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„Im Bereich Local Currency gibt es unseres Erachtens bessere Investmentopportunitäten“

Deutlich erholt zeigten sich die asiatischen Bondmärkte zuletzt von der Korrektur des Sommers 2013. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Alia Yousuf, CFA, Lead Portfolio Manager, Asia Local Rates and FX Strategies, ING Investment Management über die aktuelle Lage.

Alia Yousuf

IPE Institutional Investment: Frau Yousuf, gegenüber verschiedenen geopolitischen Krisenregionen besticht Asien derzeit mit stabilen Verhältnissen. Dennoch, in Asien gab bzw. gibt es 2014 ein Reihe interessanter Wahlentscheidungen. Zudem war zumindest in Thailand 2014 auch das Volk auf der Straße. Wie sehen Sie aktuell die Märkte?
Yousuf: Lassen Sie mich direkt mit Thailand starten. Hier konnte man in den letzten Monaten wieder deutlich erkennen, dass der Demokratiegedanke im Volk nicht wirklich fest verankert ist. Eher die Sehnsucht nach einer Militärregierung, die für Stabilität und Sicherheit sorgt. Daran sind die letzten Regierungen gescheitert. Auf Basis der aktuellen Daten sehen wir Thailand aber durchaus positiv. Die wirtschaftlichen Daten zeigen nach oben und Investoren sind bislang noch unterinvestiert. Das schafft Investmentchancen.

IPE Institutional Investment: Wie sieht es beim Taktgeber in Asien, dem chinesischen Markt, aus?
Yousuf: China hat sich in den vergangenen Monaten wieder in eine positive Situation manövriert. Zu Jahresanfang hatten noch die restriktiven monetären Maßnahmen dafür gesorgt, dass große Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Wachstumsraten den Markt dominierten. Diese konnten im Jahresverlauf dank guter Wirtschaftsdaten zerstreut werden. Auch wir sehen den Markt zumindest bis zum Jahresende positiv, sind aber langfristig eher skeptisch, ob es der Regierung weiter gelingen wird, die Markterwartungen zu erfüllen. Keine Gefahr sehen wir dagegen vom Immobilienmarkt oder aus dem „Shadow Banking“ Sektor.

IPE Institutional Investment: Gerade dem Thema der „Schattenbanken“ wird in China ja immer wieder eine Gefahr für den Kreditmarkt unterstellt…
Yousuf: Manche Marktteilnehmer vertreten in der Tat diese These. Wir haben uns den Sachverhalt bereits zum Jahresanfang genauer angesehen und sind ganz klar zu dem Schluss gekommen, dass angesichts der zu erwartenden Kreditausfälle und der geringen Größe des Schattenbankensystems an sich in China, dies auch im Zuge einer wirtschaftlichen Abschwächung klar beherrschbar sein wird.

IPE Institutional Investment: Ein anderes Schwergewicht im asiatischen Markt ist Indien. Hier haben Sie Ihre Bestände allerdings reduziert?
Yousuf: Indien bewegt sich unseres Erachtens in die richtige Richtung. Wir waren hier auch sehr positiv für den Markt bis zur Wahl. Danach konnte man deutlich erkennen, dass zu hohe Erwartungen an die neue Regierung gestellt wurden. Daher sind wir aktuell untergewichtet. Der Fokus der Regierung liegt auf dem Thema der Konsolidierung. Dies begrüßen wir ausdrücklich und sehen Indien auch fundamental in eine gute Richtung gehen. Der Markt bleibt in jedem Fall interessant für uns.

IPE Institutional Investment: Auch Indonesien hat erst vor wenigen Wochen gewählt…
Yousuf: Indonesien sieht wirtschaftlich sehr gut aus. Offen ist hier allerdings noch, wie die finale politische Koalition aussehen wird. Wenn es gelingt, weitere Parteien mit ins Boot zu nehmen und damit einen breiten Konsens zu schaffen, dürfte sich dies sehr positiv für den Markt auswirken.

IPE Institutional Investment: Noch eine Frage – zum malaysischen Markt!
Yousuf: Eine gut entwickelte Wirtschaft, die man eigentlich auch kaum mehr zum engeren Kreis der Emerging Markets zählen kann. Die letzten Wirtschaftsdaten sahen entsprechend gut aus, allerdings ist dieser „Lauf“ auch bereits in den Kursen bzw. Spreads eingepreist. Grundsätzlich aber mögen wir sowohl die malaysische Wirtschaft als auch die Währung.

IPE Institutional Investment: Ich sprach es bereits an: bislang haben globale Themen kaum eine Rolle an den asiatischen Märkte gespielt. Wird das im zweiten Halbjahr so bleiben?
Yousuf: Ich glaube kaum. Nach all den Wahlen und innenpolitischen Diskussionen dürfte der Blick nach der Sommerpause wieder über den Tellerrand hinausgehen. Wobei aktuell allerdings zu konstatieren ist, dass z.B. das Thema Russland/Ukraine keine negativen Effekte hat, im Gegenteil.

IPE Institutional Investment: Inwiefern?
Yousuf: Wir sehen angesichts der aktuellen Spannungen Russlands mit dem Westen in der Frage um die Ukraine, dass russische Gelder eher in die chinesische Währung als in den US-Dollar oder Euro fließen. Davon könnte der asiatische Markt noch weiter profitieren.

IPE Institutional Investment: Dennoch dürfte die Politik der US-Notenbank von starkem Interesse für Sie sein…
Yousuf: Ganz sicher! Die Entwicklung in den USA wird den Markt maßgeblich beeinflussen, allerdings nicht mehr in Form eines „Schocks“ wie im Sommer 2013. Unsere Erwartung ist hier ganz klar, dass die Zinsen in den USA nur zögerlich und nur in einem bestimmten Rahmen steigen werden. Dies dürfte dann auch für die Märkte in Asien gut zu verdauen sein.

IPE Institutional Investment: Was suchen Investoren in Asien derzeit – eher das Plus an Rendite oder globale Diversifikation?
Yousuf: Angesichts des Renditeumfelds in den Developed Markets ganz klar den Pick-up bei der Rendite. Dabei sehen wir aktuell das größere Interesse bei Hard Currency-Anleihen als bei Local Currency. Die Risikobereitschaft ist hier aktuell gering.

IPE Institutional Investment: Ein Fehler?
Yousuf: Unser Ansicht nach ja! Der Spread bei Hard Currency Produkten ist bereits wieder sehr eng. Im Bereich Local Currency gibt es unseres Erachtens bessere Investmentopportunitäten.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke!