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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Ruhigere Märkte nach guter Performance der Vormonate

US-Dollar-denominierte Anleihen von Emerging Markets-Staaten und -Staatsunternehmen hatten insgesamt einen ruhigeren Juni und lieferten nur einen leicht positiven Ertrag. Innerhalb der Anlageklasse war erneut eine stärkere Divergenz zu beobachten, die vor allem bei Emittenten mit niedrigem Rating deutlicher ausfiel. Insgesamt bleibt die Anlageklasse durch die ökonomische Entwicklung und technische Faktoren weiterhin gut unterstützt.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emerging Markets brachten im Juni nur einen leicht positiven Ertrag (+0,4%, in US-Dollar). Zahlreiche Investoren agierten nach der guten Entwicklung in den Vormonaten eher abwartend, anstatt weiter Risiko aufzubauen. Für Vorsicht sorgten temporär auch die erneut aufkommenden geopolitischen Themen – bspw. im Nahen Osten – sowie Ereignisse in Emerging Markets-Ländern wie Argentinien und der Ukraine. Die Bonds von Argentinien erlebten dabei eine Achterbahnfahrt mit zunächst massiven Kursrückschlägen, gefolgt von einer starken Erholung. Letztere wurde indes allein von der Hoffnung einzelner Investoren getrieben, dass der Konflikt zwischen Argentinien und einigen US-Hedgefonds durch einen Kompromiss beigelegt werden könne. Stützend wirkten zudem anhaltende Mittelzuflüsse in die Anlageklasse, auch wenn das Volumen zuletzt etwas gesunken war. Einige Länder mit niedrigem Rating lieferten im Juni eine besonders gute Performance: Argentinien, Venezuela, Ukraine, Jamaika, Sambia.

Ausblick für Emerging Markets
Die Anleihen in den „Kernmärkten“ (USA, Deutschland) wiesen im Juni keine einheitliche Entwicklung auf. Deutsche Staatsanleihen waren aufgrund der weiteren geldpolitischen Lockerung durch die EZB gut unterstützt. Dementsprechend kam es bei den meisten Laufzeiten zu einem leichten Renditerückgang, insbesondere die Bonds mit sehr langer Restlaufzeit liefen gegen Monatsende sehr gut. Ein etwas anderes Bild ergab sich für US-Staatsanleihen, bei denen sich Bonds mit längeren Laufzeiten noch gut behaupten konnten. Im kurzen und mittleren Laufzeitenbereich kam es hingegen zu einem Renditeanstieg, der aufgrund positiver Kommentare der Fed aber moderat ausfiel. Insgesamt lieferten die Kernmärkte ein stabiles Umfeld für die Entwicklung von Emerging Markets-Anleihen.

Für Unruhe sorgten indes die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten. Durch die Kämpfe verschiedener Gruppierungen im Irak sowie auch in Teilen Syriens stieg die Sorge vieler Investoren, dass es zu einer weiteren Destabilisierung in der Region kommen könnte. Angesichts der schwer zu prognostizierenden Entwicklung im Nahen Osten ist damit zu rechnen, dass die globale Risikoneigung und einzelne Indikatoren (wie der Ölpreis) kurzfristig starken Schwankungen unterliegen. Für die Emerging Markets-Länder insgesamt ist dabei vor allem von Bedeutung, wohin sich der Ölpreis entwickeln wird.

Hinsichtlich der Änderungen beim Rating von Ländern im Emerging Markets Index überwog im Juni die Anzahl der Herabstufungen. So rutschten Bulgarien und Südafrika bei Standard & Poor's jeweils auf das Rating „BBB-“ und damit bis auf eine Stufe an den Status „Junk“ heran. S&P wertete zudem Argentinien auf „CCC- (u)“ herab, was unter anderem mit der juristischen Auseinandersetzung zwischen Argentinien und einzelnen Hedgefonds begründet wurde. Fitch sieht bei Guatemala den Wachstumsausblick sowie die Einnahmeseite im Staatshaushalt kritisch und senkte das Rating um eine Stufe auf „BB“. Moody's schließlich senkte das Rating von Ghana um eine Stufe auf „B2“, was mit der sich verschlechternden Entwicklung bei Staatshaushalt und Schuldenkennzahlen begründet wurde. Demgegenüber erfuhren Lettland und Litauen weitere Rating-Hochstufungen. Beide Länder verfügen damit bei zwei Agenturen über den „A“-Status.

Unter Berücksichtigung aller wichtigen Faktoren sehen wir weiterhin eine gute Unterstützung für die Hartwährungsanleihen von Emerging Markets-Ländern. Die makroökonomische Entwicklung in vielen Volkswirtschaften erweist sich als stabil. Darüber hinaus ist die Aktivität von Neuemissionen in diesem Jahr generell recht gering, was sich stützend auf die Sekundärmärkte auswirkt. In den letzten beiden Monaten waren neue Anleihen in US-Dollar vorrangig von kleineren Ländern mit niedrigem Rating (Kenia, Ekuador) begeben worden. In den nächsten beiden Monaten ist mit noch weniger Neuemissionstätigkeit zu rechnen. Schließlich erscheint auch der gegenwärtige Ausblick für die US-Staatsanleihen relativ stabil, sodass von dieser Seite ebenfalls keine Belastung droht.

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Fixed Income, Deutsche Asset & Wealth Management.
(Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (0)69 910 134 85)