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Gastbeitrag: Insurance-linked Securities als Anlageklasse für Versorgungseinrichtungen

Die Anlageklasse Insurance-linked Securities (ILS) erfreut sich wachsender Beliebtheit und immer mehr Versorgungseinrichtungen nutzen die Vorzüge dieser Anlageklasse. Die jüngsten Katastrophen haben ILS dabei noch attraktiver gemacht.

Daniel Grieger und Kristina Poliakova

Die Anlageklasse der Insurance-linked Securities (ILS)hat die Finanzkrise nahezu unbeschadet überstanden. Immer mehr Versorgungseinrichtungen entdecken ILS als Quelle von attraktiven Renditen, die zudem kaum korreliert sind mit anderen Anlageklassen. Die Anlageklasse ILS setzt sich aus verschiedenen Segmenten zusammen, die bekanntesten sind Cat Bonds und private Rückversicherungstransaktionen.

Finanzkrisen lösen keine Erbeben aus
Die steigende Nachfrage nach ILS ist auf mehrere Gründe zurückzuführen. Die Korrelation von ILS zu den Finanzmärkten ist gering, da die Rendite der Produkte hauptsächlich mit den Preisen am Rückversicherungsmarkt bzw. dem Auftreten oder Ausbleiben von Versicherungsereignissen verbunden ist. Der Eintritt einer Naturkatastrophe geschieht jedoch unabhängig von den Ereignissen an den Finanzmärkten. Zudem sind die einzelnen Risiken innerhalb eines ILS Portfolios sehr gut diversifizierbar – ein Sturm löst kein Erdbeben oder eine Pandemie aus.

Vergleicht man die Performance des Swiss Re Cat Bond Total Return Index mit anderen Anlageklassen so werden die Vorteile von Cat Bonds deutlich (Grafik 1 in der Anlage zeigt den Swiss Re Cat Bond Total Return Index im Vergleich mit anderen Anlageklassen): Die Renditen erwiesen sich über die Zeit als stabil und waren auch in den Jahren der Finanzkrise positiv. Katastrophen wie der Wirbelsturm Katrina (2005) oder das Tohoku Erdbeben (2011) hatten nur kurzfristig einen Einfluss auf die Renditen.Der Grund hierfür ist, dass grössere Katastrophen in der Regel das Angebot für Rückversicherungsdeckung verknappen. Dies bringt steigende Prämien mit sich und verkürzt den Zeitraum der benötigt wird, um den erlittenen Verlust aufzuholen.

ILS im Portfolio – was bringt es?
Da sich die Renditen von ILS aus einem kurzfristigen Zins und einer festen Versicherungsprämie zusammensetzen, sind ILS im derzeitigen Umfeld mit tiefen Zinsen eine attraktive Anlageklasse. Zunehmend realisieren dies Investoren weltweit und beginnen ILS als Ersatz von High-Yield-Anleihen einzusetzen. Den Effekt zeigt auch Graphik 2 in der Anlage. Zwei Dinge lassen sich beobachten: Einerseits erhöht sich die Gesamtrendite des Portfolios leicht durch die Beimischung von ILS, andererseits reduziert sich die Volatilität des Portfolios signifikant.

Ein weiterer Vorzug von ILS wird gerne vergessen, scheint aber in einem Umfeld mit gewissen Inflationsrisiken immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. ILS haben von ihrer Struktur her kein Zinsänderungsrisiko. Steigt die Inflation, so steigt auch die Rendite der hinterlegten Sicherheiten einer ILS Transaktion. Diese „Floater-Charakteristik“ macht ILS zu einer inflations-neutralen Anlage.

Vorsicht, Liquiditätsinkongruenzen
Eigentlich erfüllen Versicherungsrisiken viele Anforderungen eines heutigen institutionellen Investors nicht. Traditionelle Rückversicherungskontrakte haben meist eine Laufzeit von einem Jahr, sie sind schwer kündbar (Liquidität!) und regelmässige Marktpreise gibt es nicht. Selbst die relativ liquiden Katastrophen- und Pandemiebonds, welche OTC gehandelt werden, sind für Investoren ohne Rückversicherungskenntnisse und stattliches Anlagevolumen schwer zugänglich.Eine Kombination von Rückversicherungs- und Kapitalmarktkenntnissen ist umbedingt erforderlich, um diese Anleihen detailliert zu analyieren.

