Foundation | Welcome

Menu


Kommentar Emerging Markets Anleihen: Stabiler Jahresabschluss

Emerging-Markets-Anleihen wiesen auch im Dezember eine gute Performance auf, gestützt durch anhaltende Kapitalzuflüsse sowie die positive Risikoeinschätzung an den globalen Finanzmärkten. Ebenfalls hilfreich war, dass sich der Wachstumsausblick zum Jahresende für viele Länder weiter stabilisierte.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
US-Dollar-denominierte Staatsanleihen von Emer- ging Markets verzeichneten auch im Dezember einen positiven Ertrag (+0,7%, in US-Dollar). Die Anlage- klasse profitierte von der positiven Stimmung an den globalen Finanzmärkten. Allerdings lieferten Anleihen von zwei Ländergruppen einen recht unterdurchschnittlichen Ertrag. Einerseits erlitten Bonds kleinerer Indexmitglieder mit niedrigem Rating (Ägypten, Bolivien, Mongolei, Sri Lanka) einen Rückschlag. Sie wurden stark durch politische Schlagzeilen oder eine vergleichsweise geringe Risikoprämie belastet. Andererseits liefen auch Anleihen von Emittenten mit höherem oder sich verbesserndem Rating (Chile, China, Malaysia, Peru, Philippinen, Türkei) oft schlechter als der Index. Sie sind vom Anstieg der US-Renditen generell stärker betroffen als Länder mit niedrigerem Rating und höherer Risikoprämie.

Eine besonders starke Ertragsentwicklung wiesen hingegen Bonds niedrig gerateter Staaten auf, die in den Vormonaten teils stärkere Rückschläge erlitten hatten (z.B. Argentinien, Belize, Venezuela, Weißrussland). Daneben konnten sich auch Anleihen einzelner osteuropäischer Emittenten mit attraktiver Risikoprämie gut behaupten (Aserbaidschan, Russland, Serbien).


Lokale Bondmärkte der Schwellenländer
Die lokalen Bondmärkte der Emerging Markets waren im Dezember ebenfalls erneut im Plus (+0,9%, in Euro), auch wenn dies unter dem Ergebnis des Vormonats lag. Auf Länderebene ergab sich diesmal eine sehr breite Streuung. Diese wurde vor allem durch die Währungsseite getrieben, was aber weniger durch die Entwicklung von US-Dollar gegen Euro (lediglich 1,5% Abwertung des US-Dollar) als vielmehr durch währungsspezifische Aspekte gefördert wurde. Besonders gut unter den Index- währungen liefen der südafrikanische Rand und der brasilianische Real. Beide Währun- gen profitierten davon, dass sie aufgrund von Rückschlägen in früheren Monaten als attraktiv bewertet erachtet wurden. Daneben konnten sich auch noch der polnische Zloty und der kolumbianische Peso behaupten. Einen negativen Ertrag verzeichneten hingegen die übrigen Währungen in Osteuropa (ungarischer Forint, türkische Lira und russischer Rubel) und Lateinamerika (peruanischer Nuevo Sol, mexikanischer Peso) sowie alle asiatischen Märkte. In dieser Gruppe hatte insbesondere der Forint einen sehr schwachen Monat. Er verlor gegenüber dem Euro mehr als 3% an Wert.

Bei den lokalen Anleihen (in jeweiliger Landeswährung) war im Dezember durchweg ein positiver Ertrag zu beobachten. Besonders gut liefen neben den Bonds in Brasilien und Südafrika auch die lokalen Anleihen von Ungarn und Nigeria. Letztere profitieren weiterhin von stärkeren Zuflüssen ausländischer Investoren, während sich in Ungarn die Erwartungen über weitere Zinssenkungen durch die Zentralbank als stützend für die Bonds erwiesen.


Ausblick für die Anlageklasse
Die Stimmung an den globalen Finanzmärkten war im Dezember generell gut. Belastend wirkten lediglich Sorgen, dass es in den USA nicht zu einer Einigung im Haushaltsstreit kommen könnte. Demgegenüber waren die Nachrichten in anderen Regionen der Welt tendenziell positiv. In der Eurozone war eine weitere Stabilisierung in den Krisenländern zu beobachten, wobei allerdings die politische Lage in Italien schon wieder für neue Schlagzeilen sorgt. Daneben kam es in Japan zu einem Regierungswechsel, welcher auch einen neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik mit sich bringen wird. Erste Ankündi- gungen der Regierung lassen eine stärkere Fokussierung auf das Ankurbeln des Wirtschaftswachstums erwarten.

