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Hamilton Lane: Zinshoch treibt Secondaries-Markt

Wieso der Trend zur Second-Hand-Investition im Bereich Private Markets für Käufer derzeit besonders interessant ist, erklärte Ralph Aerni, Head of Client Solutions EMEA bei Hamilton Lane, im Interview mit unserer Redaktion.

Ralph Aerni

Noch seien Secondaries im Private Market Bereich ein „spannendes Anlagethema“, so Aerni. Aber die Discounts, die Verkäufer auf ihre Portfolien gewähren (müssen), gehen bereits wieder zurück.

Getrieben wurde – und wird – der Secondaries-Markt durch den Zinsanstieg: „Das Marktumfeld für Fundraising ist so schwierig wie noch nie zuvor (sogar schwieriger als während der Global Financial Crisis)“, erläutert Aerni. Durch die Zinsanstiege steigen bei Versicherern mit viel Fixed Income im Portfolio auch die unrealisierten Verluste. Durch Held-to-Maturity-Ansätze gibt es keine Abschreibungen.

„Das heißt aber auch, dass sie nichts verkaufen und keine Liquidität generieren können“, so der Schweizer, der für Hamilton Lane das Frankfurter Büro leitet und ausbaut. Auch Immobilien, die im Portfolio sind, können derzeit schwer auf den Markt gebracht werden.

„Viele Versicherer und andere institutionelle Investoren sind dadurch in Privatmarktanlagen entsprechend ihrer Zielvorgaben überinvestiert und müssen die Quote erhöhen, oder verkaufen“, sagt Aerni. Viele haben sich zum Verkauf entschieden, aber er sieht auch, dass der „Sekundärmarkt noch nicht so stark angezogen hat, wie man das erwarten hätte können.“

Das liege einzig und allein an den unterschiedlichen Preisvorstellungen zwischen Angebot und Nachfrage. „Es kommt immer drauf an, wie groß die Not bei einem Portfolioinhaber ist“, so Aerni.

Heimatverbundene Infrastruktur
Der Sekundärmarkt biete gerade im Infrastrukturbereich für viele Investoren eine Einstiegsmöglichkeit, weil die J-Curve oder „das Tal der Tränen“, wie es Aerni nennt, vermieden werden kann.

Generell sieht der Hamilton Lane Manager „die DACH-Region als wichtigen Infrastrukturmarkt“, weshalb das US-Unternehmen seine Präsenz vor Ort in diversen europäischen Regionen ausgebaut hat & weiter aufstockt.

Regionale Geschmäcker und „Home Bias“ spielen bei den strategischen Überlegungen des Unternehmens eine große Rolle, bestätigt Aerni.

So hätten viele Pensionskassen in der Schweiz, die per Gesetz vor drei Jahren eine eigene Infrastrukturquote von 10% setzen können, diese „bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“.

Für Deutschland und die Schweiz bestätigt Aerni „viel Home Bias“ bei den Infrastrukturinvestitionen. Allerdings ist er überzeugt, dass gerade die Schweizer Pensionskassen „zunehmend ins Ausland gehen werden“, um mehr und diversifiziertere Infrastrukturanlagen zu nützen.

Anders sei es etwa im Bereich Private Equity, wo die Schweizer schon lange hauptsächlich in die USA blicken. Hier sei der Heimmarkt einfach zu klein und Währungsabsicherungen schreckten die Schweizer Investoren viel weniger als Institutionelle in anderen europäischen Regionen, die den Euro eingeführt haben. „Deutsche institutionelle Investoren wollen lieber Private-Equity-Anlagen in Europa – und da gibt es auch genug,“ so Aerni.

ESG, Private Credit und Venture Capital
Andere wichtige Punkte im Private-Market-Bereich sieht Aerni natürlich auch im Thema ESG. Interessant findet er hier zu beobachten, dass europäische institutionelle Investoren eher auf Umweltthemen fokussieren und sich z.B. für Solaranlagen etc. interessieren. „In den USA gibt es stärkeres Interesse an sozialen Themen, wie etwa Schulen für Minderheiten“, so Aerni.

Apropos USA: Das dort bereits sehr große Thema Private Credit wird seiner Ansicht nach auch verstärkt nach Europa kommen. „Es gibt großen Bedarf und man sieht ja, welchen Problematiken sich Banken gegenüberstehen“, so Aerni. In den USA haben Banken nur mehr 10% Marktanteil im Kreditbereich.

Bei Venture Capital stellt sich für Aerni die Frage, wie lange es noch dauern wird, bis wir an Börsen großflächiger wieder IPOs sehen werden: „Bewertungen im VC-Bereich werden unter Druck kommen, weil IPOs noch geschlossen sind und Neuinvestments zu deutlich tieferen Bewertungen erfolgen – Es ist ein Käufer-, kein Verkäufermarkt.

Die andere Frage sei natürlich, wie lange die Rezession dauern werde: „Wir glauben, dass die Zinsen etwas zurückkommen werden, aber die FED könnte etwas zu langsam reagieren und die Rezession länger bleiben“, so Aerni abschließend. Damit bestehe die Möglichkeit, dass der Markt zum Geldeinholen noch „zwei bis drei Jahre harzig“ bleibe.