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Gastbeitrag: Strategieindizes bieten Mehrwert

Passive, indexbasierte Investments haben in den vergangenen Jahren einen Siegeszug im Asset Management erlebt. Mehr als die Hälfte der institutionell gemanagten Investments erfolgt mittlerweile indexbasiert. Dieser Trend wird auch in Zukunft anhalten.

Konrad Sippel

Denn Strategieindizes, die beispielsweise Erkennt- nisse aus der Portfoliotheorie umsetzen und über eine reine Marktabbildung hinausgehen, können Investoren einen Mehrwert gegenüber Marktinvestments bieten. Mit den verschiedenen Strategieindizes lassen sich langfristige Positionen ebenso wie kurzfristige taktische Investments umsetzen. Die Möglichkeiten im Asset Management verbessern sich damit erheblich.

Der Siegeszug von indexbasierten Investments hat bereits in den 1970er Jahren mit der Effizienz- markttheorie von Eugene Fama begonnen. Sie legte dar, dass die Märkte alle relevanten Informationen unmittelbar einpreisen. Eine langfristige Outperformance des Marktes ist daher nicht möglich beziehungsweise dem Zufall geschuldet. Seither haben zahlreiche Studien die These untersucht. Das Ergebnis ist vergleichsweise eindeutig: Die meisten Analysen zeigen, dass es den wenigsten aktiven Fondsmanagern über eine Auswahl der Einzeltitel langfristig gelingt, eine bessere Wertentwicklung als ihr Vergleichsmarkt zu erzielen. Investoren bilden ihre Investments in die wichtigsten Aktienmärkte daher zunehmend über Indizes ab. Zumal indexbasierte Investments in der Regel erheblich kostengünstiger als ein aktives Management sind.

Das Angebot an Indexprodukten, wie Exchange Traded Funds (ETFs) oder Derivaten, ist schnell gewachsen. Dadurch ist es für Investoren erheblich leichter geworden, indexbasierte Investments umzusetzen. Zudem sind die Kosten von Indexinvestments gerade für kleinere Anlagevolumina noch einmal gesunken. Diese indexbasierten Investments lassen sich über die klassischen, zumeist nach der Freefloat-Markt- kapitalisierung gewichteten Indizes effektiv umsetzen. Die Benchmarks spiegeln die Marktentwicklung treffend wider und stellen gleichzeitig eine hohe Diversifikation des Portfolios sicher, da sie bewusst eine Vielzahl von Einzeltiteln im Portfolio aufnehmen und breit gestreut in Branchen und Länder investieren. Ihre hohe Liquidität unterstützt zudem einen kostengünstigen Handel der gehaltenen Titel.


Weiterentwicklung der Indexkonzepte
Die Indexentwicklung macht jedoch nicht bei diesen klassischen, nach Marktkapitali- sierung gewichteten Konzepten halt. Strategieindizes setzen beispielsweise Erkenntnisse aus der Portfoliotheorie strikt regelbasiert um. Sie zielen nicht auf eine bestimmte Auswahl von Titeln mit einem besonders hohen Wertsteigerungspotential, sondern kombinieren die einzelnen Werte optimal. Das Risiko lässt sich so senken und damit das Risiko-Rendite-Verhältnis des Portfolios verbessern – und zwar auch in effizienten Märkten.

Beispielsweise zeigt eine Untersuchung auf Basis des EURO STOXX 50 Index von Jahresanfang 1992 bis Ende 2011: Das Risiko-Rendite-Verhältnis verbessert sich erheblich, wenn das Portfolio nach dem Minimum Variance-Ansatz zusammengestellt wird. So steigt die Sharpe Ratio von knapp 14 für das entsprechend der Freefloat-Marktkapitalisierung zusammengestellte Portfolio auf 35 bei einem Investment gemäß dem Minimum Variance-Ansatz. Die Kennzahl gibt Auskunft über die erzielte Zusatz- rendite gegenüber dem risikolosen Zins im Verhältnis zum eingegangenen Risiko. Auch der Value at Risk, der ein Maß für die Wahrscheinlichkeit von Verlusten ist, sinkt laut der Analyse bei einem Minimum Variance-Ansatz um mehr als zehn Prozentpunkte.


Risikooptimierung durch Minimum Variance-Ansatz
Bei der Umsetzung der Erkenntnisse aus der Portfoliotheorie stoßen Investoren jedoch häufig auf Schwierigkeiten. Denn ursprünglich ist hierfür die erwartete Rendite ins Verhältnis zum Anlagerisiko, wie es sich aus den Wertschwankungen des Portfolios ergibt, zu setzen. Allerdings lässt sich die erwartete Rendite nur schwer bestimmen, was die Steuerung der Anlage erschwert. Bei den Minimum Variance- Indizes konzentriert sich der Indexanbieter STOXX daher darauf, die erwartete Volatilität des Portfolios und damit die Anlagerisiken möglichst gering zu halten. Mithilfe des Modells der Spezialisten für Risikomanagement von Axioma wird eine Vielzahl möglicher Portfolioaufstellungen daraufhin untersucht, wie sich die Wertschwankungen im Gesamtportfolio verändern und wie unabhängig sich die einzelnen Wertpapiere voneinander entwickeln.

