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IPE Conference & Awards 2017: Politisches Risiko in Europa zum ersten Mal im Sinken begriffen

Investoren vergeben Chancen in Nischenmärkten wie Zentral- und Osteuropa sowie Griechenland, so Diskussionsteilnehmer in Prag.

 

Weil die Gefahren von außen größer werden, werde Europa mehr zusammenwachsen, zeigte sich ein Sprecher bei der diesjährigen IPE Conference in Prag überzeugt.

„Insgesamt betrachtet sinkt das politische Risiko in Europa zum ersten Mal“, sagte Giuseppe die Mino, Geschäftsführer des Hedgefonds-Managers Amber Capital.

„Nach den Wahlen in Frankreich, Brexit und Trump gibt es ein Gefühl, dass Europa sich zum ersten Mal integrieren, zusammenkommen und sich verteidigen muss.

Die Hoffnung ist, dass nach der Regierungsbildung in Deutschland im nächsten Jahr die französisch-deutsche Koalition den Willen nach Vorwärtsbewegung wieder anfachen wird.“

Mino tätigte diese Aussagen in einer Diskussionsrunde zu Nischeninvestitionen in Europa, wie etwa CEE, Griechenland und Island.

Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion verneinten die Frage, ob es in diesen Peripheriegebieten generell höheres politisches Risiko gebe.

„Vielleicht gibt es Risiko in Ungarn oder Polen, aber ein wenig Risiko gibt es auch in Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland – zumindest ein kleines bisschen. Politisches Risiko kann nicht auf die CEE-Region beschränkt werden“, sagte Friedrich Mostböck, Leiter Group Research bei der österreichischen Erste Group Bank.

„Die Schuldenkrise ist noch immer global und ungelöst. Sie umfasst nicht nur die Eurozone sondern auch große Wirtschaftsräume wie die USA oder Großbritannien.

Eine positive Anmerkung ist, dass die meisten CEE-Ländern – relativ gesehen –viel niedrigere Schulden aufweisen, als der Rest der Welt.“

Er fügte hinzu, dass sich beinahe alle europäischen Schuldenstände über den in den Masstricht-Kriterien festgelegten Werten befinden: „Aber diese Kriterien gibt es nicht mehr, sie sind nicht mehr wichtig.“

Jared Carney, Gründer und Geschäftsführer der Asset Management-Boutique Lightdale, die sich auf Nischenmärkte in Europa konzentriert, gab zu: „Ich kann dazu gar nichts sagen, weil die USA ihr politisches Risiko signifikant erhöht hat.“

Aber er sagte weiter: „Europa ist ein sehr interessanter Investmentmarkt, nicht nur auf Basis eines Index sondern auch in Spezialsituationen. Aber es ist ein sehr lokaler Markt, besonders für einen Amerikaner, der von außen hinein schaut.“

Als Russland-Spezialist lieferte Tim Umberger, stellvertretender Leiter Eastern Europe & Portfolio bei East Capital, einen Hoffnungsschimmer für Investoren in diesem Markt: „Was viele übersehen, ist, dass wir 2018 Wahlen haben und eine Umschichtung im Parlament ist möglich.“

Er erwähnte Technokraten, die an die Macht kommen könnten. Dies wieder um wäre „positiv für Russland“.

Umberger hielt auch fest: „Internationale Beziehungen können nicht mehr viel schlimmer werden. Auf der anderen Seite hat Russland gute Beziehungen mit wichtigen Ländern wie China, Indien und Japan.“

Ein anderer Markt, der von Investoren vernachlässigt werde, so Mino, sei Griechenland. Dort gebe es „sehr viele Chancen zur direkten Kreditvergabe“, weil sich Firmen refinanzieren müssen und Banken nicht helfen können.

Außerdem erwähnte er Distressed Assets von den Büchern der Banken und Privatisierungs-Initiativen in einer Wirtschaft, die „gerade aus der schlimmsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg auftaucht“.

Und einige Investoren haben diesen Schritt bereits getan: „Vor Ort verzeichnen wir zum ersten Mal seit sieben Jahren einen Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen, hauptsächlich aus Asien und dem Osten“, so Mino weiter.

„Wenn man nach einem Distressed Country mit guten Anlagechancen sucht, dann ist Griechenland auf der Liste“, erklärte der Hedgefonds-Manager

Ähnliches sagte Mostböck über die CEE-Region: „Ein perfekter Platz für Nischeninvestmentchancen, weil das Wachstum nun auf einer viel solideren Basis generiert wird und sich die Governance auch weiter verbessert.“

Der Analyst ist überzeugt, dass die Finanzkrise dabei bis zu einem gewissen Grad geholfen hat: „Die CEE-Länder haben ihre Hausaufgaben gemacht, die Schuldenstände reduziert, die Währungsreserven aufgestockt. Sonst hätten die zweistelligen Wachstumszahlen, die wir zuvor gesehen haben, eine Blase in der Region geschaffen.“