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„Ich bin überzeugt, dass die Aktienquoten langfristig steigen werden“

Trotz des Niedrigzinsumfelds zögern institutionelle Anleger vielfach nach wie vor, dem Aktienexposure mehr Raum im Portfolio zu geben. Hintergrund sind die gut gelaufenen Kurse sowie das seit dem zweiten Halbjahr 2014 zunehmend volatiler werdende Umfeld. Langfristig dürften Aktien jedoch zu den vielversprechendsten Anlagealternativen zählen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Jean-François Clément, Investment Director Equities bei Unigestion, über sinnvolle Aktienstrategien und die Bedeutung des Risikomanagements in diesem Umfeld.

Jean-François Clément

IPE Institutional Investment: Herr Clément, wie würden Sie Unigestion in wenigen Sätzen umschreiben?
Clément: Wir sind ein unabhängiger Vermögensverwalter mit rund 17 Mrd. Euro Assets under Management, gegründet 1971 in Genf. Da wir in Privatbesitz sind, ist unser einziges Bestreben, unseren Kunden langfristig optimale Anlagemöglichkeiten zu bieten, unabhängig von kurzfristigen Vertriebszielen. Wir haben hier den Anspruch, jeden einzelnen Kunden bestmöglich zu beraten und eine individuelle Lösung zu erarbeiten. Entsprechend verwalten wir über die Hälfte unseres Vermögens in Einzelmandaten.

IPE Institutional Investment: Wo liegen die Investmentschwerpunkte?
Clément: Wir bedienen insbesondere die Assetklassen Aktien, Hedgefonds, Private Assets und Cross Asset Solutions. Als Strategie setzen wir über alle Anlageklassen sehr stark auf das Thema ESG/SRI.

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie Ihre Investmentphilosophie beschreiben?
Clément: Wir glauben, dass überdurchschnittliche Renditen nur mittels eines effizienten Risiko-Managements erzielt werden können. Die Downside-Protection steht also im Mittelpunkt des Interesses, teilweise auch mittels Umsetzung via Derivate.

IPE Institutional Investment: Letztlich steht also die Erzielung von absoluten Erträgen im Mittelpunkt?
Clément: Im Prinzip ja. Wir sehen hier großes Kundeninteresse, gerade für spezifische Absolute Return-Strategien im Aktienbereich, wo wir mit unseren Strategien eine attraktive Rendite-Asymmetrie darstellen können.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns konkret über Ihre Vorgehensweise sprechen…
Clément: Normalerweise werden quantitative „Minimum-Varianz“ Strategien oder Strategien mit niedriger Volatilität verwendet, um höhere risikoadjustierte Renditen zu generieren. Grundsätzlich ist dies ein sehr guter Start, allerdings sind wir in unserer Strategie noch einen Schritt weiter gegangen und steuern das Risiko aktiv unter Verwendung eines dynamischen Risikobudgets. In der Folge passen wir das Aktienexposure durch die bereits angeführte Derivate-Strategie den Marktbedingungen an.

IPE Institutional Investment: Wie wichtig ist die Robustheit des zugrunde liegenden Aktienportfolios an sich.
Clément: Wir setzen hier auf ein quantitatives Analyseverfahren um zunächst ein Portfolio mit erstklassigen und stabilen Unternehmen aufzubauen. Entscheidend hier ist, dass es in der Portfoliokonstruktion gelingt, durch verschiedenste Szenarioanalysen unterschiedliche Entwicklungen zu antizipieren und diese im Prozess je nach Wahrscheinlichkeit zu implementieren. Erst dann haben wir unsere Hausaufgaben als Portfoliomanager richtig gemacht und können auf dieser Basis das Exposure dynamisch und im Einklang mit unserem Marktausblick steuern.

IPE Institutional Investment: Sehen Sie durch das Niedrigzinsumfeld deutlich mehr Interesse an Aktienbasierten Strategien?
Clément: Ja, aber man erkennt auf der Investorenseite deutlich, dass sich kaum eine Adresse ein großes Aktienexposure ohne ein gewisses Maß an Absicherung leisten kann.

IPE Institutional Investment: Vermutlich allerdings mit sehr unterschiedlichen Definitionen hinsichtlich Risikoparameter?
Clément: In der Tat, hier gibt es keine „One-Size-Fits-All“-Lösung. So können Pensionskassen mit einer Unterdeckung kaum ins Risiko gehen, entsprechend vorsichtig müssen wir die Strategie aufsetzen. Auf der anderen Seite gibt es Adressen die deutlich mehr Risiko und damit auch Ertragschancen wünschen. Es kommt auf den einzelnen Fall an.

IPE Institutional Investment: Woher kommen die Zuflüsse in Absolute Return-Strategien?
Clément: Es sind teilweise Investoren, die es als eine Art Cash-Ersatz mit etwas höherem Risiko ansehen. Auf der anderen Seite sind es Investoren, die ihr Multi-Asset-Portfolio mit dieser Investmentstrategie weiter diversifizieren wollen. Insbesondere unter großen institutionellen Adressen sehen wir diesen Trend.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie insgesamt den Trend bei der Aktienquote? Steigend aufgrund mangelnder Alternativen oder fallend aufgrund der diversen Regularien und weltpolitischen Risiken?
Clément: Angesichts des aktuellen Bewertungsniveaus sieht man derzeit auf Investorenseite tatsächlich eher die Suche nach Absicherung, langfristig bin ich aber überzeugt, dass die Quoten eher steigen werden.


IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einschätzungen!