Ebenfalls stützend für die Finanzmärkte wirkte, dass auch die realwirtschaftlichen Indikatoren in großen Emerging Markets insgesamt ein positives Bild zeichneten. In vielen Ländern entwickelten sich sowohl die "harten Fakten" (Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion, Exporte und Importe) als auch die Stimmungsindikatoren (wie Einkaufsmanagerindizes) stabil. Allerdings gab es vereinzelt Ausnahmen. In Brasilien lag die Industrieproduktion deutlich unter den Erwartungen, während in Indonesien die Exporttätigkeit (erneut) einen stärkeren Rückschlag hinnehmen musste. Letzteres belegt: Die moderaten Wachstumsraten finden in etlichen Industrieländern weiterhin ihren Niederschlag in den außenwirtschaftlichen Kennzahlen einiger Emerging Markets und belasten damit auch die Leistungsbilanz.

Insgesamt geben die ökonomischen Kennzahlen für die Ländergruppe aber Anlass für vorsichtigen Optimismus im Bezug auf den Wirtschaftsausblick. Risiken könnten sich vor allem aus einem signifikanten Wachstumseinbruch in den USA ergeben.

Bei der Inflationsentwicklung und dem Kurs der Geldpolitik ergibt sich hingegen kein einheitliches Bild für die Emerging Markets. In einigen Volkswirtschaften (wie Chile, Indonesien, Kolumbien, Mexiko, Polen, Türkei, Ungarn) ging die Inflationsrate erneut zurück, während in anderen Ländern (Brasilien, China, Indien) ein zumindest leichter Anstieg zu beobachten war (auch wenn dies im Rahmen des Erwarteten lag). In mehreren anderen Staaten (Russland, Südafrika) blieb die Inflationsrate auf Vormonats- niveau.

Allerdings liefert dieser Indikator allein noch keine Aussage darüber, ob die jeweiligen Zentralbanken eine Änderung des geldpolitischen Kurses vornehmen sollten. So ist beispielsweise in Indonesien und Südafrika die Inflationsentwicklung stabil. Allerdings kam es in beiden Volkswirtschaften zu einem starken Anstieg des Leistungsbilanz- defizits. Dies schränkt die Möglichkeiten der Zentralbank, eine Lockerung der Geldpolitik vorzunehmen, deutlich ein. Demgegenüber besteht in Ländern wie Polen durchaus Spielraum für weitere Zinssenkungen, da insgesamt eine ausgewogene makroökonomische Lage vorherrscht.

Die im Dezember vorgenommenen Rating-Änderungen der drei großen Agenturen (Moody's, S&P, Fitch) für Emerging-Market-Länder wiesen ebenfalls keine einheitliche Entwicklung auf. Bei einigen Staaten kam es zu einer Verschlechterung des Ratings.

Während Kroatien bei S&P seinen Status als "Investment-Grade"-Emittent aufgrund der geringen Reformdynamik verlor, wurde das Rating von Ägypten durch die anhal- tende Unsicherheit über die politische Stabilität im Land belastet. Die Einschätzung für das Länderrisiko der Ukraine wurde sowohl bei Moody's als auch bei S&P gesenkt.

Positiv entwickelte sich im Berichtsmonat hingegen das Rating von Chile. Mit S&P hat nunmehr die zweite Rating-Agentur dieses Land in den "AA"-Bereich angehoben. Daneben erhielt Ghana erstmals ein Rating von Moody's, und diese Einschätzung ("B1") lag um eine Stufe über der von S&P ("B").


Fazit
Angesichts der insgesamt stabilen ökonomischen Entwicklung sollten die Anleihemärkte der Emerging Markets weiterhin gut unterstützt werden. Ob sich allerdings bei lokalen Anleihen die Rallye fortsetzen wird, kann nur auf Länderebene beantwortet werden. Für einzelne Länder hatten sich bereits große Erwartungen für Zinssenkungen gebildet, ohne dass Risiken wie das steigende Leistungsbilanzdefizit in Betracht gezogen wur- den. Daher besteht hier die Gefahr einer Enttäuschung. In anderen Ländern (wie Polen) sorgen das moderate Wachstum und die sinkende Inflationsrate hingegen für eine Unterstützung des Bondmarktes. Bei den Fremdwährungsanleihen (in USD) besteht ebenfalls ein positiver Ausblick. Viele Länder haben bereits im Jahr 2012 einen signifikanten Teil ihres Finanzierungsbedarfs für 2013 gedeckt, sodass die Neuemissionstätigkeit im Jahresverlauf generell überschaubar bleiben sollte.

Es könnte allerdings passieren, dass gerade zu Jahresbeginn verstärkt neue Anleihen am Markt platziert werden. Viele Emittenten könnten dadurch bei der Neuemission vom generell niedrigen Renditeniveau profitieren. Dementsprechend können kurzfristige Schwankungen in dieser Anlageklasse nicht ausgeschlossen werden. Dadurch sollte sich aber das positive Gesamtbild nicht nachhaltig verschlechtern.


---
*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Debt, DB Advisor.
(Kontakt: nicolas.schlotthauer(at)db.com bzw. +49 (69) 71 706 34 85)