Foundation | Welcome

Menu


Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Skepsis trotz Marktstabilisierung

Emerging-Markets-Staatsanleihen haben sich im Juli stabilisiert und teilweise sogar wieder etwas von der Schwäche der Vormonate erholt. Weniger negative globale Schlagzeilen und geringere Mittelabflüsse stützten diese Entwicklung. Demgegenüber handelten viele Währungen weiterhin schwach. Der Grund dafür lag in der Vorsicht vieler Investoren hinsichtlich der Entwicklung in den Emerging Markets.

Hartwährungsanleihen
In US-Dollar notierte Staatsanleihen von Emerging Markets verzeichneten im Juli eine leichte Erholung (+1,2%). Dadurch, dass die Marktliquidität im Laufe des Monats abnahm, führten bereits kleinere Transaktionen zu spürbaren Preisbewegungen. Die Nervosität der Anleger hinsichtlich der US-Geldpolitik stieg gegen Ende des Monats wieder deutlich an. Die Renditen von US-Staatsanleihen bewegten sich in diesem Umfeld weiter nach oben. Langlaufende Anleihen von Emerging Markets mit Investment-Grade-Rating folgten dieser Entwicklung. Generell zeigte sich abermals eine „Outperformance" von Staaten mit High Yield Rating bzw. ohne Rating (Elfenbeinküste, Ägypten, Irak, Argentinien). Osteuropäische Emittenten mit kürzerer Duration konnten sich ebenfalls gut behaupten (Kroatien, Lettland). Die Gruppe der „Underperformer“ umfasste lateinamerikanische und asiatische Investment-Grade-Emittenten (Brasilien, Indonesien, Kolumbien, Philippinen) sowie weniger liquide Bonds von kleineren Emittenten (Honduras, Mongolei, Belize, Sambia).

Lokale Bondmärkte
Die lokalen Bondmärkte der Emerging Markets konnten sich im Juli nicht erholen. Sie verzeichneten einen weiteren Rückschlag mit einer Performance von -1,4% (in Euro). Auf Indexebene resultierte dies vollständig aus einer Abschwächung der Währungen, während sich die Anleihen im Durchschnitt seitwärts bewegten. Innerhalb der Ländergruppe ergab sich bei der Performance der lokalen Anleihen (in jeweiliger Landeswährung) eine breite Streuung. Philippinische und peruanische Bonds lieferten einen deutlich positiven Ertrag. Demgegenüber kamen lokale Anleihen der Türkei sowie von Südafrika und einigen asiatischen Ländern teils deutlich unter die Räder. Während in der Türkei die restriktivere Ausgestaltung der Geldpolitik belastete, verzeichneten die übrigen Bondmärkte vorrangig Mittelabflüsse und waren zudem von der Volatilität in US-Staatsanleihen betroffen. Bei den Währungen im Lokalmarktindex zeigte sich bei regionaler Betrachtung, dass alle asiatischen Währungen im Monatsverlauf deutlich an Boden verloren, während in anderen Emerging Markets kein derart einheitliches Bild auftrat. Insgesamt lässt sich beobachten, dass die Entwicklung der Emerging-Markets-Währungen weiterhin von globalen Faktoren und hier insbesondere von der Vorsicht vieler Investoren gegenüber den Emerging Markets beeinflusst wird.

Ausblick für Emerging Markets und Finanzmärkte
Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate haben sich die globalen Schlagzeilen und auch die Entwicklung vieler Finanzmärkte beruhigt. Allerdings blieb der generelle Trend steigender Renditen in den USA weiterhin intakt. Dies wurde vor allem durch anhaltend stabile oder sich verbessernde Wachstumsindikatoren gestützt. Dadurch werden die Erwartungen von vielen Marktteilnehmern bestätigt, dass die US-Zentralbank bald mit der sukzessiven Rückführung der Überschuss-Liquidität beginnen könnte.

Positive Nachrichten kamen Ende Juli aus China. Die Regierung ließ verlautbaren, dass sie keine stärkere Abschwächung beim Wirtschaftswachstum tolerieren würde. Im Falle eines erwarteten Wachstumsrückgangs wäre daher mit staatlichen Stützungsmaßnahmen (für das BIP-Wachstum) zu rechnen. Dies ist eine wichtige Nachricht für den Wachstumsausblick vieler Emerging-Markets-Länder, da dadurch ein wichtiger Faktor für das Risikoszenario entfällt.

Kurzfristig dürfte die Entwicklung von Emerging-Markets-Anleihen und -Währungen weiterhin stark von exogenen Faktoren beeinflusst werden. Dazu zählen Erwartungen zum Kurs der US-Geldpolitik (sowie der Einfluss auf die globalen Anleihemärkte) ebenso wie das Interesse globaler Investoren, in Emerging Markets investiert zu bleiben bzw. zu investieren. Mittelfristig ist auch eine stärkere Differenzierung zwischen vielen Emerging-Markets-Ländern zu erwarten. Dies dürfte von Faktoren wie der fiskalischen Entwicklung (inkl. Schuldenstand), dem Refinanzierungsbedarf des Emittenten sowie vom Wachstumsausblick und der außenwirtschaftlichen Entwicklung (v.a. der Leistungsbilanz) getrieben werden. Dementsprechend ist bei Investments in Emerging-Markets-Anleihen unter strategi-schen Gesichtspunkten die aktive Länderselektion von großer Bedeutung.

---
*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Debt,
Deutsche Asset & Wealth Management
(Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (69) 71 706 34 85)