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Kommentar: Die Gratwanderung mit Wandelanleihen meistern

Wandelanleihen waren im vergangenen Jahr von keiner anderen Anleihenklasse zu schlagen. Zwischen zehn und 15 Prozent, je nach Strategie von defensiv bis offensiv, erzielte ein Wandelanleihen-Portfolio in der Regel. Der Haupttreiber der positiven Kursentwicklungen bei Wandlern war die Aktienkursexplosion. Aber auch die Entwicklungen der Credit Spreads und der impliziten Volatilitäten stützten das Segment.

Beat Thoma

Der vierte wichtige Einflussfaktor auf die Wandler, die Zinsentwicklung, schlug dabei kaum zu Buche. Denn der Zinsanstieg war nicht besonders hoch. Und da Wandler im Schnitt keine sehr langen Restlaufzeiten ausweisen, reagierten sie deutlich weniger als andere Anleihegattungen. Zwar haben Wandelanleihen ebenfalls eine Zinskomponente, doch es besteht eine deutlich tiefere Zinssensitivität gegenüber „normalen“ Anleihen.

Das belegen insgesamt fünf Perioden steigender Zinsen seit dem Jahr 1999. Jedes Mal gelang Wandlern nicht nur eine positive Rendite, sondern zudem eine Outperformance gegenüber deutschen Staatsanleihen und globalen Unternehmensanleihen sowie vier Mal gegenüber globalen Hochzinsanleihen. Das gilt auch im jüngsten Fall, als die Rendite des 10-Jahres US-Treasury Bonds seit Mai 2013 rasant von 1,7% auf 2,8% anstieg.


Höhere Zinsen = höherer Wert des Wandelrechts
Für Wandler gilt: je höher die Zinsen, desto höher der Wert des Wandelrechts. Das ist ein positives Merkmal. Noch wichtiger ist jedoch das volle Umtauschrecht. Investoren in Wandelanleihen haben nicht nur das Recht die Aktie zu bekommen, sie veräußern dabei auch die Anleihe! Ein Kursverlust aus steigenden Zinsen bei gleichzeitig positiven Aktienmärkten kann im Vergleich zu einem gemischten Portfolio aus Renten und Aktien vermieden werden. Wandler bieten hier also einen optimalen Schutz.

Bei Investoren dürfte gerade in Erwartung des Ausstiegs aus der überliquiden Geldpolitik und deren Auswirkungen auf die Anleihekurse gepaart mit Zinserhöhungstendenzen immer häufiger die Assetklasse der Wandelanleihen in den Fokus geraten. Denn die gesamte Marktsituation gleicht einer Gratwanderung und Investoren müssen sich für verschiedene Szenarien rüsten. Für die Partizipation an weiter steigenden Aktienkursen und zum Schutz vor heftigen Rückschlägen sind Wandler im Jahr 2014 vom Investor kaum zu ignorieren.


Hauptargument Asymmetrie
So ist das asymmetrische Verhalten der Wandler sicher das Hauptargument für Anleger in diesem Jahr. Dieses Kursverhalten, welches nur Wandelanleihen innehaben, ist gleichbedeutend mit einer Art „Timinghilfe“. Diese Timinghilfe entspricht einer Anlagestrategie, die Verluste begrenzt und Gewinne laufen lässt. Schwierige Investmententscheide werden dem Investor dadurch teilweise abgenommen.

Die Wandelanleihe reduziert gewissermaßen „selbstständig“ das Aktienexposure (= über die Wandelanleihe indirekt gehaltenes Aktienrisiko aufgrund der Wandeloption) bei fallenden Märkten und erhöht es bei steigenden Börsen. Dieser Bremseffekt und dann wiederum das Einschalten des Turbos ist der entscheidende Unterschied zu einer Aktien/Renten-Strategie ohne Wandelanleihen. Häufig halten Anleger, auch professionelle, Verlustpositionen zu lange oder verkaufen im Aufschwung zu früh.


