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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Schwächerer Monat für Emerging-Markets-Anleihen

US-Dollar-denominierte Anleihen von Emerging-Markets-Staaten und -Staatsunternehmen wiesen im September einen negativen Ertrag auf. Zu Monatsbeginn belastete der Anstieg der US-Renditen, welcher sich insbesondere in der Performance von Emittenten mit höherem Rating zeigte. Im weiteren Monatsverlauf trübte sich die Marktstimmung dann durch geopolitische Themen sowie länder-spezifische Entwicklungen zusätzlich ein.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emerging Markets erlitten im September einen Performance-Rückschlag in Höhe von -1,8% (in US-Dollar). Dies wurde teilweise von dem Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen getrieben, welcher sich vor allem bei der Kursentwicklung von Emittenten mit besserem Rating niederschlug. Daneben sorgte auch die generelle Verschlechterung der Risikoneigung an den globalen Finanzmärkten für eine schwächere Entwicklung.

Einerseits liefen die Bonds von vielen „Investment-Grade“-Emittenten deutlich schlechter als der Index (Uruguay, Kasachstan, Brasilien, Mexiko, Türkei, Kolumbien). Andererseits kam es auch bei Anleihen von Staaten mit sehr niedrigem Rating zu einem stärkeren Kursrückgang (Venezuela, Ekuador, Elfenbeinküste). Letzteres wurde entweder durch die relativ geringe Risikoprämie oder – wie im Fall von Venezuela – durch eine kritischere Haltung ausländischer Investoren getrieben. Besser als der Gesamtindex liefen fast nur Bonds von Ländern mit niedrigem Rating (Argentinien, Ghana, Honduras, Weißrussland und Mongolei), wobei die Emittenten von ihrer vergleichsweise hohen Risikoprämie und ihrer relativ geringen Korrelation zur Gesamtmarktentwicklung profitierten. Darüber hinaus lieferten auch US-Dollar-denominierte Anleihen von Staaten und Staatsunternehmen aus Russland einen positiven Ertrag. Hier half u.a. die vergleichsweise hohe Risikoprämie gegenüber vielen Emittenten mit ähnlichem oder sogar niedrigerem Rating.

Ausblick für Emerging Markets und Finanzmärkte
Die Entwicklung der globalen Finanzmärkte wurde im September von verschiedenen Themen beeinflusst. Besonders im Fokus standen die Zinsentscheidung der US-Zentralbank sowie die dazu veröffentlichten Kommentare zum geldpolitischen Ausblick, die auf mittlere Sicht einen eher restriktiveren Ausblick vermittelten. Daraus ergaben sich unmittelbar nach der Fed-Sitzung wenige Veränderungen bei den US-Staatsanleihen, nachdem diese zu Monatsbeginn stärker an Boden verloren hatten. Erst zum Monatsende konnten die Kurse wieder zulegen, was vor allem durch die generell vorsichtigere Risikostimmung an den globalen Finanzmärkten getrieben wurde. Ebenfalls von Bedeutung waren im Berichtsmonat geopolitische Entwicklungen. So führten die USA und die EU weitere Sanktionen gegenüber Russland ein, die vor allem Unternehmen aus dem Rohstoffsektor betreffen. Zudem blieb das Thema der weiteren Entwicklung im Nahen Osten auf der Agenda.

In Brasilien belastet die Unsicherheit über den Ausgang der Präsidentschaftswahlen die Währung, während USD-denominierte Anleihen nicht überdurchschnittlich stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aus ökonomischer Sicht positive Nachrichten kamen derweil aus Indonesien, wo der neu gewählte Präsident Widodo sein Kabinett präsentierte und erste wirtschaftspolitische Maßnahmen verkündete. Letztere sollen unter anderem eine Kürzung der staatlichen Benzinpreissubventionen sowie erhöhte Ausgaben für die Entwicklung der Infrastruktur beinhalten. Eine Überraschung gab es im September in Südafrika, als Zentralbank-Gouverneurin Gil Marcus ankündigte, nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Dadurch sollte allerdings mittelfristig die Kontinuität der Zentralbankpolitik nicht gefährdet sein.

Marktstimmung beeinflusst durch geopolitische Themen und politische Entwicklungen
Im September stufte Moody's das Rating von Costa Rica von „Baa3“ auf „Ba1“ herab, sodass dieses Land nunmehr bei allen drei Agenturen nicht mehr als „Investment-Grade“ geführt wird. Moody's hatte den Schritt schon länger angedeutet. Standard & Poor's wiederum senkte das Rating für Venezuela um eine Stufe auf „CCC+“ (und damit auf ein vergleichbares Niveau zum Rating von Moody's). Als Gründe wurden unter anderem die Herausforderungen in der Wirtschaftspolitik genannt.

Im Bereich der Neuemissionen von US-Dollar-denominierten Anleihen durch Staaten und Staatsunternehmen war im September eine zunehmende Aktivität zu beobachten. Im Vergleich zu anderen „Spread-Anlageklassen“ blieb das Volumen neuer Bonds aber relativ gering. Einige kleinere Länder (El Salvador, Ghana) nutzten das stabile Marktumfeld, um neue Benchmark-Anleihen zu platzieren. Darüber hinaus nahm Brasilien frisches Geld durch Aufstockung einer bereits bestehenden Anleihe auf, und Panama brachte eine 10-jährige Anleihe in US-Dollar an den Markt. Einzelne Staatsunternehmen (bspw. die Export-Import-Bank der Türkei) emittierten ebenfalls neue Bonds. Weitere Neuemissionen sind vor allem von Ländern mit „Investment-Grade“-Rating zu erwarten, die einen Teil der für 2015 benötigten Mittel „vorfinanzieren“ wollen.

Der Gesamtausblick für Fremdwährungsanleihen von Emerging-Markets-Ländern ist weiterhin positiv. Viele Volkswirtschaften weisen eine stabile Entwicklung bei makroökonomischen Kennzahlen und Staatsverschuldung auf, so dass die Anlageklasse bei vielen Investoren weiterhin als strategisch attraktives Investment angesehen wird. Darüber hinaus ist die Risikoprämie von etlichen staatlichen Emittenten noch attraktiv und das relativ geringe Volumen bei Neuemissionen sorgt für eine gute Unterstützung des Sekundärmarktes.

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Fixed Income, <link http: www.institutional-investment.de am-guide external-link-new-window external link in new>Deutsche Asset & Wealth Management.
Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (0)69 910 134 85