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Kommentar Emerging Markets Anleihen: Sommerhoch im Juli

Hartwährungsanleihen verzeichneten im Juli eine sehr gute Entwicklung, wobei eine breite Streuung innerhalb der Ländergruppe zu sehen war. Lokalwährungsanleihen profitierten von einer Lockerung der Geldpolitik in einigen Staaten. Weitere Schritte in Richtung Zinssenkung sind zu erwarten.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Rückblick Juli 2012
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emerging Markets lieferten im Juli abermals einen guten Ertrag von +3,7% (in US-Dollar).

Insbesondere die Andeutung des EZB-Präsidenten Mario Draghi über weitere Unterstützungs- maßnahmen für die europäischen Peripheriestaaten führte zu einer deutlichen Verbesserung der Risikostimmung an den Finanzmärkten gegen Monatsende.

Innerhalb der Emerging-Markets-Gruppe zeigte sich in diesem Monat wieder ein gemischtes Bild. Nicht nur fundamental gut unterstützte Investment-Grade-Länder wie Peru, Mexico und Russland lieferten eine bessere Performance als der Index. Auch Emittenten im Bereich "BB-" mit Zug zum Investment-Grade-Status wie Indonesien und die Türkei zählten zur Gruppe der "Outperformer". Einige ökonomisch und politisch weniger stabile Länder, zum Beispiel der Irak und die Elfenbeinküste entwickelten sich ebenfalls stärker als der Durchschnitt der Anlageklasse.

Schwächer als der Gesamtindex liefen relativ illiquide Anleihen von einigen Emittenten aus dem Nahen Osten und Afrika, so aus dem Libanon, Jordanien, Nigeria und sowie Lateinamerika; darunter auch die Ländergruppe Belize, Jamaika und die Dominikanische Republik. Anderseits entwickelten sich aber auch einige Staaten mit soliden ökonomischen Rahmenbedingungen wie Aserbaidschan, Malaysia und Chile weniger gut als der Durchschnitt.


Stabile Inlandsnachfrage in vielen Emerging Markets
Die lokalen Bondmärkte der Schwellenländer lieferten im Juli insgesamt einen sehr guten Ertrag (+5,8% in Euro). Vor allem gegen Monatsende profitierten viele Währungen von der verbesserten Risikostimmung an den globalen Finanzmärkten. Insgesamt führte die Abwertung des Euro gegen US-Dollar, etwa. -2,9% im Juli, jedoch zu einer Divergenz bei der Entwicklung von Emerging-Markets-Währungen gegen den Euro.

Einige Währungen in Lateinamerika und Asien, die primär gegen den US-Dollar handeln, legten gegen den Euro stark zu. Dazu zählten unter anderem der chilenische Peso, der peruanische Nuevo Sol und der malaysische Ringgit. Der mexikanische Peso wertete gegen den Euro ebenfalls auf, während die Performance gegen den US-Dollar verhalten war. Der brasilianische Real verlor sogar an Wert gegenüber den US-Dollar und entwickelte sich gegen den Euro nur leicht positiv. In Osteuropa gewannen der ungarische Forint und der polnische Zloty gegen den Euro zwar an Wert, legten jedoch nicht so stark zu wie die türkische Lira und der russische Rubel.

Auch der Ertrag der lokalen Anleihen in jeweiliger Landeswährung lag im Berichtsmonat deutlich im positiven Bereich. In einigen Ländern resultierte die gute Kursentwicklung aus Leitzinssenkungen durch die jeweilige Zentralbank. Im Falle von Südafrika, Kolumbien und den Philippinen kam der Schritt überraschend, während in Brasilien einfach der geldpolitische Lockerungskurs der letzten elf Monate fortgesetzt wurde. In anderen Staaten hielt sich die Zentralbank zwar noch im Hintergrund, allerdings spiegelten die lokalen Renditen bereits schwächeres Wachstum, geringere Inflation und somit Zinssenkungserwartungen wider.


