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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Positives Momentum hält an

Anhaltende Kapitalzuflüsse in die Anlageklasse sowie eine stabile globale Nachrichtenlage sorgten für eine gute Unterstützung der Kursentwicklung.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Die Makroebene
Im Februar übten die Entwicklungen in Westeuropa und den USA wenig Einfluss auf die globale Risikoneigung und damit auch auf Emerging-Markets-Anleihen aus. Die jüngsten Wachstumsindikatoren in den USA zeigten sich robust. Außerdem sorgte  die Bewilligung des Hilfspakets für Griechenland für eine Stabilisierung der Stimmung in Westeuropa.

Stattdessen ergab sich ein gemischter exogener Einfluss für Emerging-Markets-Länder durch den massiven Anstieg des Ölpreises. Letzterer resultierte aus den jüngsten geopolitischen Entwicklungen. Mittelfristig ist zwar eine Stabilisierung des Ölpreises vor dem Hintergrund zusätzlicher Förderkapazitäten in einzelnen Ländern wie Aserbaidschan und Kasachstan zu erwarten. Allerdings bringt die jüngste Ölpreisentwicklung sowohl positive als auch negative Effekte für verschiedene Emerging-Markets-Länder.

Positiv wirkt der Ölpreisanstieg für die Länder, die Netto-Ölexporteure sind. Dazu zählen Länder wie Aserbaidschan, Ghana, Kasachstan, Malaysia, Mexiko, Russland sowie Venezuela. Diese Volkswirtschaften profitieren von einem steigenden Überschuss in der Handelsbilanz. Dies ist positiv für die Währungsentwicklung des jeweiligen Landes und schlägt sich zudem oft auch in steigenden Währungsreserven nieder. Die steigenden Währungsreserven sind zusätzlich stützend für die positive Entwicklung der Kreditqualität des jeweiligen Staates und bringen Potenzial für zusätzliche Rating-Verbesserungen mit sich.

Demgegenüber ergeben sich aus dem Ölpreisanstieg auch zwei negative Effekte. Einerseits sorgt dies bei nahezu allen Ländern für einen weniger starken Rückgang der Inflationsraten bzw. sogar für einen leicht zunehmenden Inflationsdruck. Dementsprechend ist für viele Volkswirtschaften innerhalb der Emerging Markets damit zu rechnen, dass die Zentralbanken einen vorsichtigeren Kurs in der Geldpolitik einschlagen werden. Andererseits ergeben sich aus dem höheren Ölpreis negative Effekte für die Handelsbilanzen von den Emerging-Markets-Ländern, die Netto-Ölimporteure sind. Dazu zählen viele Länder in Mittel- und Osteuropa und Asien sowie Südafrika und einzelne Staaten in Mittelamerika. Bei diesen Volkswirtschaften ist fallweise zu analysieren, ob der jüngste Ölpreisanstieg eine massive Verschlechterung der außenwirtschaftlichen Indikatoren bewirkt oder aber noch zu verkraften ist.

Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen der Emerging Markets lieferten auch im Februar einen deutlich positiven Ertrag: +2,4%! Die stabile Nachrichtenlage von globaler Seite und die anhaltenden Kapitalzuflüsse in die Anlageklasse der Emerging-Markets-Anleihen sorgten für eine gute Unterstützung der Kursentwicklung. Besonders gut liefen dabei die Bonds einiger Länder, die ein niedrigeres oder gar kein Rating sowie eine vergleichsweise hohe Risikoprämie aufweisen wie zum Beispiel im Fall von der Elfenbeinküste, Ukraine, Venezuela, Vietnam und Weißrussland. Daneben verzeichneten auch stabilere Emittenten aus Osteuropa, unter ihnen Litauen, Polen und die Türkei eine gute Entwicklung.

Dies stellte eine Erholung nach der schwächeren Performance in einigen Vormonaten dar. Auf der Seite der Länder mit stark unterdurchschnittlicher Wertentwicklung finden sich einige Länder mit niedrigem Rating und einer relativ schwachen ökonomischen Lage wie zuletzt in Belize, El Salvador, Libanon sowie Sri Lanka. Weiterhin lieferten auch einige Länder mit hohem Rating und relativ geringer Risikoprämie wie in wie in Chile, China, und Uruguay eine schlechtere Entwicklung, was als Reaktion auf die teils starke Performance in den vergangenen Quartalen angesehen werden kann.

Lokale Bondmärkte der Schwellenländer
Auch die lokalen Bond-Märkte der Emerging Markets lieferten mit +1,2% (auf Euro-Basis) einen leicht positiven Ertrag. Auf der Währungsseite war im Februar eine stärkere Divergenz zu beobachten. Dies wurde auch durch die Abwertung des US-Dollar gegen Euro, etwa 2%, beeinflusst. Dementsprechend lieferten die meisten Währungen aus Asien und Lateinamerika sowie die türkische Lira keinen positiven Ertrag gegen Euro, sondern nur ein leichtes Plus gegen US-Dollar. Demgegenüber konnten sich die übrigen osteuropäischen Währungen gut behaupten und von einer Aufwertung auch gegen EUR profitieren. Letzteres war auch für den südafrikanischen Rand zu vermelden; diese Währung profitierte von positiven Nachrichten zur fiskalischen Konsolidierung im Land.

Ein Großteil der lokalen Anleihen im Index wies im Februar ebenfalls Kursgewinne auf. Ausnahmen waren die Bonds in Mexiko und Kolumbien. Die Kursverluste in Mexiko waren dabei in weiten Teilen eine Gegenbewegung zur starken Anleiheentwicklung im Januar. Die im Index befindlichen Bonds der südamerikanischen Märkte sowie aus Osteuropa lieferten hingegen, in Landeswährung, einen deutlich positiven Ertrag. Dies zeigt, dass sich der jüngste Anstieg des Ölpreises und die damit einhergehenden Erwartungen über einen steigenden Inflationsdruck in vielen lokalen Bond-Märkten noch nicht niedergeschlagen haben.

Neben den globalen Einflüssen waren auch auf Länderebene einige wichtige Entwicklungen zu beobachten. In Belize sorgte die Ankündigung der Regierung, dass nach den Wahlen eine Umstrukturierung der US-Dollar-Anleihe angestrebt werden soll, für einen Kursrutsch bei dem entsprechenden Bond. Auch die US-Dollar-Anleihen von Sri Lanka gerieten unter Druck, nachdem jüngste Indikatoren eine Verschärfung der makroökonomischen Ungleichgewichte: hohes Kreditwachstum, steigendes Defizit in der Handelsbilanz, Abwertungsdruck und sinkende Währungsreserven, signalisierten. Politische Entwicklungen wie zum Beispiel die Wahlen im Senegal sorgten bei einzelnen Ländern ebenfalls für Schlagzeilen und für steigende Nervosität bei globalen Investoren.

Fazit:
Die jüngsten Entwicklungen innerhalb der Emerging Markets zeigen erneut, dass die diese Länder eine sehr heterogene Gruppe sind. Dementsprechend ist die sorgfältige Länderselektion ein essentieller Bestandteil der Investmentstrategie für Emerging-Markets-Anleihen.


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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Debt, DB Advisor.
(Kontakt: nicolas.schlotthauer(at)db.com bzw. +49 (69) 71 706 34 85).