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Kommentar Emerging Markets Anleihen: Stabile Wirtschaftslage und anhaltende Zuflüsse stützen

Emerging-Markets-Anleihen konnten sich auch im Oktober gut behaupten. Anhaltende Zuflüsse in die Anlageklasse sowie eine leichte Verbesserung der Wachstumsindikatoren sorgten für eine Unterstützung der Marktentwicklung. Die Währungen vieler Emerging Markets handelten hingegen auf der schwächeren Seite, wodurch ein Teil des positiven Ertrags von lokalen Bonds aufgezehrt wurde.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emerging Markets lieferten im Oktober einen Ertrag von knapp 1% (in US-Dollar). Emittenten mit unterdurchschnittlicher ökonomischer Entwicklung sowie politischen Herausforderungen (Pakistan, Elfenbeinküste, El Salvador, Ungarn) standen trotz ihrer mittelfristig anstehenden Herausforderungen im Berichtsmonat an der Spitze der Gruppe der Outperformer. Daneben liefen auch einzelne fundamental gut unterstützte Länder besser als der Index (Panama, Chile, Indonesien). Das Gros der Staaten mit solider wirtschaftlicher Entwicklung und relativ gutem Rating (Uruguay, Mexiko, China, Brasilien, Namibia) war jedoch in der Gruppe der Underperformer zu finden.

Zusätzlich lieferten auch einzelne kleinere, niedrig bewertete Länder einen unterdurchschnittlichen Ertrag (Jamaika, Ekuador, Libanon). Anleihen von Argentinien verloren am meisten an Wert. Investoren, die keines der beiden Angebote zum Schuldenumtausch (2005 und 2010) annahmen, hatten Erfolg mit ihrer Klage, wonach Argentinien gegen die Pari-Passu-Klausel verstoßen hat. Unsicherheit über den weiteren Umgang der argentinischen Regierung mit den Inhabern von „Defaulted“ Bonds aus dem Jahr 2001 ließ den Finanzmarkt unter Druck geraten.

Lokale Bondmärkte der Schwellenländer
Die lokalen Bond-Märkte der Emerging-Markets verzeichneten im Oktober einen Rückschlag. Der Ertrag lag bei -1,2% (in Euro). Die negative Performance ergab sich aus einer schwächeren Entwicklung vieler Währungen. Von den im Benchmark-Index vertretenen Währungen konnten nur der philippinische Peso und der ungarische Forint eine Aufwertung gegen Euro vermelden. Die Schwäche einiger anderer Währungen (brasilianischer Real, peruanischer Nuevo Sol, polnischer Zloty, türkische Lira, malaysischer Ringgit) hielt sich im Monatsverlauf noch in Grenzen, die Abwertung lag maximal bei 1% gegen Euro.

Stark unter Druck kam hingegen der südafrikanische Rand. Diese Währung wurde massiv von der politischen Unsicherheit im Land und dem negativen Einfluss von Streiks auf verschiedene Wirtschaftsindikatoren belastet.

Die Performance von lokalen Staatsanleihen (in jeweiliger Landeswährung) lag hingegen für das Gros der Indexmitglieder im positiven Bereich. Kursverluste ergaben sich nur bei Mexiko und Südafrika, allerdings kam es auch hier nicht zu einem stärkeren Abverkauf der Bonds. Einen guten Ertrag lieferten die lokalen Anleihen von Ungarn und der Philippinen. In Ungarn sorgte die Zinssenkung durch die Zentralbank für eine gute Kursentwicklung der Anleihen, während die Bonds der Philippinen von der ausgewogenen makroökonomischen Entwicklung sowie der positiven Entwicklung des Länder-Ratings profitierten.


Ausblick für die Anlageklasse
Besondere Relevanz für die Entwicklung der globalen Finanzmärkte haben Fragen zu den geo-politischen Initiativen der USA und China sowie zur weiteren Ausrichtung der Wirtschaftspolitik. In den USA kommt zusätzlich die Unsicherheit über den weiteren Kurs in der Fiskalpolitik („Fiscal Cliff“) hinzu. Beruhigend für die globalen Finanzmärkte wirkte dabei, dass zuletzt sowohl in China als auch in den USA eine Verbesserung bei den ökonomischen Indikatoren eintrat. Dadurch ergab sich Unterstützung für die Marktteilnehmer, die für den Sommer eine Bodenbildung der Wirtschaftsaktivität vorhersagten und nunmehr eine (wenn auch teils moderate) Aufwärtsbewegung sehen.

Nicht nur in China, sondern auch in vielen anderen Emerging Markets, zeigte sich zuletzt eine leichte Verbesserung beim Ausblick für das Wirtschaftswachstum. Die Lockerung bei der Geldpolitik sowie der ausgewogene fiskalpolitische Kurs wirkten stützend für die BIP-Entwicklung. In etlichen Ländern lieferte die Binnenwirtschaft weitere Wachstumsimpulse.

Nicht übersehen werden darf dabei aber, dass einige Länder, die stark von der Wachstumsentwicklung in Westeuropa abhängen, weiterhin stärkere Einbußen in der Außenwirtschaft erleiden. In diesen Volkswirtschaften (bspw. Sri Lanka) kommt es aufgrund der stabilen Importtätigkeit daher zu einer massiven Verschlechterung der Leistungsbilanz.

Bei den Fremdwährungsanleihen von Emerging-Markets nahm die Neuemissionstätigkeit im Oktober etwas zu, nachdem im September nur sehr wenig neue Anleihen an den Markt kamen. Bolivien konnte erstmals einen USD-Bond platzieren. Diese Anleihe erfreute sich trotz vergleichsweise geringer Risikoprämie einer sehr großen Nachfrage. Chile brachte ebenfalls zwei neue Bonds (Restlaufzeit von 10 und 30 Jahren) auf den Markt und auch hier übertraf die Nachfrage bei Weitem das Angebot. Serbien stockte die bereits bestehende neunjährige Anleihe auf, was diesem Emittenten aufgrund der relativ attraktiven Neuemissionsrendite ohne Probleme gelang.

Insgesamt zeigt die aktuelle Entwicklung am Primärmarkt, dass weiterhin sehr große Nachfrage nach Emerging-Markets-Anleihen besteht. Anhaltende Zuflüsse in die Anlageklasse stützen diese Entwicklung.


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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Debt, DB Advisor.
(Kontakt: nicolas.schlotthauer(at)db.com bzw. +49 (69) 71 706 34 85)