Foundation | Welcome

Menu


Insurance-Linked-Securities: Auf der Suche nach unkorrelierten Renditen

Insurance Linked Strategies (ILS) sind eine innovative Nischen-Anlageklasse, bei der Anleger in die Rolle eines Rückversicherers schlüpfen: Sie übernehmen die Deckung von Katastrophenrisiken wie Wirbelstürmen oder Erdbeben und erhalten im Gegenzug Prämien. Die Gesamtrendite hängt vor allem vom Eintreten oder Ausbleiben des vorab festgelegten Versicherungsereignisses statt. Die Anlageklasse erfreut sich wachsender Beliebtheit dank ihrer geringen Korrelation zu traditionellen oder anderen alternativen Anlageklassen sowie dem relativ attraktiven Renditepotenzial – besonders im aktuellen Niedrigzinsumfeld.

Ralph Läuppi

Insurance Linked Strategies (ILS) stellen Kapital für die Rückversicherungsbranche bereit, indem sie das Risiko von natürlichen und von Menschen verursachten Katastrophenereignissen mit hohem Schaden und geringer Wahrscheinlichkeit von den Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen auf den Kapitalmarkt transferieren. Im Austausch für das Tragen des Katastrophenrisikos erhalten die Kapitalgeber eine Risikoprämie.

Obwohl ILS eng an die Rückversicherungsbranche gebunden sind, wird die Anlageklasse noch immer als jung und innovativ betrachtet, was im Kontrast zum traditionellen Rückversicherungsgeschäft steht. Als Anlageklasse entstanden ILS Mitte der 1990er Jahre infolge großer Katastrophen in den Vereinigten Staaten, wie vor allem dem Hurrikan Andrew und dem Erdbeben in Northridge, Kalifornien. Die aufgrund dieser Ereignisse entstandenen, großen versicherten Schäden zeigten bedeutende Lücken in der zugrunde liegenden Kapitalausstattung von Versicherungen und Rückversicherungen und warfen Fragen zur angemessenen Eigenkapitalausstattung in der Branche auf. Es wurde deutlich, dass eine neue Kapitalquelle mit einer höheren Kapazität zum Auffangen großer Verluste erforderlich war. Der Kapitalmarkt erfüllte diese Anforderung aufgrund seiner größeren Volumina im Vergleich zum Rückversicherungsmarkt.

Erstmals wurden 1994 als Reaktion darauf die ersten Wertschriften mit standardisierten Bedingungen, bekannt als Katastrophenanleihen oder „Cat Bonds“, ausgegeben, die eine bestimmte Reihe von Risiken vom Sponsor an die Anleger übertrugen. Seither ist der Markt für Cat Bonds auf ca. 22 Mrd. Dollar und 118 ausstehende Anleihen per Ende März 2016 angewachsen.

ILS-Anlagen können als Cat Bonds strukturiert werden oder als private ILS-Transaktionen, die direkt mit den Versicherungen und Rückversicherungen als Gegenparteien verhandelt werden. Die Größe des direkten Rückversicherungsmarktes für Natur­katastrophen wird auf etwa 400 Mrd. Dollar geschätzt, jedoch sind die Eintrittsbarrieren für diesen Markt höher. ILS-Manager mit Zugang zu diesem Markt können aber von mehr Tiefe und somit mehr Chancen als beim Cat-Bond-Markt profitieren.

Dank ihrer verhältnismäßig geringen Korrelation mit anderen Anlageklassen und ihres attraktiven Renditepotenzials werden ILS, insbesondere im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld, immer beliebter. Die geringere Korrelation rührt daher, dass die Rendite eines ILS-Portfolios ausschließlich vom Eintreten oder Nichteintreten von Katastrophen wie Wirbelstürmen, Überschwemmungen, Waldbränden oder von Menschen verursachten Katastrophen wie Flugzeugabstürzen oder Schiffsunglücken abhängt.

Daher bleiben ILS selbst bei Marktspannungen weitgehend unabhängig vom Geschehen auf den Finanzmärkten, was zweifellos eine wünschenswerte Eigenschaft für eine Anlage ist. Dies ist zugleich ein Schlüsselfaktor für die signifikanten Mittelzuflüsse der Anlageklasse in den letzten Jahren. Natürlich hat der große Mittelzufluss auch eine negative Seite. Renditen, insbesondere auf dem Cat-Bond-Markt, sind nicht mehr so attraktiv wie früher. Darüber hinaus sorgt das seit 2012 anhaltende Ausbleiben von Katastrophenfällen mit großen versicherten Schäden für rückläufige Risikoprämien. Die Branche befindet sich daher derzeit in einer Marktschwäche. Dennoch bleiben ILS in einer Welt mit Nullzins- oder sogar negativer Zinspolitik eine attraktive Anlagechance.

---
*) Ralph Läuppi ist seit 2006 Mitglied des Investment Teams für versicherungsgebundene Strategien (ILS) bei Credit Suisse. Bevor er bei Credit Suisse im Bereich für alternative Anlagen anheuerte, war er für das Management von ver­sicherungsgebundenen Produkten bei der Bank Leu verantwortlich. Ralph Läuppi begann seine Karriere bei der Zürich Versicherung im Sach- und Lebengeschäft. Er hat einen Bachelorabschluss in Ökonomie von der Zürcher Fachhochschule. Die Credit Suisse wurde 1856 gegründet und besitzt heute eine globale Reichweite mit Geschäftsaktivitäten in über 50 Ländern und 48.200 Mitarbeitern aus über 150 verschiedenen Nationen. Das Schweizer Bankhaus hält eine Position als einer der globalen Marktführer im Private Banking und in der Vermögensverwaltung mit ausgeprägten Kompetenzen im Investment Banking inne.