöhen“, so Trichet.

Er fügte hinzu, dass er überrascht sei, „dass es in vielen Ländern noch immer eine Bevorzugung von Anleihen gegenüber Aktien gibt“, trotz der Erfahrungen der letzten Jahre.

Er bestätigte später im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Bevorzugung von Aktien eine langfristige Perspektive sein sollte, weil derzeit die Aktienmärkte zu teuer wären: „Vorausdenkend macht eine höhere Aktienquote Sinn und es wäre sicherer, als neue Schulden anzuhäufen.“

Fürer von der Swiss Re stimmte zu, dass „Aktien wichtig sind“, weil sie zum Beispiel „die Basis für jegliche Form der Finanzierung, inklusive Anleihen“ darstellen. Allerdings hielt er fest, dass bestimmte Investoren besser geeignet sind, eine höhere Aktienquote zu fahren, als Versicherer mit langlaufenden Verpflichtungen, die am besten durch festverzinsliche Instrumente abgebildet werden.

Swiss Re selbst investiert derzeit rund 7% ihres 128 Mrd. US-Dollar (rund 115 Mrd. Euro) Portfolios in Aktien, was „innerhalb der strategischen Grenzen“ sei, so Fürer.

Um den Anteil der Infrastrukturfinanzierungen zu erhöhen, der derzeit im Durchschnitt rund 1% der Portfolios europäischer Versicherer ausmacht, wünscht sich Fürer eine „marktkonsistente“ Spread-Risiko-Unterlegung unter Solvency II.

Außerdem rief er alle Stakeholder dazu auf, den Dialog weiterzuführen, „um eine handelbare Infrastruktur-Debt-Assetklasse entstehen zu lassen“.

„Zu diesem Zweck brauchen wir Best-Practice-Beispiele in Sachen Anleihen-Dokumentation und Transparenzanforderungen, auf die sich die private und die öffentliche Hand einigen können“, so der Swiss Re-CIO.

„Derzeit sind Infrastruktur-Projekte für institutionelle Investoren praktisch nicht zugänglich. Privates Engagement in Finanzierungen macht jedoch solche Projekte effizienter“, so Fürer abschließend.