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Kommentar: Brauchen wir „Quantitative Easing“ wirklich?

Derzeit beobachten wir am Kapitalmarkt das Phänomen einer Entwicklungsdynamik, die oft allein durch die Notenbankpolitik getrieben wird. Dieses Phänomen nahm seinen Anfang bei der Federal Reserve, gefolgt von der Bank of England und wurde schließlich massiv von der EZB forciert. Welche Hintergründe haben die angestrebten Asset-Ankäufe? Wird die EZB ihr Quantitative Easing („QE“) Programm jetzt sogar verlängern beziehungsweise erweitern?

Die Volkswirtschaften kämpfen noch immer mit den Folgen einer Krise, die ihren Ursprung bereits vor mehr als sieben Jahren nahm und immer neue wirtschaftliche (und zum Teil auch politische) Schwächen aufdeckte, die davor unbemerkt geblieben waren. Die sich entwickelnde Schuldenkrise zwang die Menschen zu sparen, was naturgemäß eine niedrige Kreditnachfrage sowie schwachen Konsum zur Folge hatte. Die staatlichen Programme konnten zur damaligen Zeit kein Gegengewicht anbieten. Vielmehr sahen sich die Regierungen ebenfalls zu Einsparungen gezwungen. Kostensenkung und das Herunterschrauben von Investitionen sollten der Bekämpfung defizitärer Staatshaushalte dienen, was jedoch dazu führte, dass die Staatshaushalte erst recht in eine sogenannte „Balance Sheet Recession“ rutschten – ein Begriff, der zuerst von Richard Koo, Chefökonom der Nomura Research Institute, eingeführt wurde.

Während sich die Fiskalpolitik als untätig erwies, galt die ganze Hoffnung der Geldpolitik. Die generelle Idee der Zentralbankmaßnahmen war es, die Geldmenge zu erhöhen, während die Zinsen noch weiter sinken mussten. Dank dieser zusätzlichen Liquidität sollte eine bessere Kreditnachfrage geschaffen werden, womit die Erwartung höherer Investitionen verknüpft wurde. Der daraus resultierende Anstieg der Liquiditätsmenge war in der Tat beträchtlich (und die EZB hält diese weiterhin hoch), hatte aber - abgesehen von den Aktien-, Renten- und Währungskursen – kaum Auswirkungen. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, was in der jüngsten Zeit passierte.

Einige Punkte sind hier hervorzuheben. Zuallererst war die Realwirtschaft nicht in der Lage, die Vorteile aus den quantitativen Lockerungsmaßnahmen zu ziehen. Das EZB-Geldmengenwachstum hatte wenig Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Geldmenge (M3), die insbesondere Investitionen, langfristige bzw. weniger liquide Vermögenswerte beinhaltet. In Wirklichkeit hatten die Lockerungsmaßnahmen weniger die realen Investitionen beflügelt, als vielmehr eine besonders hohe Volatilität an den Hauptmärkten ausgelöst. Infolge einer erheblichen Störung des Verhältnisses zwischen reellem inneren Wert der Vermögenswerte und deren Preisen, welche durch den massiven Liquiditätszufluss beeinträchtigt worden war, machten die Märkte oft den Eindruck, die Richtung ganz verloren zu haben.

Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an welchem sich die wirtschaftliche Erholung allmählich zu normalisieren scheint und auch für das nächste Jahr eine nachhaltige Verbesserung erwartet wird. Es scheint also nicht unbedingt notwendig, die Geldmenge weiter zu steigern – sollte man doch meinen. Trotz alledem erwarten die Marktteilnehmer momentan, dass die EZB ihr Programm verlängern bzw. erweitern wird und die bereits extrem niedrigen/negativen Zinsen sogar noch weiter gesenkt werden. Was soll damit bezweckt werden?

Mittlerweile wissen alle Marktteilnehmer, dass mehr Zentralbankliquidität höhere Preise bedeutet. Die Märkte würden möglicherweise von einer weiteren Euphoriewelle erfasst, was die Renten- und Aktienpreise erneut in die Höhe treiben wird. Ist dies nachhaltig? Sind die Preise der Kapitalmarktanlagen, die wir beobachten, gerechtfertigt? Wir bei YCAP Asset Management glauben nicht, dass dies der Fall ist. Wir finden, dass die EZB-Politik in dieser Hinsicht störend ist. „Investoren riskieren, auch in fundamental schwache Namen zu investieren, getrieben von Spekulationen auf weitere EZB-Maßnahmen. Wir müssen liquiditätsgetriebene Blasen aber unbedingt vermeiden. Deshalb ist es gerade in diesem Umfeld wichtig insbesondere Emittenten und deren Anleihen basierend auf deren Geschäfts- und Finanzprofil sowie deren Wachstumsfähigkeit und Innovationspotenzial auszuwerten“.


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*) Olga Dubko ist Senior Asset Manager bei YCAP und zuständig für die High Yield-Produkte der Gruppe. <link am-guide>YCAP Asset Management (Europe) ist ein Asset Manager für Fixed Income Lösungen und bietet UCITS Fonds als auch maßgeschneiderte Mandate. Als aktiver Asset Manager fokussiert sich YCAP auf Kapitalerhalt und die Generierung attraktiver, risikoadjustierten Renditen auf einer nachhaltigen Basis. YCAP wird von Luxemburger Aufsicht CSSF reguliert.