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Infrastrukturinvestments - Mit ETFs vom boomenden Energiemarkt in den USA profitieren

Infrastrukturinvestments stehen bei institutionellen Investoren hoch im Kurs. Denn sie bieten aufgrund ihrer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung hohe und vergleichsweise konstante Erträge. Bislang nutzen die Investoren vor allem direkte Investments in Infrastruktur. Mit Infrastrukturunternehmen holen sie sich die Eigenschaften der Aktienmärkte - in diesem Fall ungewünscht - mit in das Portfolio. Dies ist der Grund, warum auch ETFs auf Infrastrukturunternehmen bislang weniger erfolgreich waren. Eine Alternative ist die Abbildung von Master Limited Partnerships (MLPs) auf Infrastruktur. MLPs sind Gesellschaften nach US-Recht, die an der Börse gehandelt und vornehmlich im Energiesektor tätig sind. Ihre Umsätze entstehen größtenteils aus Gebühren für die Weiterleitung von Energie. Über einen ETF können Investoren nun von diesem Wachstumsmarkt profitieren und gleichzeitig konstant stabile Erträge erwirtschaften.

Bernhard Wenger

In den letzten Jahren hat sich der Energiemarkt in den USA grundlegend gewandelt. Bis 2005 war die größte Volkswirtschaft der Welt noch sehr stark von Öl- und Gasimporten abhängig. Denn der hohe Energiebedarf konnte durch die konventionellen Öl- und Gasvorkommen im Inland nicht gedeckt werden. Die Entwicklung von neuen Förderungstechnologien, mit denen die bisher schwer zugänglichen, unkonventionellen Reserven, wie Schieferöl- und -gas, erschlossen und gefördert werden können, hat jedoch eine Trendwende eingeläutet. Allein im Jahr 2012 hat sich die US-amerikanische Ölproduktion um 790.000 Barrels pro Tag erhöht, was dem stärksten jährlichen Wachstum seit 1859 entspricht. Damit geht das weltweite Angebotswachstum fast ausschließlich, zu 97%, auf die USA zurück. Laut der Internationalen Energieagentur IEA werden die Vereinigten Staaten bis 2020 Saudi Arabien und Russland als weltweit größten Ölproduzenten überholen. Durch die Einführung des sogenannten Fracking und des damit einhergehenden Booms ist die USA mittlerweile nahezu autark, was ihren Energieverbrauch betrifft.

Ausbau der Energieinfrastruktur nötig
Die Revolution im Bereich der Förderung stellt allerdings die Energieinfrastruktur des Landes vor große Herausforderungen. Das höhere Volumen und vor allem die Anbindung der neu erschlossenen Vorkommen mit den dazugehörigen Produktionsanlagen an das bestehende Netzwerk haben erhebliche Investitionen in den Ausbau des Transportsystems für Energieträger erfordert. Zu diesem Zweck sind zahlreiche Master Limited Partnerships gegründet worden. MLPs sind US-Gesellschaften, die als Kommanditgesellschaft strukturiert sind. Um als MLP zu gelten, muss die Partnerschaft mindestens 90% ihres Einkommens aus „qualifizierten Quellen“ generieren. Neben Zinsen, Dividenden, Immobilienmieten, Erträgen aus Veräußerungen von Immobilien oder Anlagen, gehört dazu insbesondere die Bewirtschaftung von Naturressourcen, wie Erforschung, Förderung, Bergbau, Transport, Lagerung und Vermarktung jeglicher Mineralien oder Naturressourcen.

Aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen haben sich MLPs vor allem im Energiesektor etabliert. MLPs werden an US-Börsen genauso wie Aktien gehandelt, wobei sich Investoren als beschränkt haftende Kommanditisten an der Gesellschaft beteiligen. Ein MLP ist eine Durchlaufgesellschaft, die keine Körperschaftssteuer zahlen muss. Stattdessen wird die Steuer direkt bei den Anteilinhabern erhoben. MLPs zahlen üblicherweise den Großteil des operativen Cashflows quartalsweise in Form einer Kapitalrendite aus. Dementsprechend weisen sie eine vergleichsweise hohe Rendite auf und verfolgen das Ziel, die Mittelausschüttungen über die Zeit zu vergrößern. Laut der National Association for Publicly Traded Partnerships (NAPTP) stieg die Marktkapitalisierung von MLPs um mehr als das Zehnfache von 24 Mrd. US-Dollar 2003 auf 503 Mrd. US-Dollar in 2014. Im gleichen Zeitraum wuchs die Anzahl der MLPs von 34 auf 110.

Mautsystem sorgt für stabile Erträge
MLPs im Energiesektor können noch einmal in zwei Subsegmente aufgeteilt werden: Rohstoff-MLPs und Infrastruktur-MLPs. Rohstoff-MLPs fokussieren sich auf die Bereiche Up- und Downstream. Das heißt, sie umfassen insbesondere die Erkundung und Produktion von Rohöl und Erdgas bzw. den Vertrieb von raffinierten Produkten und Energiedienstleistungen. Infrastruktur-MLPs hingegen sind im Midstream-Bereich tätig und organisieren die Distribution von Öl und Gas. Indem sie an Pipelines, Lagerstätten, Verarbeitungseinrichtungen und anderen Infrastrukturanlagen beteiligt sind und Gebühren für deren Nutzung verlangen, ähnelt ihr Geschäftsmodell dem Betreiben mautpflichtiger Straßen.

