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Kommentar: Emerging-Markets-Anleihen: Erholung auf lokaler Ebene

Während Fremdwährungsanleihen im Februar weiterhin ein gemischtes Bild abgaben, zeigten lokale Bonds und viele Währungen ein positives Bild. Die Ertragsschwankungen blieben angesichts unterschiedlicher Entwicklungen in Industrieländern auf relativ hohem Niveau. Bei Fremdwährungsanleihen sollte aber angesichts einer hohen Divergenz weiterhin ein großes Augenmerk auf die Länderselektion liegen.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Rückblick - Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emerging Markets lieferten im Februar einen leicht negativen Ertrag (-0,3%, in US-Dollar). Im Gegensatz zum Vormonat zeigte sich jedoch eine breitere Streuung bei der Performance auf Länderebene. So waren beispielsweise wieder einige Emittenten mit Investment-Grade Rating in der Gruppe der „Outperformer“ zu finden (China, Malaysia, Südafrika, Peru).

Der Ausgang der Wahlen in Italien stimmte Investoren etwas vorsichtiger, was zu einem Aufbau von Positionen in defensiveren Namen führte. Zudem behauptete sich aber auch eine Reihe von Staaten mit niedrigerem Rating und höherer Risikoprämie (Belize, Venezuela, Ukraine, El Salvador). Die Gruppe der „Underperformer“ enthielt ebenfalls einige Länder mit Ratings unterhalb Investment-Grade und unterdurchschnittlicher Bondmarkt-Liquidität (Irak, Elfenbeinküste, Sri Lanka, Angola, Serbien).

Schließlich entwickelten sich einige Investment-Grade-Emittenten etwas schlechter als der Durchschnitt der Anlageklasse (Litauen, Brasilien, Namibia). Besonders stark litten aber die Anleihen von Argentinien, die nach der für das Land unvorteilhaften Gerichtsanhörung in den USA einen massiven Kursrutsch erlitten.


Lokale Bondmärkte von Schwellenländern
Die lokalen Bondmärkte der Emerging Markets lieferten einen sehr guten Ertrag im Februar (+3,0%, in Euro) und konnten damit den Verlust des Vormonats mehr als wettmachen. Ein besonders starker Einfluss auf die Ertragsentwicklung kam von der Währungsseite. Hier machte sich vor allem die starke Aufwertung des US-Dollar gegen den Euro im Berichtszeitraum (+4,0%) bemerkbar. Alle im Index enthaltenen Währungen aus Asien und Lateinamerika konnten damit ebenfalls einen deutlich positiven Ertrag gegen Euro erzielen, da sie weitgehend stabil gegen den US-Dollar liefen.

Währungen in Asien und Lateinamerika liefern hohen Ertrag
Von dieser Entwicklung profitierte auch der südafrikanische Rand, wobei diese Währung einen Teil der Gewinne zum Monatsende (nach Bekanntwerden schlechter Handelsbilanzzahlen) wieder abgeben musste. Der polnische Zloty, der russische Rubel und die türkische Lira verzeichneten eine leichte Aufwertung gegen den Euro, die aber deutlich geringer ausfiel als jene der asiatischen und lateinamerikanischen Märkte. „Underperformer“ der Indexwährungen war der ungarische Forint, der selbst gegen den Euro an Boden verlor. Hier belastete unter anderem die erneute Zinssenkung durch die Zentralbank sowie die gegen Monatsende vorsichtigere Stimmung in Europa.

Die Performance der lokalen Anleihen auf Länderebene (in jeweiliger Währung) lieferte ebenfalls kein einheitliches Bild. Anleihen von Chile, Peru und Polen mussten leichte Kursverluste hinnehmen. Einen leicht positiven Ertrag brachten die meisten Bondmärkte in Asien sowie die lokalen Bonds von Russland. Deutlich besser als der Indexdurchschnitt liefen Anleihen von Nigeria, Ungarn sowie den übrigen lateinamerikanischen Märkten. In Brasilien handelte es sich dabei lediglich um eine Korrektur nach der besonders schwachen Entwicklung im Januar, während die ungarischen Bonds von der Zinssenkung profitierten. Nigerias Anleihen sind weiterhin durch den steigenden Anteil im Index sowie durch Zinssenkungserwartungen gut unterstützt.


