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Kommentar Emerging-Markets-Anleihen: Investment-Grade-Emittenten treiben Erholung

In US-Dollar denominierte Anleihen von Emerging-Markets-Staaten und -Staatsunternehmen erholten sich im Oktober deutlich. Der positive Ertrag resultierte vor allem aus der starken Erholung bei Anleihen von Emittenten mit „Investment-Grade“-Rating. Bonds von Rohstoff-exportierenden Emittenten lieferten per Saldo einen unterdurchschnittlichen Ertrag, während andere Emittenten von den niedrigeren Rohstoffpreisen profitierten.

Dr. Nicolaus Schlotthauer

Rückblick: Hartwährungsanleihen von Emerging Markets
In US-Dollar denominierte Staatsanleihen aus Emerging Markets (EM) verzeichneten im Oktober einen positiven Ertrag (+1,7%, in US-Dollar), der den Rückschlag im Vormonat fast vollständig ausglich. Der Rückgang der US-Renditen im Monatsverlauf wirkte stützend für die EM-Bondmärkte. Darüber hinaus sorgten positive politische Entwicklungen für eine stabile Marktentwicklung (Indonesien). Demgegenüber wirkte sich die volatile Entwicklung der Rohstoffpreise unterschiedlich aus. Deutlich besser als der Gesamtindex liefen die Anleihen von „Investment-Grade“-Ländern, bei denen durch den niedrigeren Ölpreis ein positiver ökonomischer Effekt erwartet wird (Türkei, Philippinen, Südafrika sowie einige osteuropäische Staaten). Anleihen von Staaten mit niedrigem oder ohne Rating, bei denen Investoren einen negativen Einfluss der gesunkenen Rohstoffpreise auf die Volkswirtschaften erwarten, erlitten indes einen Rückschlag (Venezuela, Irak sowie einige Länder in Afrika).

Ausblick für Emerging Markets und Finanzmärkte
Das Absinken der Rohstoffpreise übte in den vergangenen Wochen und Monaten starken Einfluss auf die Emerging-Markets-Länder aus. Negativ betroffen sind generell die Volkswirtschaften, bei denen Rohstoffe einen signifikanten Anteil an den Exporten ausmachen. Allerdings muss hier differenziert werden. Einige Länder (etwa Chile) sind bei der Planung des Staatshaushalts grundsätzlich eher vorsichtig in Bezug auf die zu erwartenden Rohstoffpreise. Als kritisch könnte sich das Abrutschen der Rohstoffpreise hingegen für die Volkswirtschaften erweisen, bei denen Staatshaushalt und Leistungsbilanz schon vorher in weniger gutem Zustand waren (vor allem bei einigen Rohstoff-Exporteuren mit niedrigem Rating).

Positive Effekte aus niedrigeren Rohstoffpreisen zeigen sich hingegen für Netto-Importeure von Rohstoffen, vor allem durch eine Entlastung in der Leistungsbilanz. Zu dieser Gruppe zählen unter anderem die Türkei, China sowie viele Staaten in Osteuropa und Mittelamerika. In einigen Volkswirtschaften (beispielsweise in Asien) sorgen die niedrigeren Rohstoffpreise zudem für eine Entlastung beim Staatshaushalt, da weniger Subventionen für Benzin zu zahlen sind.

Wahlen haben die Märkte beeinflusst
Im Oktober gab es auch politische Nachrichten, die die Finanzmarktentwicklung beeinflussten. Im Vordergrund standen dabei die Wahlen in Brasilien und der Ukraine. Der Sieg von Dilma Rousseff bei den brasilianischen Präsidentschaftswahlen rief stärkere Schwankungen bei Brasiliens Aktien, Anleihen sowie der Währung hervor. Dies resultierte aus dem knappen Wahlsieg über Aecio Neves (51,6% vs. 48,4%) sowie daraus, dass bei den gleichzeitig stattfindenden Kongresswahlen die konservative Partei (zu der Aecio Neves zählt) ein starkes Ergebnis erzielte. Die Hoffnungen der Investoren ruhen nun darauf, dass sich Dilma Rousseff mit Neves' Partei auf eine Reformagenda verständigt. Alternativ besteht das Risiko, dass es zu einem politischen Stillstand kommt und wichtige Reformschritte unterbleiben. Für Brasiliens Ausblick ist somit von Bedeutung, wie Dilma Rousseff die neue Regierung besetzen wird und welche Reformpläne sie verkündet.

Die Parlamentswahlen in der Ukraine brachten einen deutlichen Sieg für die Parteien, die eine Annäherung an die EU befürworten. Dies wurde vom Gros der Finanzmarktteilnehmer als positiv angesehen, da dadurch eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit westlichen Institutionen zu erwarten ist. Positiv wurde auch die Zusammensetzung des neuen Kabinetts von Indonesiens Präsident Widodo aufgenommen. Die Besetzung der Posten mit „Technokraten“ und Repräsentanten wichtiger politischer Lager nährt die Hoffnung, dass die Regierung in der Lage sein wird, weitere Wirtschaftsreformen umzusetzen.

Re-Ratings und Neuemissionen
Bei den Re-Ratings wurde Ghana von Standard & Poor's (S&P) um eine Stufe auf „B-„ gesenkt. S&P setzte im Monatsverlauf das Rating von Serbien um eine Stufe auf „BB-„ herab. Demgegenüber wurden verschiedene Emittenten (Russland, Türkei) im „Investment-Grade“-Bereich belassen. Zwar senkte Moody's die Einschätzung zu Russland um eine Stufe auf „Baa2“, gleichzeitig hielt S&P aber das Rating bei „BBB-“.

Bezüglich der Neuemissionen kamen im Oktober erneut nur wenige Emittenten mit neuen in US-Dollar denominierten Anleihen an den Markt, die angesichts der insgesamt stabilen Lage bei Emerging-Markets-Fremdwährungsanleihen gut absorbiert wurden. Beispielsweise die ersten Staatsanleihen aus Kasachstan. Zusätzlich platzierten auch bereits im Index enthaltene Emittenten neue Bonds (Codelco, Kazmunaygaz, Pemex) oder erhöhten das Volumen von bestehenden Anleihen (Kolumbien). Darüber hinaus stockte Peru das Volumen in einer Anleihe mit langer Restlaufzeit auf, unterbreitete aber gleichzeitig ein Angebot zum Rückkauf von kürzer laufenden Bonds. Dies zeigt, dass gerade stabilere Staaten innerhalb der Ländergruppe weiterhin über einen guten Zugang zu den globalen Finanzmärkten verfügen.

Der Ausblick für Fremdwährungsanleihen von Emerging-Markets-Staaten und -Staatsunternehmen bleibt insgesamt stabil. Als Herausforderung besteht für viele Emittenten die Notwendigkeit zu weiteren Reformen. Stützend wirkt der insgesamt gute ökonomische Ausblick für viele Emittenten sowie technische Faktoren (etwa die Relation von Mittelzuflüssen und Fälligkeiten gegenüber dem Volumen an Neuemissionen).

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Fixed Income, Deutsche Asset & Wealth Management.
Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (0)69 910 134 85