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Kommentar: CoCo-Bonds mit attraktiver Risikoentschädigung

Die regulatorischen Anforderungen an Banken haben ihre Wirkung entfaltet. Mit durchschnittlich 14% ist die derzeitige Kernkapitalquote rund doppelt so hoch wie sie noch vor zehn Jahren war. Und die Regulierung wird auch weiterhin streng bleiben. Diese Entwicklungen sind positiv für die Anlageklasse der CoCo-Anleihen zu werten.

Holger Krohn

Die Abkürzung CoCo steht für Contingent Convertible (bedingte Wandelanleihe). Die Besonderheit der CoCo-Anleihen ist, dass sie bei einem vordefinierten Ereignis - dem Unterschreiten einer bestimmten Eigenkapitalquote - je nach Konstruktion in Aktien gewandelt oder abgeschrieben werden. Daher bedeutet ein stabiles Bankensystem eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Auslösen der Umwandlung oder Abschreibung kommt.

Unterstützend für den Markt der CoCo-Bonds ist der Faktor, dass Banken sehr bestrebt sind, diese Kapitalquelle zu erhalten. Denn trotz des hohen Kupons, der diese Anleihegattung für Investoren so interessant macht, ist die Emission für Banken kostengünstiger als beispielsweise die Ausgabe neuer Aktien. Hinsichtlich der Kupons ist auch das Jahr 2017 ein attraktiver Jahrgang. So begaben beispielsweise Intesa Sanpaolo und Standard Chartered CoCos mit Kupons von 7,75%, die Credit Suisse ein Papier mit einem Kupon von 7,125% und die erste US-Dollar-Transaktion der Danske Bank wurde mit einem Kupon von 6,125% ausgestattet. Das ist ein gutes Zeichen für Investoren, die Anlageklasse der CoCo-Anleihen im Portfolio beizumischen und vom hohen Zinsertrag zu profitieren.

Generell können die CoCo-Kupons in drei Komponenten aufgeteilt werden: eine Zinskomponente, eine Kreditrisiko- und eine Wandlungsrisikokomponente. Die Zinskomponente ist im unverändert vorherrschenden Tiefzinsumfeld eher klein und das Kreditrisiko ergibt sich aufgrund der Markteinschätzung zur Kreditfähigkeit der jeweiligen Bank. Die Wandlungsrisikokomponente entschädigt für den Ereignisfall, dass die CoCo-Anleihe in Aktien gewandelt oder wertvermindert wird, und ist in der Regel für rund zwei Drittel der Kuponhöhe verantwortlich. Dies unterstreicht, dass die besondere Konstruktion der CoCos den hohen Zinsertrag ermöglicht.

 

Ein positives Signal ist auch das stetige Marktwachstum bei CoCo-Bonds. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres wurden elf Neuemissionen begeben und per 30. Juni 2017 beträgt das Volumen 180 Mrd. Euro. Das ist fast eine Verzehnfachung innerhalb von vier Jahren. Denn Mitte 2013 waren erst CoCo-Papiere im Gesamtvolumen von rund 19 Mrd. Euro bei Anlegern platziert. Bis zum Jahr 2020 ist mit einer Marktgröße von 200 bis 300 Mrd. Euro zu rechnen, da der Kapitalbedarf der Banken in Folge der Vorgaben der Regulatoren weiter steigt. Damit ist eine Entwicklung bezüglich Größe und Reife des CoCo-Markts eingetreten, die die anfänglichen Investorenhoffnungen voll erfüllen.

 

Research ist das A und O

Besonders wichtig ist bei der Anlage auf dem CoCo-Markt die Emittentenauswahl und daraus abgeleitet die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells. Das zeigte sich erst jüngst beim Fall der Banco Popular. Unser Haus sah von einer Investition in den CoCo-Bonds von Beginn an ab, da die schwache Ertragskapazität der Bank und die niedrige Eigenkapitalausstattung angesichts drohender Kreditausfälle bedenklich erschienen. Aus unserer Sicht war das Geschäftsmodell der Bank zu wenig nachhaltig und wir ordneten ihren AT1-CoCo-Bonds ein entsprechend hohes Risiko zu. Dieses Beispiel unterstreicht, dass insbesondere bei CoCo-Anleihen ein umfassendes Research das A und O ist. Und auch der Grundsatz der Diversifikation sollte bei CoCos Anwendung finden, da einzelne Direktinvestments zu hohe Risiken bergen können.

Bei Betrachtung des gesamten Anleiheuniversums weisen CoCo-Anleihen eine sehr attraktive Risikoentschädigung aus. Sie sollten von Investoren mit entsprechender Risikotoleranz als interessante Renditequelle genutzt werden, da selbst bei einer Fortsetzung der US-Zinswende mit den bisher kleinen Schritten auf absehbare Zeit mit Papieren bester Bonitäten kaum Zinserträge möglich erscheinen. Auch wenn Rückblicke kein Indiz für die künftige Entwicklung darstellen, zeigt die bisherige Performance unserer Mitte 2011 lancierten Fondslösung mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von knapp über sieben Prozent (thesaurierende Euro-Tranche) die Möglichkeiten dieser Anlageklasse auf.

 

Wir sind der Meinung, dass der CoCo-Markt weiter von einem Umfeld profitieren wird, das erstens von starkem europäischen Wachstum geprägt ist, zweitens die meisten großen europäischen Banken mit wachsenden Kapitalpuffern und guten Gewinnen zeigt sowie drittens das Kuponausfallrisiko bei CoCos mit regulatorischen Maßnahmen reduziert hat. Es ist zwar mit Performance-Schwankungen zu rechnen, doch die aktuellen Credit Spread-Niveaus sind fundamental solide unterstützt und machen den CoCo-Markt zu einem der attraktivsten Segmente des globalen Fixed-Income-Universums - auch im Vergleich zu den europäischen und US-amerikanischen High Yield-Segmenten.

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*) Holger Krohn verantwortet seit Oktober 2014 als Leiter Vertrieb Institutionelle Deutschland bei Swisscanto Asset Management International SA in Frankfurt das institutionelle Geschäft und ist für dessen Weiterentwicklung sowie für Akquisition und Betreuung institutioneller Kunden zuständig. Vor seinem Eintritt war er zehn Jahre bei Allianz Global Investors als Senior Relationship Manager für institutionelle Kunden tätig. Krohn schloss das Studium der Betriebswirtschaftslehre 1993 an der Fachhochschule Lüneburg ab (Dipl.-Kaufmann FH).