Marktwachstum dank Wachstumsunternehmen
Nicht nur für Investoren zeigte sich ein attraktives Umfeld. Auch für die Unternehmen verbesserten sich die Rahmenbedingungen zur Lancierung von Wandelanleihen. Das hängt zum einen mit den steigenden Aktiennotierungen und den Zinserhöhungstendenzen zusammen - und zum anderen mit verbesserten Wirtschaftsaussichten. Besonders Wachstumsunternehmen erkannten, dass sie sich in diesem Umfeld erfolgreich mit Wandlern refinanzieren können.

Von den 2013 emittierten 96,5 Mrd. US-Dollar Neuemissionsvolumen (gemäß UBS und Thomson Reuters) entfallen daher rund zwei Drittel auf den Bereich Subinvestment Grade. Doch seit September ist zu beobachten, dass Unternehmen mit dem besseren Rating Investment Grade wieder vermehrt Wandelanleihen emittieren. Sehr viel Neuemissionstätigkeit zeigte sich zum Beispiel in Japan. Auch hinsichtlich der einzelnen Volumen kamen jüngst große Platzierungen auf den Markt. Yahoo sei genannt, die Firma emittierte über 1 Mrd. US-Dollar.

Vom gesamten Neuemissionsvolumen entfallen 46,1 Mrd. US-Dollar auf die USA, dem traditionell aktivsten Markt. Dahinter folgt Europa mit 29,5 Mrd. US-Dollar vor Asien ex Japan mit 9,6 Mrd. US-Dollar und Japan mit 6,9 Mrd. US-Dollar. Und 4,3 Mrd. US-Dollar verteilen sich auf die restlichen Kontinente. Der Markt der Wandelanleihen gehört zwar, wie auch die Neuemissionszahlen belegen, nach wie vor zu den kleineren Segmenten in der großen Anlagewelt, doch er ist trotzdem sehr liquide. Nach zwei schwächeren Emissionsjahren legte das Volumen in 2013 immerhin um ein Drittel gegenüber 2012 zu. Dieser positive Trend dürfte aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklungen anhalten.


Wandler schlagen Aktien und Unternehmensanleihen
Abschließend lässt sich der langfristige Erfolg der Wandelanleihen beim Vergleich von drei Benchmarks aus den Segmenten Wandelanleihen, Aktien und Anleihen im Zeitraum von Dezember 1996 bis Ende 2013 belegen. Der Wandelanleihenindex „UBS Global Convertible Bond“ geht mit einer jährlichen Rendite von 7,15% als Sieger hervor. Und der Anleihenindex „ML Global Broad Market Corp (Bond Index)“ steht mit einem jährlichen Plus von 5,42% hinter dem Aktienindex MSCI AC World TR (LOC) mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 6,42% pro Jahr.

Wer also in diesem Zeitraum Wandelanleihen bevorzugt hat, konnte gegenüber direkten Investments in Aktien und Anleihen einen deutlichen Mehrertrag generieren. Damit sind Wandelanleihen aus Sicherheits- und Renditeaspekten mehr als eine Alternative. In Anbetracht der Gesamtsituation sollten sich Investoren nach zwei so guten Aktienjahren entsprechend vor Kursrückgängen wappnen. Mit Wandelanleihen lassen sich Rücksetzer deutlich besser verkraften. In Erwartung einer erhöhten Volatilität an den Märkten sind Wandler eine sinnvolle Alternative für Anleger, die Aktienengagements generell positiv gegenüber stehen und eine Verlustbegrenzung wünschen.

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*) Beat Thoma ist Chief Investment Officer und Mitglied der Geschäftsleitung bei der auf Wandelanleihen spezialisierten Fisch Asset Management AG. Thoma, Jahrgang 1963, gehört dem Unternehmen seit dem Jahr 2000 an und ist auch für die Produkte- und Strategieentwicklung zuständig. Er publizierte zudem zwei wissenschaftliche Bücher zu den Finanzmärkten.