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Kommentar: Dauerhaftes Niedrigzinsumfeld – Welche Strategien bieten sich an?

Einzig Diversifikation ist kostenlos! Diese alte Investoren-Weisheit wird insbesondere Fixed-Income-Anleger beschäftigen, die mit dem Ende der jahrzehntelangen Rally von Bundesanleihen rechnen müssen. Glücklicherweise ist das Fixed-Income-Universum äußerst vielseitig und bietet zahlreiche Möglichkeiten, im Laufe der Zeit Mehrwert zu schaffen. Anleger sollten ihr Anlageuniversum ausweiten und über Marktsektoren, Anlagethemen und Zeithorizonte diversifizieren.

Christian Hoeg

 

Bond-Assetklassen performen im Zeitablauf sehr verschieden. Deswegen sollten institutionelle Anleger im Laufe eines Marktzyklus die vielversprechendsten Anlagechancen unter Staats- und Unternehmensanleihen, Währungen, High-Yield- und Schwellenländeranleihen nutzen. Grafik 1 im Anhang verdeutlicht, wie unterschiedlich sich diverse Anlageklassen im Fixed-Income-Bereich entwickeln können. Zusätzlich können regionale Streuungen zu besseren Returns beitragen.

Nicht mehr an starren Strukturen festhalten
Die Antwort auf diese Herausforderungen eines dauerhaften Niedrigzinsumfeldes ist eine vom aktiven Ansatz geprägte Anlagestrategie. Starres Festhalten an einmal definierten Benchmarks ist typisch für herkömmliche Ansätze und nicht mehr zielführend. Die strategische ,,Asset-Allokation” — also die Zuteilung der Mittel auf Anlageklassen — muss vielmehr das jeweils aktuelle Marktumfeld adäquat widerspiegeln und mit dem Risikobudget übereinstimmen. Nur so kann man eingegangene Risiken verstehen und Marktchancen nutzen. Sobald sich die Situation verändert, ist eine Überprüfung der Strategie notwendig.

Unternehmensanleihen: Kupon und Vorhersehbarkeit als Vorteile
Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status, insbesondere Papiere in einem mittleren Bonitätsbereich mit Ratings zwischen A+ und BBB-, stellen eine valide Alternative zu schwächelnden Staatspapieren und wachstumsabhängigen Aktien dar. Man kann sie als die neuen „sicheren Häfen“ bezeichnen. Historisch betrachtet bieten Corporate Bonds in wirtschaftlich schwachen Zeiten eine gute Performance. Seit 1948 haben Investment-Grade-Anleihen im Vergleich zu Staatspapieren eine durchschnittliche Überrendite von 0,25% pro Quartal beziehungsweise 1% pro Jahr erzielt. Dies gilt für Perioden mit einem stagnierenden Wachstum und sogar bei einer Schrumpfung der Wirtschaft um bis zu 3%. Allerdings ist auch hier aus unserer Sicht der Blick auf das Risiko wichtig. Aufgrund der Asymmetrie der Anlageklasse sollte die Möglichkeit bestehen in Krisenszenarien die Bonität des Portfolios deutlich zu erhöhen um Kursverluste zu vermeiden.

Da ungesicherte und nachrangige Anleihen in der Kapitalstruktur über Aktien stehen – bekommen die Inhaber solcher Papiere bei einem Zahlungsausfall eines Emittenten ihr Geld möglicherweise zurückerstattet. Anleihen verfügen über einen festen Kupon, während Aktiendividenden jederzeit gekürzt werden können. Außerdem sind die Rendite-/Risikoverhältnisse von Unternehmensanleihen besser einschätzbar als dies bei Staatsanleihen der Fall ist. Bei Unternehmensanleihen lässt sich mit einem Blick auf die „harten“ Firmendaten relativ einfach feststellen, ob ihre Rendite den Anleger für das eingegangene Risiko belohnt. Bei Staatsanleihen hingegen gilt es, politische Entscheidungen zu antizipieren und ihre Folgen für die Anlageentscheidung rechtzeitig abzuleiten.

Hochzinsanleihen sind trotz Risiken attraktiv
In der Kategorie unterhalb von „Investment Grade“, also ab der Standard & Poor’s Klassifizierung BB+ abwärts, befinden sich hochverzinsliche Anleihen. Solche „High-Yield-Bonds“ werden von Unternehmen mit einer relativ niedrigen Kreditwürdigkeit ausgegeben, und locken deshalb mit recht hohen Renditen.

