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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Positiver Ertrag trotz politischer Schlagzeilen

Fremdwährungsanleihen aus Schwellenländern zeigten im März eine positive Entwicklung. Selbst negative politische Schlagzeilen stellten nur temporäre Belastungen dar. Auch USD-denominierte Staatsanleihen aus Osteuropa konnten nach anfänglichen Kursschwächen zum Monatsende hin wieder an Boden gewinnen. Die relativ stärkste Performance verzeichneten Fremdwährungsanleihen von Ländern mit einem vergleichsweise hohen Risikoaufschlag.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emerging Markets konnten im März im Durchschnitt 1,4% (in US-Dollar) zulegen. Vor allem Länder mit sehr niedrigem Rating (Venezuela, Argentinien, Ukraine, Elfenbeinküste) standen im Vordergrund. Bei Anleihen aus Venezuela wurde die neue Währungspolitik als ein positiver Schritt in Richtung einer ausgewogenen Wirtschaftspolitik honoriert. Daneben zählten kleinere Länder mit „High-Yield“-Rating (z.B. Gabun, El Salvador, Jamaika) zu den „Outperformern“.

Russische Anleihen liefen indes deutlich schlechter als der Durchschnitt. Die angespannte Lage zwischen Russland und der Ukraine führte zunächst zu einem deutlichen Verkaufsdruck, auch wenn sich die Anleihekurse zum Monatsende hin wieder erholten. Ähnlich verlief die Entwicklung bei türkischen Anleihen, bei denen es zum Monatsende zu einer starken Kursrallye kam, sodass sie auf Monatsebene die Indexperformance übertreffen konnten. Schlechter als der Durchschnitt entwickelten sich neben russischen Anleihen auch solche aus Ländern mit „Investment-Grade“-Rating wie der Slowakei, Lettland und Aserbaidschan.

Ausblick für Emerging Markets
Im März übte vor allem der geldpolitische Ausblick für die USA einen stärkeren Einfluss auf die Finanzmärkte der Emerging Markets aus. Äußerungen von Vertretern der US-Zentralbank verstärkten den Eindruck, dass auf mittlere Sicht mit einem restriktiveren Kurs gerechnet werden muss. Dementsprechend kamen US-Staatsanleihen erneut unter Druck, was sich auch auf langlaufende Emerging-Markets-Anleihen mit „Investment-Grade“-Rating auswirkte.

Daneben lieferten insbesondere die größeren Länder im März Schlagzeilen, die die Anleihemärkte beeinflussten: Neben den Entwicklungen in der „Krim-Krise“ auch die Rating-Herabstufung von Brasilien, die Kommunalwahlen in der Türkei sowie schwächere ökonomische Kennzahlen in China. So lagen die jüngsten Wirtschaftsindikatoren in China etwas unter den Erwartungen, was zu einer leichten Verschlechterung der Stimmung bei ausländischen Investoren führte. Als Reaktion wurden von der chinesischen Regierung bereits Maßnahmen ergriffen, um das Wachstum zu stützen. So sollen bspw. Infrastrukturprojekte zügiger angegangen werden. Daneben hat die Zentralbank die Marktzinsen leicht gesenkt.

In Brasilien hat die Rating-Agentur S&P das Rating um eine Stufe auf „BBB-„ herabgesetzt – vor allem wegen des gemischten Wachstumsausblicks für die nächsten Jahre sowie der gegenwärtigen Fiskalpolitik im Vorfeld der für Oktober terminierten Wahlen. Eine weitere Herabstufung droht, falls es zu einer massiven Verschlechterung bei Staatshaushalt und Zahlungsbilanz kommen sollte. Aus unserer Sicht ist derzeit jedoch nicht damit zu rechnen.

Bezüglich der Ukraine hat der IWF Ende März ein umfassendes Hilfsprogramm angekündigt. Auch die Weltbank, Japan, die EU und die USA haben Mittel zur Unterstützung in Aussicht gestellt. Insgesamt soll die Ukraine über einen Zeitraum von zwei Jahren circa 31 Mrd. US-Dollar (21% des BIP) an Hilfsgeldern bekommen, was den erwarteten Finanzbedarf übersteigt, sodass ein Teil der Gelder zum Aufbau von Reserven genutzt werden kann. Im Gegenzug muss die Ukraine Auflagen erfüllen, wie z.B. die Flexibilisierung des Wechselkurses. Von daher ist ein Kreditausfall in 2014 ökonomisch extrem unwahrscheinlich geworden und könnte allenfalls aufgrund einer massiven Verschlechterung der politischen Lage erfolgen. Ukrainische US-Dollar-Anleihen haben sich daher zuletzt stark erholt.

In Bezug auf Russland zeichnete sich im Konflikt um die Krim per Ende März eine leichte Entspannung ab. Das Fehlen von massiven Wirtschaftssanktionen gab russischen Anleihen Unterstützung. Auch beim Wachstumsausblick ist die Lage weniger dramatisch, als manche Analysen vermuten lassen. Für 2014 wird ein BIP-Wachstum von circa 1% erwartet. Der schwächere Wechselkurs sollte im zweiten Halbjahr insbesondere die Leistungsbilanz und damit das Wachstum unterstützen.

In der Türkei schließlich endete die Kommunalwahl vom 30. März 2014 mit einem klaren Sieg der Regierungspartei AKP. Nach letzten Hochrechnungen errang sie in allen wichtigen Städten im Schnitt etwa 45% der Stimmen – auch in Istanbul. Das Ergebnis erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Premier Erdogan im Rahmen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen mit Präsident Gül die Ämter tauschen wird. Gül wird von Beobachtern als moderater und diplomatischer eingeschätzt, was unter Investoren die Erwartungen einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Opposition im Land weckt. Das Wahlergebnis lässt auch eine Fortsetzung der wirtschaftsfreundlichen AKP-Politik erwarten.

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Fixed Income, Deutsche Asset & Wealth Management

Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (0)69 910-13485