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Gastbeitrag: Hybrid Corporate Bonds – das Chance-Risikoverhältnis spricht für das Segment

In den vergangenen Jahren galt für Anleger die Devise: There is no alternative. Aktien waren aufgrund des vorherrschenden Niedrigzinsumfeldes oft alternativlos, um noch eine auskömmliche Rendite zu erzielen. Als Äquivalent zum Zinskupon bei festverzinslichen Wertpapieren dienten Aktien mit Dividendenausschüttungen. In den vergangenen zehn Jahren konnten Anleger beispielsweise beim DAX eine durchschnittliche Dividendenrendite von rund 3% erreichen. Jedoch konnte diese Rendite nicht ohne Risiko realisiert werden. Die Volatilität des DAX über die vergangenen zehn Jahre betrug rund 62%.

Holger Feegel

Nach dem Ende der Nullzinspolitik und den durchaus gestiegenen Unsicherheiten an den Aktienmärkten rücken nun Anleihen wieder in den Fokus für Anleger, die eine auskömmliche Rendite suchen. Auch hier gilt: Um eine höhere Rendite zu erreichen, müssen Anleger eine höhere Risikobereitschaft mitbringen. High-Yield-Anleihen bieten zwar eine höhere Renditechance. Dieser Mehrertrag wird aber unter Umständen durch ein höheres Ausfallrisiko teuer eingekauft. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wie aktuell, die mit höheren Kapitalbeschaffungskosten einhergehen, kann sich die Anlage in High Yields schnell als problematisch erweisen, wenn sich die Lage im Unternehmen und den Absatzmärkten verschlechtert.

Nachranganleihen von Qualitätsunternehmen: Attraktiver Risikoaufschlag für bekannte Schuldner
Ein Anleihensegment mit relativ hohen Renditen bei überschaubarem Risiko sind Nachranganleihen von Unternehmen, sogenannte Corporate Hybrids. Hier weisen die Emittenten ein Investmentgrade-Rating auf. Investoren erhalten für das Risiko, im Falle einer Insolvenz als letzte der Fremdkapitalgeber aus der Insolvenzmasse bedient zu werden, einen Risikoaufschlag, der den Spread von unbesicherten Anleihen um ein Vielfaches übersteigen kann. Jedoch ist das Ausfallrisiko bei den Emittenten, zu denen bekannte und etablierte Unternehmen wie die Deutsche Bahn, Telefonica oder Volkswagen zählen, äußerst gering. Es gibt jedoch noch weitere Unterschiede zu den gängigen Senior-Unsecured-Anleihen. Zu nennen sind hier noch die relativ lange Laufzeit, die Kündigungsrechte enthält, die in der Regel wahrgenommen werden, sowie die Möglichkeit des Kuponausfalls. Sollte die Kuponauszahlung jedoch infolge bestimmter Ereignisse ausfallen, muss diese nachgeholt werden.

Hybrid Corporates weisen im Vergleich zu Senior Corporates Spreadaufschläge mit einem Faktor von durchschnittlich vier bis sechs auf. Jedoch sind auch vielfach höhere Spreadaufschläge möglich. Die nachfolgende Tabelle bieten einen Überblick über die aktuellen Vergleichsgrößen zwischen Kreditrisikoprämien und Renditen von Senior- und Hybrid-Anleihen bekannter Investmentgrade-Emittenten.


Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen Warburg Invest AG; 15.3.2023

Ausreichende Möglichkeiten der Diversifizierung
Für regulierte institutionelle Investoren wie Banken oder Versicherungen sind ausschließlich Nachranganleihen von Unternehmen, die nicht dem Finanzsektor angehören, ratsam. Denn Nachrang-Bonds von Banken oder Versicherungen sind entsprechend eins zu eins mit Eigenkapital zu hinterlegen. Zudem hat Nachrangkapital von Banken ein anderes Risikoprofil: Durch die Mindestkapitalanforderungen, den engen Verknüpfungen unter Banken und den konzentrierten Risiken sind hier Ausfälle viel häufiger. Dies zeigt sich auch gerade bei den Insolvenzen von nichtregulierten Banken wie der Silicon Valley Bank in den USA, die auch in Europa zu deutlichen Marktverwerfungen geführt haben.

Doch auch abseits des Bankensektors eröffnet sich ein breites Anlageuniversum mit ausreichend Möglichkeiten zur Diversifikation. Der Markt für Hybrid Corporate Bonds ist in den vergangenen Jahren auf ein Gesamtvolumen von über 150 Mrd. Euro angewachsen. Vor zehn Jahren umfasste das Volumen lediglich etwa 20 Mrd. Euro. Die aktivsten Emittenten von Nachranganleihen sind Energieversorger, gefolgt von Öl- und Gasproduzenten und Telekommunikationskonzernen. Diese defensive Branchenausrichtung erweist sich in einem volatilen und inflationären Marktumfeld als vorteilhaft.

Volatilität als größter Risikofaktor
Hybrid Corporate Bonds weisen zwar ein geringes Ausfallrisiko, aber dafür eine hohe Volatilität auf. Durch einen längeren Anlagehorizont kann dieses Risiko reduziert werden. Weiter trägt ein aktiver Asset-Management-Ansatz dazu bei, dieses Risiko einzugrenzen.

Die Volatilität war beispielsweise im vergangenen Jahr stark ausgeprägt: Das schwierige Marktumfeld mit einem hohen Inflationsdruck, steigenden Zinsen, Rezessionssorgen und geopolitischen Verwerfungen sorgten dafür, dass gerade die Risikoaufschläge der Nachranganleihen unter Druck gerieten. Dabei waren die Fundamentaldaten der Corporates weiterhin intakt. Durch die geringere Zinssensitivität schnitten sie aber im vergangenen Jahr fast gleichauf mit den Senior Corporates ab. Schaut man sich jedoch die Performance in einem langfristigen Zeithorizont an, ist die Volatilität von Nachranganleihen geringer als bei High Yield Bonds, Nachranganleihen von Banken oder auch Emerging Markets Bonds.

Neben einem umfassenden Risikomanagement gewährleistet ein aktiver Asset-Management-Ansatz die Selektion geeigneter und qualitativ hochwertiger Titel. Aufgrund der hohen Konzentration bei Branchen und Emittenten ist eine passive Strategie eher ungeeignet. Außerdem sind Nachranganleihen komplexe Finanzinstrumente, die einer sorgfältigen Analyse bedürfen. Die Emissionsbedingungen können sehr umfangreich sein und müssen genau geprüft werden. Mit einer aktiven Strategie kann ein qualitativ hochwertiges und ausreichend diversifiziertes Portfolio gewährleistet werden, durch das Anleger optimal von dem attraktiven Rendite-Risiko-Profil von Hybrid Corporate Bonds profitieren können.

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*) Holger Feegel ist Fondsmanager des WI Hybrid Corporate Bond bei Warburg Invest