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Kommentar Emerging Markets-Anleihen: Weiterhin schwache Marktentwicklung

Emerging-Markets-Staatsanleihen und -Währungen verzeichneten auch im Juni Verluste. Starke Abflüsse aus der Anlageklasse sorgten für weitere Bondverkäufe, was auf den Kursen vieler Anleihen lastete. Gegen Monatsende war eine leichte Erholung zu beobachten. Allerdings belasten die Volatilität in den globalen Finanzmärkten und die aufkommenden Fragen zum Wachstumsausblick für Emerging Markets weiterhin die Stimmung.

Dr. Nicolas Schlotthauer

Hartwährungsanleihen
Die Schwäche bei in US-Dollar notierten Staats- anleihen aus Emerging Markets setzte sich im Juni fort. Die Anlageklasse verzeichnete einen Verlust von 4,9% in US-Dollar gerechnet. Nachdem Ben Bernanke den graduellen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik bestätigte, kamen amerikanische Staatsanleihen abermals kräftig unter Druck. Zudem trübte sich die Risikobereitschaft globaler Investoren stärker ein.

Innerhalb der Anlageklasse zeigte sich generell eine „Outperformance“ von Staaten mit einem High-Yield-Rating wie Ungarn und Dominikanische Republik gegenüber lateinamerikanischen und asiatischen Investment-Grade-Emittenten wie Uruguay, Panama, Indonesien und die Philippinen. Letztere waren vor allem aufgrund der langen Zinsduration der jeweiligen Anleihen negativ betroffen, da die Renditen analog zu den US-Treasury-Renditen anstiegen. Osteuropäische Emittenten wie Litauen, Lettland und Kroatien konnten sich relativ besser behaupten.


Lokale Bondmärkte
Auch die lokalen Bondmärkte der Emerging Markets befanden sich im Juni im Abwärtstrend. Der Verlust von 3,8% spiegelt dabei nicht einmal vollständig den temporären Abverkauf wider. Im Monatsverlauf hatte der Index, gemessen in Euro, bis zu 7% an Wert verloren. Zum Monatsende konnten sich die Märkte wieder etwas erholen. Bei den lokalen Bondmärkten, in jeweiliger Landeswährung gemessen, konnte kein einziges Land im Juni einen positiven Ertrag vermelden. Am besten hielten sich noch einzelne Bondmärkte in Osteuropa (Rumänien, Russland, Ungarn) und in Asien (Malaysia, Thailand).

Demgegenüber erlitten die lokalen Anleihen anderer asiatischer Länder wie Indonesien und Philippinen ebenso einen massiven Rückschlag wie die Bonds der Türkei sowie von einzelnen Ländern in Südamerika (Brasilien, Chile, Peru). Diese Bewegung wurde wie schon im Vormonat vorrangig von Abflüssen aus den Märkten getrieben und weniger von einer Veränderung beim fundamentalen Ausblick der Volkswirtschaften. Auch auf der Währungsseite waren im Berichtsmonat teils stärkere Korrekturen zu beobachten, wobei sich insgesamt aber festhalten lässt, dass sich die Emerging-Markets-Währungen vom Ertrag her im Juni besser entwickelten als die jeweiligen lokalen Anleihen.


Ausblick für Emerging Markets und Finanzmärkte
Nach der massiven Korrektur bei Emerging-Markets-Währungen und -Anleihen in den letzten beiden Monaten stellt sich die Frage, wohin von hier aus die Reise geht. Für viele Emerging-Markets besteht derzeit der Bedarf, die Wachstumsprognosen für 2013 nach unten zu revidieren. Allerdings handelt es sich bei allen wichtigen Ländern nur um Anpassungen, die eine moderate Abschwächung charakterisieren und nicht um einen massiven Einbruch. Grundsätzlich ergibt sich für viele Länder ein negativer Einfluss auf das Wachstum durch den Anstieg der Renditen.

Im Gegenzug bestehen aber auch einige Faktoren, die sich zumindest mittelfristig positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken dürften. Die außenwirtschaftliche Entwicklung sollte sowohl vom Aufwärtstrend des US-Wachstums als auch von den jüngsten Währungsabwertungen profitieren. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass viele Emerging-Markets-Länder weiterhin über strukturelle Vorteile verfügen.

Kurzfristig wird die Unsicherheit im globalen Umfeld dazu führen, dass auch Emerging-Markets-Anleihen weiter sehr volatil bleiben könnten. Entwicklungen in den "Kernmärkten" und den Kapitalströmen in die oder aus der Anlageklasse bestimmen derzeit die Kurse vieler Bonds. Darüber hinausgehend bieten sich auf mittlere Sicht einige attraktive Investmentmöglichkeiten, bei denen die stärkeren Kursschwankungen durch höhere Risikoprämien und Renditen besser kompensiert werden. Angesichts des herausfordernden Umfelds und dem Einfluss auf Finanzmärkte und Makroökonomie ist aber bei der Länderauswahl eine größere Vorsicht geboten. Die stärkere Selektion zwischen Ländern, auch unter Berücksichtigung der Liquidität von Anleihen, ist in den nächsten Monaten essentiell beim Investieren in Emerging-Markets-Anleihen.

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*) Dr. Nicolas Schlotthauer, Head of Emerging Markets Debt,
Deutsche Asset & Wealth Management
(Kontakt: nicolas.schlotthauer@db.com bzw. +49 (0)69 71 706 34 85)