Da sie sich nicht direkt an den Energieträgern beteiligen, weisen Infrastruktur-MLPs deutlich stabilere Erträge als Rohstoff-MLPs auf, deren Geschäft aufgrund einer starken Abhängigkeit von den Preisen der Rohstoffe und Endprodukte sehr zyklisch und daher volatil ist. Denn die Gebühren für den Transport der Energieträger hängen kaum von Konjunkturschwankungen oder dem konkreten Volumen ab, welches durchgeleitet wird. Infrastruktur-MLPs bieten Investoren somit ein attraktives Geschäftsmodell, das auf hohe Ausschüttungen fokussiert ist. Gleichzeitig profitieren die Gesellschaften von dem günstigen Marktumfeld in den USA für Energieinfrastruktur, das durch den Boom von Schieferöl und -gas entstanden ist. Allerdings ist dieser Sektor über die europäischen Börsen bislang kaum zugänglich.

Erster ETF für europäische Investoren
ETF Securities bietet Anlegern seit Mai nun die Möglichkeit, über einen ETF vom dynamischen Wachstum der Energieinfrastruktur in den USA zu profitieren. Der Fonds ist der erste ETF in Europa, der ausschließlich in Infrastruktur-MLPs investiert. Dazu bildet er den Solactive US Energy Infrastructure MLP Index ab, dessen Ziel es ist, das Midstream-Segment der US-Energieinfrastruktur durch MLPs diversifiziert investierbar zu machen. Neben Mindestanforderungen an die Marktkapitalisierung und Liquidität verwendet der Index ein zweistufiges Auswahlverfahren: Zunächst werden alle geeigneten MLPs nach zwei separaten Kriterien – die zukünftige Dividendenrendite und die Dividendenstabilität – geordnet. Anschließend werden die 25 MLPs ausgewählt, die hier am besten abschneiden, und mit jeweils vier Prozent gleichgewichtet. Es findet eine tägliche Berechnung und halbjährliche Neugewichtung statt. Der ETFS US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF repliziert den Index auf Swap-Basis mit Besicherung, um sicherzustellen, dass die US-Quellensteuer nicht anfällt. Der Fonds schüttet vierteljährig aus.

Als eigenständige Anlageklasse weisen MLPs auch besondere Diversifikationseigenschaften auf. Während zwischen 2009 und 2013 noch ein positiver Zusammenhang von MLPs zu Aktien und Rohstoffen bestand, hat sich dieser in den letzten Jahren verringert. Insbesondere die negative Korrelation von MLPs zu Anleihen bietet Investoren vorteilhafte Diversifikationsmöglichkeiten. Midstream-MLPs schließen in der Regel langfristige Verträge, deren Tarife von der Federal Energy Regulation Commission (FERC) reguliert und regelmäßig an die Inflation angepasst werden. Die Folge: Ihre Performance korreliert üblicherweise positiv mit der Inflation und kann daher als effiziente Absicherung gegen Inflation in einem Portfolio eingesetzt werden.

Wachstum hält an
Investoren können sich bei dieser speziellen Anlageklasse zum einen an den bereits bestehenden Infrastrukturabschnitten und deren regelmäßigen Einnahmen beteiligen. Zum anderen wird der Markt für Energieinfrastruktur in den USA in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter stark wachsen. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist zum einen die erwartete Erholung der US-Wirtschaft und der damit einhergehende Wachstum des Energiebedarfs. Zum anderen wird die Förderung von Schieferöl und -gas weiter zunehmen. So geht die Energy Information Administration (EIA) etwa davon aus, dass sich die Schiefergasproduktion bis 2040 verdoppeln wird. Laut der Interstate Natural Gas Association of America (INGAA) müssen deshalb zwischen 2010 und 2035 insgesamt 250 Mrd. US-Dollar investiert werden, um die Midstream-Energieinfrastruktur in den USA auszubauen.

Über einen ETF erhalten Investoren einen einfach, diversifizierten und kostengünstigen Zugang zu diesem Sektor. Da MLPs die gesamten verfügbaren Cashflows verteilen, ist ein solches Investment vor allem für Anleger interessant, die ein regelmäßiges Einkommen suchen. Zusätzlich profitieren die Investoren dabei von besonderen Eigenschaften: Denn obwohl Investitionen mit hohen Erträgen in der Regel eine negative Performance bei steigenden Zinssätzen zeigen, konnten Total Return MLP Indizes in den letzten sechs Phasen steigender Zinsen jeweils eine positive Wertentwicklung vorweisen. In den vergangenen fünf Jahren haben sich MLPs als Anlageklasse außerdem deutlich besser als die bedeutenden Aktien- und Anleihen-Benchmarks entwickelt. Dies liegt unter anderem daran, dass MLPs wegen steuerlicher Vorteile einen größeren Teil ihrer Erträge an die Investoren weitergeben können. Während der Solactive US Energy Infrastructure MLP Index zwischen 2009 und 2013 eine Rendite von 34% erzielte, stiegen der S&P500 und der MSCI World beispielsweise nur um 21 bzw. 18%.

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*) Bernhard Wenger ist Head of European Distribution bei ETF Securities.