Ausblick für Emerging Markets und Finanzmärkte
Die Risikoneigung an den globalen Finanzmärkten unterlag im Februar sehr starken Schwankungen. Während die sich insgesamt gut entwickelnden makroökonomischen Indikatoren in vielen Volkswirtschaften zunächst für eine positive Stimmung sorgten, rückte zum Monatsende die Wahl in Italien in den Fokus. Nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses stieg die Risikoaversion an, da die zu erwartende Pattsituation in Italien und Herausforderungen in Ländern wie Spanien kritisch betrachtet werden. Getrieben wurde dies durch die Sorge, dass in der europäischen Schuldenkrise nicht wie erhofft das Schlimmste bereits überstanden sei.

Im Gegenzug zu den Industrieländern lieferten die meisten Emerging Markets weiterhin gute Nachrichten für die politische und wirtschaftliche Entwicklung. Zuletzt konnten sogar Länder wie Südafrika einen leicht positiven Trend beim Wirtschaftswachstum vermelden. In vielen Volkswirtschaften der Regionen Asien und Lateinamerika liegt die Wirtschaftsaktivität schon seit einigen Quartalen auf gutem Kurs. Und hier ist bisher kein Abknicken zu beobachten. Nur einzelne Länder in Osteuropa (Balkan, Polen, Ungarn) weisen eine eher moderate Wachstumsentwicklung auf. Sie werden unter anderem durch die schwache Konjunktur in Westeuropa belastet.

Beim geldpolitischen Kurs in unterschiedlichen Emerging Markets ist weiterhin eine stärkere Divergenz zu beobachten. Die Zentralbank von Ungarn hat eine weitere geldpolitische Lockerung vorgenommen, und Polens Währungshüter dürften einen ähnlichen Kurs verfolgen. Auch in Mexiko scheint die Zentralbank tendenziell geneigt, über eine mögliche Zinssenkung nachzudenken. Demgegenüber sorgt die gute Wirtschaftsentwicklung in den ASEAN-Ländern dafür, dass auf mittlere Sicht eher mit einer (wenn auch moderaten) Straffung der Geldpolitik zu rechnen ist. Schwieriger ist die Situation für die Zentralbanken in Brasilien und Südafrika. In diesen Ländern ist zwar die Inflationsrate angestiegen. Allerdings ging dies nicht mit einer deutlichen Verbesserung des Wirtschaftswachstums einher. Daher befinden sich die Zentralbanken dieser beiden Länder in einer Zwickmühle. Bei Südafrika kommt erschwerend hinzu, dass der Anstieg des Haushaltsdefizits und der damit verbundene Anstieg der Schuldenfinanzierung des Staats über lokale Bonds eine zusätzliche Herausforderung für die Zentralbank darstellen.


Fazit
Trotz aller Unsicherheiten im globalen Umfeld lässt sich festhalten, dass die meisten Emerging Markets weiterhin keine Probleme damit haben, sich an den Finanzmärkten zu finanzieren. Im Februar kamen bei Hartwährungsanleihen einige Neuemissionen von osteuropäischen Emittenten (Rumänien, Serbien, Ungarn), die insgesamt gut von den Märkten absorbiert wurden. Zusätzlich hält auch der Trend an, dass Emerging Markets erstmalig einen Bond in US-Dollar emittieren. Zum Monatswechsel wird die Anleihe von Paraguay in den Referenzindex für US-Dollar-Anleihen aufgenommen. Im Februar hatte sich mit Tansania ein weiterer staatlicher Emittent erstmals an den Markt gewagt. Insgesamt erhöht die steigende Anzahl von Staaten im Anleiheindex die Diversifikationsmöglichkeiten. Allerdings ist bei der Länderselektion große Sorgfalt geboten, denn die Bandbreite der Streuung bei wichtigen Kriterien (Solvenz, Liquidität der Anleihen) nimmt ebenfalls stark zu.


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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Debt, Deutsche Asset & Wealth Management
Kontakt: nicolas.schlotthauer(at)db.com bzw. +49 (69) 71 706 34 85