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Kommentar Emerging-Markets-Anleihen: Gute Entwicklung von Investment-Grade-Staatsanleihen

Rückläufige Renditen bei US-Anleihen brachten in US-Dollar denominierten Anleihen von Schwellenländer-Staaten und -Staatsunternehmen mit Investment Grade im November positive Impulse. Der weiter sinkende Ölpreis belastete hingegen insbesondere Anleihen von Rohöl exportierenden Ländern.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Rückblick
In US-Dollar denominierte Staatsanleihen von Schwellenländern verzeichneten im November einen leicht positiven Ertrag von 0,1% (in US-Dollar). Dabei lief der Subindex für Investment-Grade-Anleihen von Staaten und Staatsunternehmen mit einem Ertrag von 0,6% (in US-Dollar) deutlich besser als der Teilindex für Non-Investment-Grade-Emittenten (-0,9%, in US-Dollar). Auslöser war ein deutlicher Renditerückgang bei US-Staatsanleihen, der für die Staaten mit besserer Kreditqualität unterstützend wirkte.

Des Weiteren wirkte sich der weiter gesunkene Ölpreis positiv auf Anleihen von Emittenten aus, deren Volkswirtschaft von sinkenden Rohstoffpreisen (insbesondere niedrigeren Ölpreisen) weniger stark belastet werden dürfte oder die sogar profitieren könnte. Dazu zählten sowohl Staaten mit Investment-Grade-Rating (Türkei, Rumänien, Peru, Indonesien, Uruguay, Panama) als auch Emittenten mit niedrigerem Rating (etwa Senegal und El Salvador). Demgegenüber liefen die Anleihen von Rohöl exportierenden Ländern wie Venezuela, Russland, Ekuador, Kasachstan, Aserbaidschan, Angola deutlich schlechter als der Indexdurchschnitt. Dies umso mehr, als die OPEC zum Monatsende eine Beibehaltung der bisherigen Förderquoten beschlossen hatte und der Ölpreis eine weitere Abwärtsbewegung vollzog. Auch die Bonds der Ukraine gerieten im Berichtsmonat wieder stärker unter Druck.

Ausblick für Schwellenländer und Finanzmärkte
In der Gruppe der Schwellenländer sorgten vor allem die jüngsten Entwicklungen in China für Schlagzeilen. Die chinesische Zentralbank reagierte im November auf die seit einiger Zeit anhaltende Schwäche am Häusermarkt und den daraus resultierenden hemmenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum, in dem sie die kurzfristigen Zinsen senkte (während die Zinssätze für längere Fristen unverändert blieben). Dadurch sollen vor allem kleinere und mittlere Unternehmen unterstützt werden. Die Maßnahme der Zentralbank zeigt erneut, dass die chinesischen Institutionen die Wachstumsentwicklungen sehr genau verfolgen und bei Bedarf bereit sind, kurzfristig zu reagieren.

Neues Kabinett in Brasilien mit Wirtschaftsexpertise
In Brasilien gab Dilma Rousseff als Siegerin der Präsidentschaftswahlen Ende November einige Details zur zukünftigen Besetzung ihrer Regierungsmannschaft bekannt. Als Finanzminister wurde Joaquim Levy angekündigt, ein Ökonom, der bereits viele Jahre in unterschiedlichen Tätigkeiten unter verschiedenen Administrationen gearbeitet hat. Zudem hat er Erfahrung bei multilateralen Finanzinstitutionen wie IWF und IADB gesammelt. Nelson Barbosa soll das Planungsministerium übernehmen, während Alexandre Tombini als Zentralbankgouverneur im Amt bleiben wird. Insgesamt kann die neue Regierung aus wirtschaftlicher Sicht als positiv angesehen werden, da sie eine gute ökonomische Expertise mitbringt. Davon unabhängig bleibt abzuwarten, wie viele strukturelle Reformen die neue Regierung auf den Weg bringen wird.

Positive technische Faktoren
In Bezug auf wichtige technische Faktoren, wie das Volumen von Neuemissionen oder die Mittelbewegungen von globalen Investoren, ist der kurz- und mittelfristige Ausblick für Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern positiv. Zumal viele Emittenten (vor allem die mit besserer Kreditqualität) auf mittlere Sicht nur einen sehr geringen Finanzierungsbedarf in US-Dollar aufweisen. Einzelne Länder legen sogar Wert darauf, die Refinanzierung über Anleihen in ihrer Landeswährung vorzunehmen. Schwieriger ist die Situation für Länder, die einen gewissen Finanzierungsbedarf aufweisen und nach dem massiven Rückgang der Rohstoffpreise noch stärker auf externe Finanzierung angewiesen sein könnten. Hinsichtlich der Mittelbewegungen von globalen Investoren wiederum ist eine gute Unterstützung der Anlageklasse zu erwarten. Dies resultiert unter anderem aus der Tatsache, dass die Risikoprämien für US-Dollar-Anleihen von Schwellenländern im historischen Kontext noch als angemessen erscheinen.

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Fixed Income, Deutsche Asset & Wealth Management.
Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (0)69 910 134 85