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Gastbeitrag: Adaptive Multi-Asset-Strategien: Je adaptiver, desto besser

Nach der kräftigen Hausse der vergangenen Jahre sind die Kapitalmärkte merklich nervöser geworden. Zwar sind die Kurse nach wie vor hoch, teilweise sogar auf Rekordniveau. Doch die Volatilität ist zurück an den Aktienmärkten, an den Anleihemärkten gehen die Risikoprämien wieder auseinander, in den USA hat die Zinswende deutlich an Fahrt aufgenommen. Anlagestrategien mit dem Anspruch, in nahezu jedem Marktumfeld positive Renditen zu erzielen, können in genau solch einem Umfeld ihr Leistungsvermögen unter Beweis stellen.

Fabian Dori

Adaptive Multi-Asset-Strategien sind so konstruiert, dass sie nicht nur unter ruhigeren Marktbedingungen, sondern auch in Stressszenarien wie Zinsschocks oder Börsen-Crashs mindestens Wertstabilität und oft sogar positive Renditen erzielen können. Diese Strategien investieren über hochliquide Finanzprodukte in ein möglichst breites und aggregiertes Spektrum unterschiedlicher Assetklassen wie Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffe. Je mehr Assetklassen berücksichtigt werden, desto diversifizierter und damit auch erfolgversprechender wird die Strategie.

Als geeignetes Finanzinstrument haben sich dabei Futures erwiesen, weshalb mitunter auch von Managed-Futures-Strategien die Rede ist. Für Futures sprechen neben der Liquidität und der schnellen Abwicklung auch die relativ geringen Transaktionskosten. Zu unterscheiden sind Long-Only-Strategien, die sich auf das Potenzial von Kurssteigerungen beschränken, und Long-Short-Strategien, welche versuchen, auch aus Kursverlusten positive Renditen zu erwirtschaften. Für diese Short-Positionen sind Futures aus regulatorischen Gründen am besten geeignet.

Bei ihren Anlageentscheidungen gehen diese Strategien adaptiv vor. Das heißt, sie passen ihre Asset Allokation dynamisch, selbständig und sehr schnell sich verändernden Marktparametern an. Der Algorithmus analysiert laufend unterschiedlichste Marktparameter und entscheidet nach rein quantitativen Kriterien, welche Assetklasse stärker und welche schwächer gewichtet werden soll. So können Kursanstiege mitgenommen, Kursverluste im Idealfall hingegen vermieden oder bei einer Short-Komponente sogar für eine positive Rendite genutzt werden.

Wie gut die Strategie funktioniert, hängt deshalb in erster Linie davon ab, wie gut das zugrunde liegende Modell ist, beziehungsweise wie gut der Algorithmus programmiert ist und wie zuverlässig er Trendveränderungen in den Anlageklassen richtig interpretiert und in Form von Portfolio-Umschichtungen umsetzt. Stetig größer werdende Rechenkapazitäten und Fortschritte in der Entwicklung künstlicher Intelligenz ermöglichen immer bessere, inzwischen sogar teilweise selbstlernende Systeme.

Die ausschlaggebenden Renditemotoren sind quantitative Momentum- und Carry-Indikatoren. Für das Momentum identifiziert das Modell den Trend in den Preisbewegungen und reagiert möglichst umgehend mit einer entsprechenden Portfolio-Umschichtung. Komplementär dazu richtet Carry das Portfolio an den laufenden Erträgen aus. Ergänzend wirkt bei manchen Strategien ein dynamischer Risikoausgleich, der die Portfoliogewichtung nicht am Asset Value, sondern am Risiko- und Renditepotenzial der jeweiligen Assetklasse ausrichtet. Entscheidend bei einer adaptiven Multi-Asset-Strategie ist ein hoher Diversifikationsgrad. Die Dominanz einer einzelnen Anlageklasse sollte aus Risikosicht vermieden werden.

Die Systematic Trading Group (STG) von Aquila Capital hat anhand historischer Daten aus den USA die Performance einer Long-Only- und einer Long-Short-Strategie über eine noch längeren Zeitraum analysiert und anhand von fünf unterschiedlichen Szenarien an den Aktien- und Anleihemärkten mit einem statischen Aktien-Anleihe-Portfolio verglichen. Zwischen 1969 und 2017 erzielten Multi-Asset-Strategien, gerade unter schwierigeren Marktbedingungen, eine wesentlich bessere Performance als ein klassisches 60-40-Portfolio (60% Anleihen, 40% Aktien) oder ein Portfolio mit einer moderaten Rohstoff-Beimischung (50% Anleihen, 40% Aktien, 10% Rohstoffe).



Abb. 1: Der Performance-Vergleich zwischen der Long-only-Strategie „AC – Adaptive Diversification“ von Aquila Capital und einem klassischen 60-40-Portfolio zeigt deutlich den langfristigen Renditevorteil. Quelle: Aquila Capital

Bei stark steigenden oder sich stabil entwickelnden Kursbewegungen an den Aktien- und Anleihemärkten weisen die adaptiven Multi-Asset-Strategien moderate Performance-Vorteile gegenüber den Referenz-Portfolien auf. In den Szenarien mit den jeweils stärksten Kursrückgängen jedoch zeigen sich deutlich die stabilisierenden Effekte der adaptiven Strategien. Bei einem Zinsanstieg von 1,5% etwa erleidet das 60-40-Portfolio aufgrund sinkender Anleihekurse um 10,8% einen Wertverlust von 4,1%. Die Long-Only-Strategie hingegen kann diesen Wertverlust auf 0,4% reduzieren. Ein stärkeres Exposure in Aktien und Rohstoffen erweist sich dabei als stabilisierender Faktor. Eine Long-Short-Strategie kann in einem solchen Umfeld sogar eine deutlich positive Rendite von 7,5% erzielen. Durch das Eingehen von Short-Positionen am Bond-Markt gelingt auch hier eine leicht positive Rendite.

Ähnliche Beobachtungen lassen sich bei Kurseinbrüchen an den Equity-Märkten machen. Im ungünstigsten der fünf Szenarien gehen die Aktienkurse um 16,8% zurück. Das 60-40-Referenzportfolio reagiert mit einem Wertverlust von 7,1%, den eine Long-Only-Strategie vollständig vermeidet (+0,1%), da sie ihr Aktien-Exposure deutlich zurückfährt und gleichzeitig stärker von Kursgewinnen bei Anleihen, Gold und Rohstoffen profitiert. Eine Long-Short-Strategie erzielt auch in diesem Szenario mit 7,0% wieder eine deutlich positive Rendite – nicht zuletzt, weil sie durch Short-Positionen ihren Verlust am Aktienmarkt auf 1,3% begrenzen kann.

Im Ergebnis haben adaptive Multi-Asset-Strategien in der Vergangenheitsbetrachtung gezeigt, dass sie in der Lage sind, in Stressszenarien eine stabile oder sogar deutlich positive Wertentwicklung zu erzielen, während statische Aktien-Anleihe-Portfolios deutliche Verluste erlitten. In einem stabilen oder haussierenden Marktumfeld wiesen sie überdies keine Nachteile auf. Damit sind adaptive Multi-Asset-Strategien sowohl zur Beimischung eines diversifizierten Portfolios als auch als Hedging-Baustein geeignet.

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*) Fabian Dori, Egon Rütsche PhD & Urs Schubiger, Quantitative Strategists, Aquila Capital Systematic Trading Group