Ausblick für die Anlageklasse
Die Nachrichtenlage in der Eurozone dominiert weiterhin die Entwicklungen der globalen Finanzmärkte. In Griechenland gestalteten sich die Verhandlungen zwischen den Koalitionsparteien über zusätzliche Sparmaßnahmen schwierig. Weitere Finanzspritzen hängen von der Einschätzung der Troika zur Lage Griechenlands ab, welche für Anfang September erwartet wird.

In Spanien ist die Sorge um den Bankensektor sowie um einige Regionen nach wie vor groß. Entsprechend legte der Risikoaufschlag von spanischen als auch italienischen Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen im Laufe des Monats deutlich zu. Die Leitzinssenkung der EZB auf 0,75% zeigte wenig Wirkung. Erst Draghis Andeutung über weitere Unterstützungsmaßnahmen für die europäischen Peripheriestaaten führte zu einer deutlichen Verbesserung der Risikostimmung an den Finanzmärkten.

In den USA stehen sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik im Vordergrund. Es gibt keine Zweifel an der Fortführung des lockeren geldpolitischen Kurses durch die amerikanische Zentralbank. Allerdings hoffen die Finanzmärkte auf weitere Maßnahmen, wie etwa zusätzliche Aufkäufe von Staatsanleihen und Hypotheken- papieren.

Beim Thema Staatshaushalt gestaltet sich die Situation schwieriger. Wenn sich der US-Kongress nicht bald auf die Finanzierung des Bundeshaushalts einigt, müssten nach dem Auslaufen von Steuererleichterungen einerseits und dem Überschreiten der Schuldenobergrenze andererseits drastische Steuererhöhungen und Ausgaben- kürzungen in Kraft treten. Es besteht eine beträchtliche Gefahr, dass die Entscheidung erst nach der Präsidentschaftswahl im November getroffen wird, wodurch die Zeit noch knapper wird. Eine drohende Herabstufung des Länderratings würde wie letzten Sommer zu einem Anstieg der Risikoaversion führen, was dann auch Emerging-Markets-Anleihen zu spüren bekämen.

Die ökonomische Entwicklung in China wird weiterhin unter genauer Beobachtung stehen und die globale Risikostimmung maßgeblich mit beeinflussen. Die zuletzt verzeichnete wirtschaftliche Abschwächung ist als zyklisch anzusehen. Die chinesische Regierung hat bereits antizyklische Maßnahmen u.a. im Infrastruktur- bereich ergriffen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob eine weiche Landung mit anschließender konjunktureller Festigung gelingt.


FAZIT
Insgesamt zeigt sich der Trend einer wirtschaftlichen Verlangsamung in vielen Emerging-Markets-Volkswirtschaften. Dies schlägt sich vor allem im Außensektor nieder, während die Inlandsnachfrage noch relativ stabil ist. In einigen Ländern hat sich die Besorgnis der Regierung und Zentralbank über den globalen Wirtschaftsaus- blick jedoch verstärkt und zu teilweise überraschenden bzw. weiteren Zinssenkungen geführt. Dies war zum Beispiel in Kolumbien, Brasilien, Südafrika, Südkorea und den Philippinen der Fall.

Weitere Schritte sind wahrscheinlich Kapitalzuströme in die Anlageklasse haben zuletzt wieder zugenommen, allerdings zeigten diese hauptsächlich im Segment der Hartwäh- rungsanleihen Auswirkungen. Erhöhte Risikoaversion ließ Investoren bei Emerging-Markets-Währungen eher vorsichtig agieren. Das globale Niedrigzinsumfeld sollte weiterhin vorteilhaft für Emerging-Markets-Bonds sein. Investoren werden dabei jedoch stark auf Qualität achten.

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Debt, DB Advisor.(Kontakt: nicolas.schlotthauer(at)db.com bzw. +49 (69) 71 706 34 85)