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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Schwellenländer mit schwachem Jahresausklang

Anleihen und Währungen der Emerging Markets verzeichneten im November Verluste. Die Marktstimmung wurde von der Unsicherheit über den Ausblick für die US-Geldpolitik und teilweise von negativen Entwicklungen in einzelnen Volkswirtschaften belastet. Mittelfristig sieht es wieder besser aus.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
Staatsanleihen von Emerging Markets, die in Dollar notiert werden, haben im November insgesamt einen Verlust von minus 1,7% (in US-Dollar) gebracht. Die Anleihemärkte wurden besonders von Erwartungen über geldpolitische Maßnahmen in den Kernmärkten (USA, Eurozone) beeinflusst. In diesem Marktumfeld liefen die Anleihen von vielen kleinen Indexmitgliedern mit niedrigem oder ohne Rating besser als der Durchschnitt der Anlageklasse. Diese Länder profitierten von ihrer höheren Risikoprämie sowie der relativ ausgewogenen Positionierung ausländischer Investoren in diesen Bonds.

Daneben konnten sich auch Bonds einiger osteuropäischer und asiatischer Emittenten mit Investment-Grade-Rating relativ gut behaupten. Anleihen von Venezuela in US-Dollar standen im November unter starkem Abgabedruck. Ebenfalls schlechter als die Benchmark liefen daneben auch die Bonds einiger Investment-Grade-Länder aus Lateinamerika sowie einzelner kleinerer Länder mit relativ niedrigem Rating.


Lokale Bondmärkte
Die lokalen Bondmärkte der Emerging Markets schnitten im November noch schlechter ab, als die in Dollar notierten Anleihen. Der Verlust belief sich im Berichtsmonat auf minus 2,9% in Euro gerechnet. Ein größerer Teil der schwachen Entwicklung wurde erneut von der Währungsperformance verursacht. Besonders deutlich werteten dabei einige Währungen in Lateinamerika sowie in Osteuropa ab. Insgesamt spiegelt die jüngste Währungsentwicklung die weiterhin bestehende vorsichtige Einschätzung bei globalen Investoren gegenüber lokalen Märkten wider. Auch die Performance von lokalen Anleihen in jeweiliger Landeswährung war im November negativ, allerdings fiel der Rückschlag auf Indexebene weniger stark aus als bei den Währungen.

Ausblick für Emerging Markets
Die globalen Finanzmärkte wurden im November stark von Schlagzeilen zur Geldpolitik in den USA und der Eurozone sowie von politischen Entscheidungen in China beeinflusst. In den USA drehte sich weiterhin alles um die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Rückführung der ultralockeren Geldpolitik, das so genannte Tapering, beginnen dürfte. Im Laufe des vergangenen Monats geriet auch der geldpolitische Kurs der EZB wieder stärker in den Fokus. Anfang November hatte die europäische Zentralbank einige Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung beim Referenzzins um 25 Basispunkte auf 0,25% überrascht. Im weiteren Monatsverlauf kamen dann Meldungen auf, dass die EZB auch einen negativen Einlagenzins als geldpolitisches Instrument einsetzen könnte. Dadurch ergab sich kurzfristig eine starke Unterstützung für viele Bonds, während viele Währungen stärkeren Schwankungen ohne klare Richtung unterlagen.

Aus China kamen im Zusammenhang mit dem 18. Kongress der KP viele Nachrichten. Die verkündeten Maßnahmen wurden von den Finanzmärkten positiv aufgenommen. Besonders hervorzuheben ist, dass die angekündigten Reformen nicht auf den Wirtschaftsbereich beschränkt bleiben. Stattdessen sollen auch umfangreiche Änderungen im sozialen und politischen Bereich umgesetzt werden.

Deutlich zugenommen hatte im November das Volumen an neu emittierten Anleihen von staatlichen Emittenten aus Emerging-Markets-Ländern in US-Dollar. Hierbei waren Staaten und Staatsunternehmen aus Osteuropa besonders aktiv. Diese neuen Bonds wurden vom Markt gut absorbiert. Dies ist insofern besonders positiv, da weltweit die in Emerging Markets-Anleihen investierenden Publikumsfonds weitere Mittelabflüsse verzeichneten. Trotz dieses seit Monaten anhaltenden Trends gibt es für Emittenten mit einer stabilen Entwicklung derzeit keine Schwierigkeiten, Refinanzierungen an den globalen Finanzmärkten vorzunehmen.

Angesichts der anhaltenden Unsicherheit über die wirtschaftspolitischen Entwicklungen in vielen Industrieländern ist kurzfristig weiter mit stärkerer Volatilität an den Finanzmärkten vieler Emerging-Markets-Länder zu rechnen. Der mittelfristig zu erwartende Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen dürfte insbesondere die lokalen Emerging-Markets-Anleihen weiter belasten. Demgegenüber sollte sich bei Anleihen in US-Dollar von Emerging-Markets-Ländern mittelfristig eine weitere Stabilisierung einstellen. Dies dürfte durch die weiterhin guten Kennzahlen für Makroökonomie und Schuldenentwicklung gestützt werden. Für die Währungen der Schwellenländer ergibt sich ein gemischtes Bild. Einzelne Märkte sollten mittelfristig von der stabilen Wachstumsentwicklung in den jeweiligen Ländern profitieren. Darüber hinaus könnten auch die Währungen ein positives Potenzial entwickeln, bei denen der Zinsvorsprung gegenüber den "Kernmärkten" besonders hoch und die strukturelle Entwicklung zumindest stabil ist.

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Fixed Income, Deutsche Asset & Wealth Management
(Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (0)69/910-13485).