Dank spezialisierter Anlagefonds können Investoren dennoch in ILS investieren. Diese Fonds werden von Experten mit Rückversicherungswissen verwaltet und bieten Investoren die Möglichkeit, über traditionelle Fondslösungen in reine Versicherungsrisiken zu investieren. Bei der Wahl eines Fondsproduktes sollten Versorgungswerke beachten, dass das gewählte Produkt keine Liquiditätsinkongruenzen aufweist. Eine Liquiditätsinkongruenz entsteht, wenn ein Fonds mit quartalsweiser Liquidität in einen  Rückversicherungsvertrag mit einer festen Laufzeit von 12 Monaten investiert. Durch Liquiditätsinkongruenzen entstehen zwei Probleme. Erstens könnte sich die Portfoliostruktur bei grösseren Rücknahmen von der geplanten Anlagestrategie entfernen, zweitens ist die Gleichbehandlung von zeichnenden und verkaufenden Investoren nicht mehr gewährleistet, weil Rückversicherungsverträge nicht direkt durch Marktpreise bewertet werden können.

Eine Lösung für dieses Problem bieten Fonds, die in Serien aufgelegt werden und deren Liquidität den zugrundeliegenden Rückversicherungsverträgen entspricht. Sobald eine Serie voll investiert ist, werden keine weiteren Investoren mehr zugelassen bzw. eine neue Serie für neue Investoren aufgelegt. Die bestehenden Investoren einer Serie erhalten erst dann ihr Geld zurück, wenn ein Rückversicherungsvertrag schadensfrei abgelaufen ist.

Für grosse Versorgungswerke können auch Mandate eine valable Alternative darstellen. Diese haben den Vorzug, dass das Versorgungswerk über ein eigenes Vehikel verfügt. Die Struktur des Portfolios kann das Versorgungswerk selber bestimmen und vom Fondsverwalter umsetzen lassen.

Das Tohoku Erdbeben und viele weitere Katastrophen…
Sind ILS heute attraktiver als vor einem Jahr? Das Magnitude 9.0 Tohoku Erdbeben vom 11. März 2011 führte zum vollständigen Verlust eines Cat Bonds, welcher von einer Zweckgesellschaft mit dem Namen „Muteki“ emittiert worden war. Muteki referenzierte auf die Erdbebenstärke an mehreren Messtationen in Japan, wobei jede Messung mit den versicherten Werten am jeweligen Ortgewichtet wurde. Im Gesamtergebnis hatte das Erbeben eine derartige Stärke, dass Investoren den kompletten Verlust der Anleihe hinnehmen mussten – ein Risiko, welches zuvor mit einer Rendite von Libor + 4,4% entschädigt worden war.

…haben ILS noch attraktiver gemacht
Das Erdben von Japan war bei weitem nicht die einzige grosse Katastrophe in diesem Jahr. Zusammen mit dem Zyklon Yasi (Australien), den Überschwemmungen in Queensland (Australien), den diesjährigen Erdbeben von Christchurch (Neuseeland) sowie den Tornados in den USA haben sich im ersten Halbjahr 2011 mehrere Katastrophen ereignet, welche Rückversicherungsdeckung deutlich verknappt haben. Wie eingangs erwähnt, hat der Rückversicherungsmarkt die Eigenheit, dass Prämien für Rückversicherungsrisiken nach schweren Katastrophen tendenziell steigen. Historisch gesehen, waren dies immer die besten Momente, in ILS zu investieren.


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Autoren


*Daniel Grieger ist Partner und Portfolio Manager für Insurance-linked Securities bei Twelve Capital, Zürich(<link>daniel.grieger@twelvecapital.com).

*Kristina Poliakova ist Investment Analyst für Insurance-linked Securities bei Twelve Capital, Zürich (<link>kristina.poliakova@twelvecapital.com).

In diesem Artikel geäusserte Meinungen entsprechen der persönlichen Sicht der Autoren und nicht den Organen, denen sie angegliedert sein könnten oder sind.