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Frontier Markets – Neuland im Portfolio

Auf der Weltkarte sind längst alle weißen Flecken beseitigt, doch für Investoren gibt es noch interessante neue Regionen zu entdecken: die sogenannten Frontier Markets. Sie sind eine Untergruppe der klassi- schen Schwellenländer und umfassen vergleichsweise wenig entwickelte Länder wie die Mongolei, Mosambik oder Nigeria. Diese Länder durchlaufen derzeit einevergleichbare Entwicklung wie die klassischen Schwellenländer in den 1990er-Jahren. Staatsanleihen aus diesen Ländern sind eine sehr interessante Beimischung für das Portfolio, nicht nur wegen des sehr attraktiven Risiko-Rendite-Profils, sondern auch wegen der niedrigen Volatilität und der geringen Korrelation zu anderen Anlageklassen.

Michael Hansen

Die Rentenmärkte der etablierten Schwellenländer wie Brasilien oder China befinden sich seit denfrühen 1990er-Jahren in einem umfassenden Wandel. Viele Schwellenländer haben einen umfassenden Reifungsprozess durchlaufen und zeichnen sich heute durch ein relativ starkes Wachstum, niedrige Verschuldung und stabile politische wie soziale Rahmenbedingungen aus. Mit einem durchschnitt- lichen Anteil der öffentlichen Verschuldung am Sozialprodukt von 35 Prozent sind die Kennzahlen vieler Schwellenländer deutlich besser als die der klassischen Industrienationen (siehe auch Grafik 1 im Anhang). Soweit die für Investoren positiven Fakten.

Die klassischen Schwellenländer sind überlaufen
Zunehmend kritischer aus Investorensicht ist jedoch der Umstand, dass die Anleihe- und Währungsmärkte der klassischen BRIC-Staaten mittlerweile überlaufen sind. Der Anteil ausländischer Investoren an den nationalen Währungsschulden ist von unter 15% auf rund 28% gestiegen. Alleine in 2012 flossen knapp 100 Mrd. US-Dollar zusätzlich in Schwellenländeranleihen, das gesamte Marktvolumen des JP-Morgan-Schwellenländerindex stieg auf 580 Mrd. US-Dollar. Seit 2010 hat sich das Markt- volumen fast verdoppelt.

Die klassischen Schwellenländer sind auf dem besten Weg, zu einer Mainstream-Asset-Klasse zu werden. Die Folge: Credit Spreads und Zinsen sind auf historisch niedrige Niveaus gesunken. Deswegen bieten sie nun eine deutlich geringere Absicherung gegen steigende US-Treasury-Zinsen. Viele Investoren beschäftigen sich deswegen immer mehr mit Frontier-Markets-Staatsanleihen.


Renditechancen in den Frontier Markets entdecken
Wer sich Frontier-Markets-Staaten wie Angola, Ghana oder die Mongolei anschaut, erkennt viele Gemeinsamkeiten mit den heute etablierten Emerging Markets in den frühen 1990er-Jahren. Durch den Aufholprozess bot sich Investoren damals ein sehr attraktives Renditepotenzial, dass dem vergleichbar scheint, was Frontier-Markets-Anlegern heute bieten können. Aktuell zählen rund 100 Staaten zu den Frontier Markets, wovon in rund 65 prinzipiell investiert werden kann.

Frontier Markets wie Angola oder Ghana zeichnen sich insbesondere durch relativ starkes und langfristiges Wachstumspotenzialund hohe Zinsen aus. Die Wachstums- raten dieser Märkte liegen meist deutlich über denen klassischer Schwellenländer (siehe auch Grafik 2 im Anhang). Zudem korrelieren diese jungen Volkswirtschaften sehr niedrig mit allen anderen Assetklassen. Obwohl sich die meisten Volkswirtschaften der Frontier-Markets-Gruppe noch immer in einem frühen Entwicklungsstadium befinden und sich Finanzmärkte und politische Institutionen noch festigen müssen, erkennen die lokalen politischen Entscheidungsträger immer mehr die Vorteile von fiskalischer sowie monetärer Transparenz und Verlässlichkeit als Chance, internationale Finanzierungsvehikel anzubieten, um sich einen Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten zu verschaffen.


Rohstoffe und Konsum bieten Chancen
Nigeria beispielsweise besitzt ein Viertel der nachgewiesen Ölreserven und mehr als ein Drittel der Gasreserven des afrikanischen Kontinents. Zusätzlich verfügt das Land über ein großes landwirtschaftliches Potenzial: 80% der Fläche wurden von der United Nations Food and Agricultural Organization (FAO) als landwirtschaftlich nutzbar bewertet. Die große und vor allem junge Bevölkerung von 160 Mio. Menschen bietet einen großen lokalen Markt und wird zudem bis 2030 auf 230 Mio. Bürger anwachsen. Die Anleihen des Landes, die derzeit elf Prozent Zinsen liefern, wurden kürzlich in die großen Indizes aufgenommen, was zu großen Geldzuflüssen internationaler Investoren führte. Die positive Entwicklung dürfte auch 2013 anhalten.