Anhand dieser Informationen lässt sich dann bestimmen, wie die einzelnen Werte zu gewichten sind, um ein optimal austariertes Portfolio zu erhalten. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass die Wertschwankungen und damit das Anlagerisiko für die entsprechende Marktposition so gering wie möglich gehalten werden. Der Anleger erhält damit einen Wertpapierkorb, der das Verhältnis von erwarteter Rendite und Volatilität optimiert und im Sinne der Portfoliotheorie „effizient“ ist.

Ein solches optimiertes Portfolio kann erheblich von der ursprünglichen Benchmark abweichen. Die Indizes werden daher in zwei Varianten berechnet. Die Indexvariante mit Einschränkungen legt eine maximale Abweichung vom ursprünglich zugrunde gelegten Index, also beispielsweise dem EURO STOXX, fest. Beispielsweise berück- sichtigt die Indexzusammenstellung die Investierbarkeit und Kappungsgrenzen der einzelnen Titel. Auch orientiert sie sich an der Diversifikation über Länder und Branchen des ursprünglichen Index. Die gesetzten Grenzen werden quartalsweise überprüft und die Indexzusammensetzung entsprechend angepasst.

Die Folge: Anleger erhalten mit dem Minimum Variance-Ansatz die gewünschte Marktposition, allerdings mit einem verbesserten Risiko-Rendite-Verhältnis. Eine zweite Indexvariante verfolgt dagegen ohne Einschränkungen eine optimale Zusammen- stellung des Portfolios. Es kann daher erheblich vom ursprünglichen Index abweichen. Diese Variante der Minimum Variance-Indizes eignet sich insbesondere als Benchmark, wenn dem Asset Manager weniger eine bestimmte Marktposition als vielmehr ein optimales Risiko-Rendite-Verhältnis als Investmentziel vorgegeben wird. Die Minimum Variance-Indizes sind dabei neben dem EURO STOXX für alle wichtigen weltweiten Anlageregionen erhältlich, wie beispielsweise Nordamerika, die Region Asien-Pazifik oder die BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China.  


Strategieindizes als Grundlage von Indexprodukten
Mit Strategieindizes erhalten Investoren jedoch nicht nur sinnvolle Benchmarks, um die Positionen in ihrem Portfolio optimal auszurichten. Vielmehr erweitern gerade Index- produkte auf ausgewählte Investmentstrategien die Möglichkeiten im Portfoliomanagement erheblich. Ein Beispiel sind die Risk-Control-Indizes. Sie bilden die weltweit wichtigsten Aktienmärkte ab. Dabei halten sie die Wertschwankungen und damit das eingegangene Risiko weitgehend beständig bei einem zuvor definierten Volatilitätsziel. Investoren erhalten ein Marktinvestment mit einer nahezu konstanten Risikoposition. Das Risikomanagement wird so erleichtert.

Die Indizes wechseln entsprechend des definierten Volatilitätsziels von 5, 10, 15, 20 oder 25 Prozent zwischen einer Position im Geldmarkt und einem Investment im zugrunde liegenden Aktienmarkt. Schwankt der Markt weniger als das jeweilige Volatilitätsziel vorgibt, investiert der Index gehebelt in den zugrunde liegenden Markt. Der Vorteil dieses Ansatzes: Steigen die Risiken im jeweiligen Aktienmarkt, schichtet der Index rechtzeitig in den Geldmarkt um. Das Verlustrisiko sinkt hierdurch. Denn in der Regel folgen Kursverluste auf einen Anstieg der Volatilität. Wie die Analyse über 20 Jahre zeigt, bilden die Indizes das definierte Volatilitätsziel in einem engen Band ab.

Mit Indexprodukten auf die Risk-Control-Indizes können Investoren ihrem Portfolio damit einfach Positionen in den wichtigsten weltweiten Aktienmärkten beimischen, die einem festgelegten Risikobudget weitgehend entsprechen. Auch das taktische Portfoliomanagement können die Strategieindizes erleichtern. Beispielsweise sind Indexprodukte auf Short- oder Leveraged-Indizes der weltweit wichtigsten Aktienmärkte unter professionellen Investoren beliebt.

Sie ermöglichen ein Short- oder gehebeltes Investment auf Basis der täglichen prozentualen Abweichung. Damit bieten die Indizes langfristig keine lineare Abbildung des jeweiligen Marktes und eignen sich allein für kurzfristige, taktische Investments. Mit ihnen können Investoren ihre positive oder negative Marktmeinung einfach umsetzen und damit beispielsweise schnell auf ein sich veränderndes makroöko- nomisches Umfeld reagieren. Die Möglichkeiten überdurchschnittliche Renditen zu erzielen steigen so.


Fazit
Strategieindizes bieten gerade institutionellen Investoren vielfachen Nutzen. Sei es als Benchmark, die ein optimiertes Risiko-Rendite-Verhältnis berücksichtigt, oder als Grundlage für Indexprodukte, mit denen sich Risikobudgets oder taktische Investment einfach managen lassen. Strategieindizes verbinden dabei ein strikt regelbasiertes Investment mit modernen Managementansätzen. Sie können so Marktinvestments wirkungsvoll ergänzen. Allerdings bleiben die klassischen nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes weiterhin ein wichtiger Baustein für das Portfolio. Denn mit ihnen lassen sich reine Marktinvestments einfach und zu geringen Transaktionskosten umsetzen.

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*) Konrad Sippel ist Global Head of Business Development bei STOXX Limited.