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„High Yield ist definitiv derzeit eine der interessanten Alternativen im Fixed Income-Bereich“

Die Suche nach Rendite im Fixed Income Bereich ist auch 2016 für institutionelle Anleger eines der großen Themen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur, Frank Schnattinger, sprach mit Martyn Hole, Investment Specialist, Capital Group, über Auswege für institutionelle Anleger aus der Zinsfalle.

Martyn Hole

 

IPE Institutional Investment: Martyn, das aktuelle Niedrigzinsumfeld ist für unsere Generation zwar ein echtes Phänomen, in der Historie allerdings beileibe nichts Unbekanntes…
Hole: Völlig richtig. Schauen Sie sich beispielsweise die Zeit nach der „Großen Depression“ in den 1930er Jahren an. Wir sprechen hier von einem Niedrigzinszeitraum von 30 Jahren bis Anfang der 60er Jahre. Auch Ende des 19. Jahrhunderts konnte man dieses Phänomen schon einmal betrachten.

IPE Institutional Investment: Lower for longer bleibt also die Devise?
Hole: Zwei Faktoren sind für die aktuellen Niedrigzinsen verantwortlich: Die QE-Bemühungen der Notenbanken weltweit und die niedrigen Wachstumsraten der globalen Wirtschaft. Eine nachhaltige Änderung kann ich hier nicht erkennen. Insofern ist es wahrscheinlich, dass wir uns in einem längerfristigen Niedrigzinsumfeld befinden. Historisch ist dies, wie gesagt, nichts Ungewöhnliches.

IPE Institutional Investment: Die Alternativen für Anleger abseits von Staatsanleihen werden immer geringer, auch Corporate Investment Grade wirft kaum mehr eine Rendite ab. Was bleibt?
Hole: High Yield ist definitiv derzeit eine der interessanten Alternativen im Fixed Income-Bereich, gerade nach der Korrektur, die wir am Markt gesehen haben. Diese hat nicht nur die Bereiche Energie und Rohstoffe getroffen, sondern auch viele fundamental gesunde Werte aus anderen Branchen und Bereichen auf ein attraktives Niveau zurückgeführt.

IPE Institutional Investment: Worauf müssen Investoren achten?
Hole: High Yield ist ein komplexes Thema. Ich warne davor, sich ohne langjährige Erfahrung selbst in diesem Bereich zu bewegen. Es ist wichtig, zu bedenken in welchen Bereich der Kapitalstruktur eines Unternehmens man investiert. Dies kann im Fall der Fälle entscheiden, ob Sie im Default-Fall ihr Geld verlieren oder einen Teil ihres Investments wiedererlangen.

IPE Institutional Investment: Sie sprechen Ausfälle an – wie sehen Sie die möglichen Recovery-Rates aktuell?
Hole: Ganz klar, es wird im aktuellen Umfeld aller Voraussicht nach zu mehr Ausfällen kommen, als in der jüngeren Vergangenheit. Durchschnittlich zeigt der High Yield-Markt eine Recovery-Rate von rund 30%. Mit einem guten Management sollten Sie allerdings auch in den nächsten Jahren in der Lage sein, über 50% zurück zu erhalten.

IPE Institutional Investment: Ein weiteres „Rendite-Thema“ ist derzeit EM-Debt…
Hole: Emerging-Markets-Debt ist für uns strategisch eine sehr interessante Portfolioergänzung. Die Assetklasse ist über die letzten Jahre deutlich breiter und tiefer geworden und bietet Anlegern aktuell eine sehr interessante risikoadjustierte Rendite.

IPE Institutional Investment: Machen Investments in lokaler Währung hier Sinn?
Hole: Kurzfristig ist es schwer, hier eine Prognose zu treffen. Die meisten Währungen der EM-Länder zeigten sich in den vergangenen Jahren deutlich schwächer gegenüber dem US-Dollar und es gibt erste Anzeichen, dass hier in den meisten Fällen ein Boden gefunden ist. Auf Sicht von 6-12 Monaten möchte ich mich nicht aus dem Fenster lehnen, aber für einen mittelfristig orientierten Investor dürfte die Währungsseite hier eher Rücken- als Gegenwind bieten.

IPE Institutional Investment: Ein Thema im aktuellen Umfeld sind für Sie auch Dividendenstrategien. Wie sehen Sie hier den „Investment Case“?
Hole: Ein sehr gutes Thema! Ich möchte dazu allerdings eine ganz wesentliche Einschränkung machen: Es ist nicht nur wichtig auf die aktuelle Dividende zu schauen, sondern insbesondere auch, welchem Unternehmen es gelingt, über die Jahre die Dividende nachhaltig zu steigern. Wir nennen diese Werte „Dividend Growers“. Unsere Untersuchungen zeigen hier, dass sich diese Werte langfristig deutlich besser als der breite Benchmark entwickeln.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie diese Unternehmen aktuell bewertet?
Hole: Trotz des gestiegenen Interesses an der der Dividendenthematik sind sie oft noch immer sehr attraktiv. Gerade die Dividend Growers sind nach unseren Berechnungen derzeit gegenüber den stabilen Dividendenzahlern attraktiv bewertet. Insgesamt macht ein gut diversifiziertes Portfolio aus aktuell soliden Ausschüttungen und künftigen Dividendenwachstum Sinn.

IPE Institutional Investment: Wir haben nun über drei unterschiedliche Strategien im aktuellen Umfeld gesprochen. Wenn Sie abwägen müssten, gäbe es einen klaren Favoriten?
Hole: Es kommt wie immer auf den Einzelfall darauf an, insofern macht eine pauschale Antwort kaum Sinn. Grundsätzlich würde ich aber festhalten, dass eine gesunde Diversifikation in verschiedene Income-Strategien viel Sinn macht.

IPE Institutional Investment: Martyn Hole, besten Dank für diese Einblicke!