Foundation | Welcome

Menu


„In den meisten Fällen sprechen wir von einer Kreditrisiko-Allokation, die vom liquiden in den illiquiden Bereich verschoben wird“

Die auf das KMU-Segment spezialisierte europäische Investmentgesellschaft Idinvest Partners hat Ende vergangenen Jahres unter dem Titel „Chancen nutzen: Private Debt in Europa“ einen Leitfaden für Private Debt-Investoren veröffentlicht. Das Papier soll eine erste Orientierung für institutionelle Investoren bieten, die eine Beimischung von Private Debt in ihr Portfolio in Erwägung ziehen, bisher aber noch keine vertieften Kenntnisse der Assetklasse haben. IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Reza Machdi-Ghazvini, Investor Relations Director bei Idinvest Partners, über die aktuelle Situation am Markt.

Reza Machdi-Ghazvini

IPE D.A.CH: Herr Machdi, wie sehen Sie die aktuelle Situation am Private Debt-Markt im Frühjahr 2019 – was ist derzeit höher, das Angebot oder die Nachfrage?
Machdi-Ghazvini: Das Investoreninteresse an Private Debt ist nach wie vor gegeben. Typischerweise sind die größeren Investoren bereits wesentlich weiter, was die „neue“ Assetklasse angeht. Auch das Angebot ist zunächst einmal ausreichend vorhanden, hier kommt es aber auf die Selektion an. Gute Kreditqualität mit einer adäquaten Verzinsung ist dann schon eher eine knappe Ressource. Wir haben uns beispielsweise 2018 rund 300 Transaktionen in Europa angesehen und sind bei 15 letztlich eingestiegen.

IPE D.A.CH: Sie sind europaweit aktiv. Welche Märkte sind augenscheinlich besonders interessant?
Machdi-Ghazvini: Zunächst einmal sind Großbritannien, Frankreich und Deutschland die drei größten Private Debt-Märkte, in denen auch ein ausreichend großes Volumen an Kundengeldern zur Verfügung steht und die auch eine breite Auswahl an interessanten Transaktionen bieten. Etwas schwieriger ist es in den anderen Märkten, wo oftmals das geringe Anlagevolumen ein limitierender Faktor ist.

IPE D.A.CH: Gibt es auf Grund von Brexit und Fremdwährungsrisiko größere Vorbehalte unter deutschen Investoren am UK-Markt?
Machdi-Ghazvini: Man spürt aktuell durchaus den einen oder anderen Vorbehalt an einer Beimischung von UK-Debt. Unser Fokus bei Idinvest Partners auf die Märkte Frankreich und Deutschland sowie kleineren Beimischungen aus anderen Ländern wird daher derzeit sehr positiv aufgenommen.

IPE D.A.CH: Sie sind mit Idinvest sehr stark im Mid-Cap-Segment tätig. Was sind die Vorteile für Investoren?
Machdi-Ghazvini: Wir zählen dazu das Segment der Unternehmen von 5-15 Mio. Euro EBITDA und gehören hierzu nur noch einer Hand voll Anbieter, da sich die Masse mittlerweile im Segment für höher kapitalisierte Unternehmen orientiert hat und durch den Anlagedruck dort die Renditen nach unten treibt. Unsere Wettbewerber sind dagegen eher lokale Banken und Sparkassen, die als Kreditgeber auftreten.

IPE D.A.CH: Aus welchen Bereichen werden auf Anlegerseite Gelder neu im Private Debt-Sektor allokiert?
Machdi-Ghazvini: In den meisten Fällen sprechen wir von einer Kreditrisiko-Allokation, die vom liquiden in den illiquiden Bereich verschoben wird, um eine höhere Rendite zu generieren. Wir sprechen hier bei vergleichbarem Rating immerhin von einer Prämie von 300 bis 500 Basispunkten.

IPE D.A.CH: In den USA machen Private Debt-Investments teilweise mehr als ein Fünftel der Fixed Income-Portfolios aus, welche Zielgrößen sehen Sie bei institutionellen Investoren im deutschsprachigen Raum?
Machdi-Ghazvini: Derzeit zeigen für Europa verschiedene Studien einen Anteil von 2-3%, gerade Deutschland dürfte sogar noch darunter liegen. Insofern haben wir sicher noch einen großen Weg zu gehen. Die Schweiz kann hier als Vorbild gelten, hier sprechen wir über Anteile von 10% in der Fixed Income-Allokation. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir auch in Deutschland und Österreich auf Sicht von fünf bis zehn Jahren eine ähnliche Größenordnung erreichen werden.

IPE D.A.CH: Hat die Bewertung unter Solvency II der Assetklasse einen Schub gegeben?
Machdi-Ghazvini: Die Solvency Capital Ratio von rund 10% in Verbindung mit einer Netto-Rendite von 7-8% ist für viele Anleger ein starkes Argument für die Assetklasse, ganz klar! Vergleichen Sie das einmal mit der Investmentgrade-Rendite im 5-Jahresbereich.

IPE D.A.CH: Was macht Ihnen Sorgen?
Machdi-Ghazvini: Ich würde es nicht Sorgen nennen, aber auf zwei Punkte ist definitiv zu achten: Zum einen sind das die Covenants, gerade im Large-Cap-Bereich sind mittlerweile 80% der Transaktionen Covenant lite geworden. Der Gedanke, diese Bewegung auch im Direct Lending zu sehen, bereitet mir etwas Bauchschmerzen. Auch die First- und Second-out-Tranchen, die wir zunehmend im Direct Lending-Bereich sehen, und die Banken eine Senior-Position gegenüber den anderen Kreditgebern verschaffen, sehen wir sehr skeptisch. Recovery Rates von 90% im Falle eines Ausfalls, wie wir sie zuletzt hatten, sind dann nicht mehr zu erreichen.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für diese Einblicke.