Eine besondere Stellung in diesem Segment nimmt aus unserer Sicht die Ratingklasse „BB“ ein, sprich die „High-Yield-Bonds“ mit dem besten Rating. Trotz einer geringen Ausfallquote – pro Jahr wird gemäß Moody’s rund ein Prozent der Emittenten zahlungsunfähig – meiden viele Investoren derartige Anleihen. Denn aus regulatorischen Gründen dürfen sie sich in dieser Ratingkategorie gar nicht engagieren. Dabei gibt es in diesem Bereich interessante Anlagen, die einen überdurchschnittlich attraktiven Spread aufweisen. In Phasen der Marktschwäche wählen „High Yield“-Investoren insbesondere diese unter den High-Yield-Bonds „sichersten“ Anleihen aus ihrem Anlageuniversum aus. Dies ist ein weiterer Vorteil dieses „Cross Over“-Segments und verleiht den BB-Anleihen zusätzliche Stabilität. In diesem Fall bezeichnet „Cross-Over“ eine Kategorie, die sich eigentlich außerhalb des engeren Ratingziels eines Anlegers befindet.

Hochverzinsliche Anlagen mit noch geringerem Rating gelten aufgrund ihres spekulativen Charakters bei vielen Investoren als verpönt. Allerdings sind heutzutage, anders als noch im Krisenjahr 2008, die Bilanzen vieler Emittenten sehr gesund. Die Finanzlage der Unternehmen hat sich gebessert, und die Verschuldung ist geringer geworden. Entsprechend ist auch dort das Ausfallrisiko begrenzt. Trotz eines schwachen Marktumfelds seit 2008 ist die Anlagekategorie der Hochzinsanleihen für Investoren also deutlich attraktiver geworden.

Zu den Risiken hochverzinslicher Anleihen gehören der relativ kleine Markt und die Schwankungsanfälligkeit der Wertschriften. Dennoch können sorgfältig zusammengestellte Portfolios ihre jeweiligen Benchmarks übertreffen und als wirksamer Puffer gegen Ausfälle dienen.

Schwellenländeranleihen in Hartwährungen verfügen unserer Ansicht nach über langfristiges Potenzial
Wir gehen sogar noch weiter: Unabhängig von den Verwerfungen an den Märkten haben für uns „Emerging Markets“ aus Sicht des Anleiheanlegers nie aufgehört, attraktiv zu sein. Wie aus der Grafik 2 im Anhang hervorgeht, fielen Verluste in dieser Anlageklasse auf Jahresbasis gerechnet in den vergangenen zwei Dekaden nur drei Mal an. Besonders interessant ist, dass keine zwei „negativen“ Jahre hintereinander verzeichnet wurden und das Jahr nach einem Kursverlust eine überdurchschnittliche Kursentwicklung aufzeigte. Ruft man sich diese Entwicklung in Erinnerung, dürfte die These, Anleihen aus Schwellenländern seien besonders risikoreich, etwas verblassen, denn auch 2014 wird wahrscheinlich als gutes Jahr für Schwellenländeranleihen enden.

Eigene Entscheidungen treffen statt auf Indizes schielen
Gerade im Bondbereich bietet sich aktives Management an. Passives Management argumentiert zwar mit Kostenvorteilen, diese werden im aktiven Management aber gerade in den Credit-Assetklassen, durch Vermeidung von Schuldnern bei denen Ausfälle drohen, deutlich überkompensiert. Um die Märkte zu schlagen sind für „aktive“ Vermögensverwalter drei Punkte entscheidend: Bond Picking, also die sorgfältige Auswahl von Kandidaten für ein Portfolio, die Konzentration auf Themen, von denen man überzeugt ist, sowie das Denken außerhalb der Benchmark.

Aus Risikomanagementsicht führt ein unfiltrierter Blick auf die Benchmark zu starken Konzentrationen innerhalb von Sektoren, Emittenten und Ländern. Dementsprechend fokussieren sich aktive Manager auf attraktive, unterbewertete Unternehmen/Emittenten, gewichten einzelne Sektoren oder Länder über oder unter, versuchen frühzeitig Trends zu erkennen und weichen aktiv auch stark von der Benchmark ab, um das Anlageziel ihrer Kunden zu erreichen und nachhaltig überdurchschnittliche Ergebnisse zu erreichen.

<link company events fixed-income-ausblick-2015.html>Veranstaltungshinweis: IPE II Frühstücksseminar-Reihe Fixed Income Ausblick 2015 – Welche Handlungsoptionen bleiben institutionellen Anlegern?

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*) Christian Hoeg ist Leiter Asset Management Deutschland, Managing Director, bei Vontobel Asset Management


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