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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Schwellenländer mit schwachem Start ins neue Jahr

Anleihen und Währungen der Emerging Markets sind schwach in das neue Jahr gestartet. Zwar konnten sich Fremdwährungsanleihen noch relativ gut behaupten, allerdings erlitten viele Währungen und einige lokale Bondmärkte stärkere Rückschläge. Und die anhaltenden Sorgen über politische Entwicklungen und strukturelle Herausforderungen könnten bei einzelnen Ländern auf kurze Sicht zu weiteren Kapitalabflüssen führen.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
Staatsanleihen von Emerging Markets, die in Dollar notiert werden, haben im Januar Verluste von minus 0,7% verzeichnet. Die Performance wurde von dem starken Abverkauf einzelner Emittenten mit sehr niedrigem Rating getrieben. Anleihen aus Argentinien wurden durch die Währungsabwertung belastet. Aufgrund ähnlicher struktureller Probleme kamen auch die Anleihen aus Venezuela unter Verkaufsdruck. Darüber hinaus erlitten die Bonds der Ukraine angesichts der angespannten politischen Lage einen stärkeren Rückschlag. Deutlich schlechter liefen auch die Anleihen von einigen niedrig gerateten Emittenten aus Afrika und Lateinamerika.

Einen positiven Ertrag konnten dagegen einzelne kleinere Länder mit niedrigem Rating generieren, beispielweise Honduras, Gabun, Belize und Jamaika. Zusätzlich behaupteten sich auch Anleihen von Emittenten mit höherem Rating wie Malaysia, Lettland und Polen gut. Hier sorgte die stabile fundamentale Lage für gute Unterstützung.

Lokale Bondmärkte
Die lokalen Bondmärkte der Emerging Markets erlitten einen noch stärkeren Rückschlag, was sich in der Performance von minus 2,7%, in Euro gerechnet, spiegelte. Dabei trugen auf Indexebene sowohl die Währungen als auch viele lokale Bonds zu dem negativen Ertrag bei. Viele Währungen verloren deutlich gegen Euro an Wert. Besonders ausgeprägt zeigte sich die Schwäche in den osteuropäischen Ländern, wo alle Währungen um mindestens 2% gegen den Euro abwerteten.

Bei der Performance von lokalen Anleihen in jeweiliger Landeswährung war auf Länderebene ebenfalls eine stärkere Divergenz zu beobachten. Stärkere Kursverluste traten vor allem bei den lokalen Bonds von Südafrika, Russland und einzelnen asiatischen Märkten wie Philippinen und Indonesien auf. Diese Märkte wurden von stärkeren Kapitalabflüssen ausländischer Investoren besonders stark getroffen. Demgegenüber hielten sich die Anleihen anderer asiatischer Länder wie Malaysia und Thailand gut. Daneben mussten auch die lokalen Bonds der Türkei und Mexikos nur leichte Kursverluste hinnehmen, sodass sie gegenüber dem Index einen überdurchschnittlichen Ertrag lieferten. Im Fall der Türkei zeigt sich, dass viele Marktteilnehmer bereits mit einer starken Zinserhöhung gerechnet hatten, sodass sich die Sorgen der Investoren über den Ausblick des Landes vorrangig in der Abwertung der Währung niederschlugen.

Ausblick für Emerging Markets
Wir erwarten keine Emerging-Markets-Krise auf breiter Front. Insgesamt sind wir weiterhin der Meinung, dass das Gros der Emerging Markets eine solide Entwicklung zeigt und erwarten, dass Länder mit Herausforderungen die Reformen angehen werden, um nicht von dem grundsätzlich positiven Pfad abzukommen. Einige Regierungen müssen zweifelsohne Strukturreformen anstoßen, um den positiven Entwicklungskurs intakt zu halten. Der Bedarf für solche Reformen besteht jedoch schon seit geraumer Zeit. Viele Marktteilnehmer haben dies in den Jahren der ultralockeren US-amerikanischen Geldpolitik nur zu gerne ignoriert und undifferenziert in Schwellenländer investiert. Nun schlug diese Beurteilung der Emerging Markets vom positiven Extrem ins negative.

Insgesamt zeigen die jüngsten Entwicklungen bei einzelnen Ländern und bei verschiedenen Anlageklassen erneut, dass bei der Portfoliopositionierung eine starke Differenzierung erforderlich ist. So konnten sich selbst im volatilen Monat Januar viele in US-Dollar denominierte Anleihen von staatlichen Emittenten noch gut behaupten. Für die Anlageklasse der Fremdwährungsanleihen ist unter anderem hilfreich, dass sie Bonds von über 60 Ländern unterschiedlicher Qualität und aus verschiedenen Regionen beinhaltet. Demgegenüber erwarten wir kurzfristig für Währungen und lokale Anleihen von Emerging Markets eine Fortsetzung der starken Schwankungen. Diese Anlageklasse war über die vergangenen Jahre das bevorzugte Ziel globaler Investoren. Dementsprechend könnten die anhaltenden Sorgen über politische Entwicklungen und strukturelle Herausforderungen auf kurze Sicht zu weiteren Kapitalabflüssen führen.


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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Fixed Income, Deutsche Asset & Wealth Management. (Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 69 910-13485)