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Kommentar Europäische Unternehmensanleihen: Erhöhte Liquidität kommt Unternehmensanleihen zugute

Das Sentiment am Markt für europäische Unternehmensanleihen bleibt durch die Russland auferlegten Sanktionen sowie die politische Situation in Griechenland getrübt. Angesichts der von der EZB angekündigten unkonventionellen Maßnahmen werden jedoch die Zinssätze auf absehbare Zeit niedrig bleiben, was die Assetklasse der Euro-Unternehmensanleihen weiterhin unterstützen wird.

Thomas Höfer

Markt profitiert von Entwicklung in Peripherieländern
Nach einem sehr starken Jahr 2014 – der JPMorgan-Sovereign-EMU-IG-Index erzielte eine Gesamtrendite von 13,38% zum Vorjahr – erwies sich der Januar 2015 an den Anleihemärkten der Eurozone ebenfalls als sehr positiv. Der Markt profitierte von erfreulichen Beiträgen aus den Peripherieländern. Besonders Italien machte einen Teil des jüngst unterdurchschnittlichen Trends gegenüber Spanien wieder gut, während die Kernmärkte ebenfalls vor allem in den längeren Laufzeiten neue Renditetiefs erreichten und die Renditekurven sich durch ein Angleichen der kurz- und langfristigen Renditen stark verflachten. Den stärksten Beitrag leisteten im Januar die Kernländer, in erster Linie dank rekordniedriger Renditen für Bundesanleihen und dank der aktiven Durationsverlängerungen. Der JPMorgan-EMU-IG-Index erzielte eine monatliche Gesamtrendite von 2,3%. Hier lag Belgien (+3,16%) an der Spitze, gefolgt von Österreich (+2,56%), Frankreich (+2,53%), den Niederlanden (+2,4%) und Italien (+2,35%). Deutschland erzielte „nur“ 2,3%. Die Outperformer des Vormonats – Spanien, Portugal und Irland – blieben im Januar etwas zurück, erzielten mit +1,44%, +1,23% beziehungsweise +1,01% aber immer noch ein anständiges Ergebnis.

Die Renditen der Anleihen der Kern- und Peripherieländer gingen – nach kurzfristigen Kursverlusten Anfang Januar – erneut zurück. Vor allem Bundesanleihen verloren gegenüber den Allzeittiefs im Dezember und markierten neuerliche Rekordtiefs. Vor allem von Mitte bis Ende des Monats erfuhren die Kernstaaten einen starken Renditerückgang, hauptsächlich infolge des neuen Rekordtiefs von 29 Basispunkten bei deutschen Bundesanleihen. Der Hauptgrund: Bedenken geopolitischer Art – etwa hinsichtlich der Euro-Perspektiven von Griechenland – rückten wieder ins Rampenlicht. Es kam jedoch zu keinem allgemeinen Abverkauf, wie er Mitte Oktober verzeichnet worden war. Dies lag vor allem daran, dass die EZB am 22. Januar ihr weithin erwartetes Programm zur quantitativer Lockerung (QE) durch den Kauf von Staatsanleihen ankündigte.

Auf Indexebene rentierten Unternehmensanleihen im Januar mit +0,84%, während Finanztitel +0,54% erzielten. Nicht-Finanztitel generierten +1,06%. Insgesamt tendierten Unternehmensanleihen etwas schwächer als erstklassige Anlagen wie Bundesanleihen, die mit +2,25% rentierten.

Umfang des QE der EZB überrascht
Das letztlich publik gemachte EZB-Vorhaben zum Kauf von Anleihen der öffentlichen Hand konnte die Anleger wegen seines Umfangs und des je nach Inflationsausblick offenen Zeithorizonts sowie der Zusammensetzung der monatlichen Wertpapierkäufe – die auch supranationale Emissionen und Papiere regierungsnaher Stellen umfassen – aber immer noch überraschen. Die EZB kündigte außerdem an, sie würde Anleihen mit Laufzeiten von zwei bis zu 30 Jahren aufkaufen. Ihr Engagement könnte sich demgemäß auch auf Anleihen mit negativen Renditen erstrecken. Nach der Meldung gewannen vor allem Titel mit längeren Laufzeiten hinzu und die Renditekurven verflachten sich, als sich die kurz- und langfristigen Renditen anglichen.

Bezogen auf Griechenland blieb der Ausblick volatil und unsicher und die Spread-Entwicklung der Peripherieländer entkoppelte sich nicht vollkommen von dem Risiko eines griechischen Ausstiegs aus dem Euro. Auch wenn das jüngste QE-Programm der EZB dazu in der Lage sein dürfte, Schutz vor wesentlichen Spread-Ausweitungen zu bieten, lässt sich das Risiko, dass Griechenland zahlungsunfähig wird oder aus der EWU ausscheidet, nicht vollständig ausschließen. Dieses Thema dürfte erneut in den Vordergrund rücken, wenn die EZB in den kommenden Wochen über die Refinanzierung der ELA-Fazilität für Griechenlands Banken entscheidet.

Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten fielen weltweit auf Monatssicht gemischt aus und entsprachen insgesamt dem Szenario einer anhaltend moderaten aber anfälligen Erholung in der Eurozone. Unterdessen fiel die Gesamtinflation in der Eurozone im Dezember erneut negativ aus und lag mit -0,6% zum Vorjahr sogar noch unter den Markterwartungen. Die Auswirkungen des äußerst niedrigen Ölpreises werden sich in den kommenden Monaten zeigen, die Gesamtinflation könnte also bis Ende 2015 negativ bleiben. Der 5j5j-Forwardswap als die von der EZB bevorzugte Kennzahl für den mittelfristigen Inflationsausblick spiegelt dies bereits wider und hat sich gegenüber dem im Dezember verzeichneten Tief von 1,6% zum Vorjahr kaum bewegt. Auch dies unterstreicht, dass die mittelfristigen Markterwartungen zur künftigen Inflation weiterhin deutlich unter 2% liegen, selbst nachdem die EZB ihr QE-Programm für den Kauf von Staatsanleihen angekündigt hatte. Dies spricht für unsere Einschätzung von „auf längere Zeit niedrigen Renditen“.

Ausblick europäische Unternehmensanleihen
Einerseits verbessert sich in den USA das ökonomische Umfeld weiter: Sowohl Sentiment als auch volkswirtschaftliche Daten deuten auf eine sich verstetigende Erholung hin. Andererseits haben der weitere Rückgang des Ölpreises sowie moderate Lohnsteigerungen zu einer Entwicklung bei der Inflation geführt, die es der US-Notenbank ermöglicht, mit den ersten Zinserhöhungen noch zu warten.

In Europa bleibt die Erholung fragil und das Sentiment ist durch die Russland auferlegten Sanktionen sowie die politische Situation in Griechenland getrübt. Mit der jüngsten unkonventionellen Maßnahme der EZB werden die Zinssätze auf absehbare Zeit niedrig bleiben, was die Asset-Klasse der Euro-Unternehmensanleihen weiterhin unterstützen wird.

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*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe, <link http: www.institutional-investment.de am-guide external-link-new-window external link in new>Deutsche Asset & Wealth Management
Kontakt: thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (0)69 910 131 90