Milton Friedman hat einmal gesagt, dass Inflation eine Form der Steuer ist, die ohne Gesetzgebung erhoben werden kann. Nun, Steuerarten haben wir schon genug. Das Geld unter der Matratze horten, bringt jedoch auch nichts, denn eine der Tatsachen modernen Lebens ist, dass alles teurer wird – am Ende.
Das Bundesfinanzministerium will eine neue Klasse von Staatsanleihen begeben, bei denen der Abnehmer kein Inflationsrisiko trägt, so genannte inflationsindexierte Staatsanleihen. Im Gegensatz zu Nominalschuldverschreibungen erhöht sich der Nennwert einer inflationsindexierten Anleihe um die Inflationsrate. Die jährliche Zinszahlung ist jedoch geringer als bei herkömmlichen Anleihen. Um die neue Klasse der Anleihen für eine breite internationale Investorengruppe interessant zu machen, werden die neuen inflationsgeschützten Anleihen an den harmonisierten Verbraucherpreisindex für die Euro-Zone gekoppelt. Der Bund verspricht sich von der neuen Schuldenklasse rund 10 Mrd. Euro, die jährlich ab 2005 aufgenommen werden sollen.
Zur Geschichte von inflationsgeschützen Anleihen
Der Bund orientiert sich damit auch an einigen Ländern, die bereits solche Anleihen begeben. In Großbritannien haben diese Papiere eine lange Tradition. 1981 wurden sie als Antwort auf die Erfahrungen der Inflation in den 70ern eingeführt. Pensionsfonds hatten damals größte Schwierigkeiten, ihre Werte zu erhalten. Australien folgte 1985 dem britischen Beispiel, Frankreich in den 90ern, die USA zogen 1997 nach.
Frankreich und Italien versuchen den Nachfrageüberhang nach inflationsindexierten Staatsanleihen abzudecken und nehmen eine Art Vorreiterrolle innerhalb Europas ein. Die steigende Nachfrage nach inflationsindexierten Anleihen ist sicher auch ein Grund für Deutschland jetzt nachzuziehen, damit man das Feld nicht gänzlich den Franzosen und Italienern überlässt.
Vorteile von inflationsgeschützten Anleihen
In Großbritannien nehmen die inflationsindexierten Anleihen bereits ein Drittel des Anleihemarktes ein- mit wachsendem Trend. Nicht ohne Grund, denn die größten Vorteile bringt diese Assetklasse für institutionelle Anleger, wie zum Beispiel Pensionsfonds mit sich. Institutionelle Anleger werden durch bilanzrechtliche Vorgaben immer stärker zu einer marktnahen Bewertung ihrer Aktiva gezwungen. Durch den Kauf indexierter Anleihen können sie verhindern, dass sich Aktiva und Passiva inflationsbedingt auseinander entwickeln. Hinzu kommt, dass das Risikoprofil einer solchen Anleihe natürlich extrem niedrig ist. Manche Investoren können auch die Volatilitäten der Erträge, die konventionelle Anleihen oder Aktien bringen, nicht mehr tolerieren. Pensionskassen müssen ihren Verbindlichkeiten nachkommen – aber was mit höherem Ertrag verbunden ist, geht mit höherem Risiko einher. Inflationsindexierte Anleihefonds bieten hier eine sichere Alternative.
Warum man „Linkers“ - inflationsgesicherte Anleihen - im Portfolio haben sollte, ist eigentlich allgemein bekannt - um sich vor steigender Inflation zu sichern. Da sowohl die eigentliche Anleihe als auch der Zinskupon an der Inflationsentwicklung ausgerichtet sind, kann ein Portfolio mit inflationsgeschützten Anleihen seinen Wert langfristig erhalten. Potentiell kann der Ertrag eines aktiv gemanagten Portfolios über der Inflationsrate liegen.
Weniger bekannt hingegen ist, dass Anleihen mit Inflationsschutz noch einen weiteren Zusatznutzen bieten – eine Ertragsdiversifizierung. Sie verhalten sich anders als herkömmliche Staatsanleihen und können, als Beimischung in einem gut positionierten Portfolio, dazu beitragen, den Ertrag zu steigern und die Ertragsvolatilität zu reduzieren.
Dieser Zusatznutzen schlägt sich natürlich zu einem gewissen Grad im Kurs nieder – inflationsgeschützte Anleihen erzielten im 3-Jahreszeitraum bis März 2005 gegenüber herkömmlichen Anleihen, die eindruckvolle 14,5 % p.a. rentierten, 2 % Outperformance. Diese gute Wertentwicklung sollte potentielle Investoren jedoch nicht abschrecken. Es ist noch nicht zu spät für eine Anlage: wir gehen davon aus, dass inflationsgeschützte Anleihen in den nächsten Jahren noch viele Vorteile für Anleger bieten können werden. Insbesondere europäische Pensionsfonds zeigen starkes Interesse, ihre Allokation in inflationsgesicherte Anleihen zu erhöhen.
Lesen Sie nächsten Dienstag, im zweiten Teil der Serie, warum das Umfeld für inflationsgeschützte Anleihen derzeit ideal ist.