Einige Frontier Markets befinden sich auch auf dem europäischen Kontinent. So hat die Wirtschaft Serbiens nach einem schwierigen Jahr 2012 erfolgreich die Trendwende geschafft. Zudem bekommt die Regierung die Haushaltskonsolidierung zunehmend in den Griff und das Land lockt verstärkt Direktinvestitionen an. In der Summe dürfte dies zu einer weiteren Aufwertung des serbischen Dinar führen. Attraktiv ist beispielsweise die fünfjährige Anleihe, die derzeit eine Effektivverzinsung von 12,94% bietet.

Ebenfalls attraktiv sind derzeit Ghana, Costa Rica, Kirgistan und Armenien. Künftig dürften auch Malawi und Sierra Leone interessant werden. Neben den attraktiven Renditen bieten zudem auch die lokalen Währungen Chancen für Investoren. Durch die aufholende, starke Wirtschaftsentwicklung haben die Währungen ein hohes Auf- wertungspotenzial, vergleichbar mit dem der nun etablierten Schwellenländer vor und um die Jahrtausendwende.


Liquidität hoch – Volatilität niedrig
Viele Investoren schreckt der Verdacht auf eine mangelnde Liquidität von Frontier Market Bonds ab. Natürlich ist, gemessen an der Marktkapitalisierung, das Volumen der Frontier Markets kleiner als das der traditionellen Entwicklungsländer. Trotzdem haben sie den jährlich von der Emerging Markets Trade Association (EMTA) herausgegebenen Statistiken zufolge bereits einen signifikanten Anteil am gesamten Handelsvolumen der Schwellenländer. Die Liquidität ist meist sogar höherals bei europäischen High Yields und liegt derzeit bei über 350 Mrd. US-Dollar.

Ein weiterer Umstand macht Frontier Market Bonds gerade derzeit besonders attraktiv für institutionelle Investoren: Die niedrige Volatilität dieser Märkte. Im Unterschied zu etablierten Märkten sind die Staatsanleihen der Frontier Markets vor allem im Bestand lokaler Investoren, der Anteil internationaler Risk-on-Risk-off-Investoren ist sehr niedrig. Durch die lokal dominierte Investorenbasis ist der lokale Rentenmarkt vergleichsweise unabhängig von kurzfristigen Kapitalabflüssen durch Spekulanten beispielsweise infolge internationaler Schlagzeilen.Die niedrige internationale Ver- flechtung ist auch einer der Ursachen für die niedrige Korrelation zu allen anderen Asset-Klassen (siehe auch Grafik 3 im Anhang).

Dagegen müssen sich Investoren bei der Beurteilung der Anlagechancen und Länder bewusst sein, dass einige Titel eher von der langfristigen nationalen politischen Entwicklung geprägt sind, wohingegen andere sich schnell durch internationale Begebenheiten wie Rohstoffpreise oder Euro-Krise verändern.Da diese Entwicklungs- länder politisch, wirtschaftlich und strukturell noch nicht vollkommen ausgereift sind und die natürlichen Ressourcen oft das wichtigste Asset darstellen, sind Vor-Ort-Kenntnisse des Fondsmanagements entscheidend zur Beurteilung der jeweiligen Risiken. Dabei muss jeweils der Zustand der Wirtschaft, das Geschäftsumfelds und -klima sowie die politischen Risiken und Reformmöglichkeiten berücksichtigt werden. Insbesondere die politische Situation kann sich kurzfristig rasch ändern, sei es durch Wahlen oder Ereignisse wie den Arabischen Frühling oder die politischen Unruhen nach der Wahl 2010 in der Elfenbeinküste.


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*) Michael Hansen ist Senior Strategies bei Global Evolution. Global Evolution ist eine unabhängige Investmentboutique für Anlagen in Schwellenländern der verschiedensten Anleihekategorien. Der einzigartige Ansatz für Schwellenländer und „Frontier Markets“ wurde vielfach ausgezeichnet. Aufgrund der speziellen Expertise beraten die Experten von Global Evolution auch namhafte Indexanbieter bei der Zusammenstellung von Emerging-Markets-Indizes. Am Hauptsitz in Dänemark und in den Niederlassungen in Zürich und Luxemburg beschäftigt Global Evolution insgesamt 13 Mitarbeiter. Der Saxo Invest Global Evolution Frontier Markets (LU0501220429) ist der erste Frontier-Market-Bonds-Fonds in Europa.