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Kommentar Europäische Unternehmensanleihen: EZB sorgt für aufgehellte Stimmung

Die Ankündigung der EZB, weitere monetäre Anreize zu schaffen, hat im Oktober die Stimmung an den Anleihemärkten aufgehellt. Die Einschätzung für Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade bleibt trotz der im Monatsverlauf aufgetretenen Volatilität unverändert positiv.

Thomas Höfer

Rückblick Euroland
Nach einem schwächeren September verzeichnete der JPMorgan-EMU-IG-Index im Oktober mit einem Zuwachs von 0,27% (auf Total-Return-Basis) eine zaghaft positive Entwicklung. Dafür sorgten vor allem Beiträge aus den Kernstaaten wie Österreich (+0,75%), Belgien (+0,71%), den Niederlanden (+0,63%), Deutschland (+0,61%) und Frankreich (+0,59%), während Irland (-0,37%), Italien (-0,44%) und Portugal (-0,57%) Einbußen verzeichneten. Die Performance von Spanien war unverändert. Mitte September verzeichneten deutsche Bundesanleihen mit einer Rendite von 0,719% ein neues Rekordtief, was sich auch auf die anderen Kernstaaten auswirkte. Gegen Ende des Monats stieg die Rendite wieder auf 0,84%.

Obwohl die Bedenken wegen der geopolitischen Unruhen im Oktober nicht mehr so stark im Mittelpunkt standen wie in den drei Monaten zuvor (zum Beispiel die nach wie vor ungelöste Krise in der Ukraine/Russland), kam es zur Monatsmitte zu einem breit angelegten Abverkauf von Risikoanlagen, der sich vor allem auf Aktien, Hochzinspapiere und Peripherieanleihen konzentrierte. Auslöser waren verschiedene Sonderfaktoren wie der erste Ebola-Fall in den USA, das unmittelbar bevorstehende Auslaufen der quantitativen Lockerung, der abermals schwächere Euro sowie besorgniserregend niedrige Euro-Break-Evens (der 5J5J-Forward-Inflations-Swap wies mit 1,70% neue mehrjährige Tiefststände auf). Darüber hinaus erwiesen sich die schwachen deutschen Wirtschaftszahlen vom August als wichtigster Negativfaktor.

Notenbanken leiten Erholung ein
Im weiteren Verlauf des Oktober trugen das erfolgreiche Anlaufen des dritten Covered-Bond-Ankaufprogramms der EZB (CBPP3), die wenig Aufsehen erregenden und kaum überraschenden Ergebnisse des EZB-Stresstests, der starke Start der US-Unternehmensberichtssaison und die überraschende Ausdehnung der quantitativen Lockerung durch die japanische Notenbank insgesamt zu einer guten Erholung von Risikoanlagen bei, vor allem bei Aktien und Anleihen aus Peripheriestaaten.

Darüber hinaus bieten die laufenden Marktspekulationen über das weitere Vorgehen der EZB in Richtung (öffentlicher) quantitativer Lockerung (QE) und Kommentare in Bezug auf den möglichen Ankauf von Euro-Unternehmensanleihen Unterstützung für die Bonds sowohl aus Peripherie- als auch Kernstaaten. Andere Sub-Assetklassen, die positive Spreads zu bieten haben (EWU Covered Bonds, Sub-Sovereigns, Supranationals, behördliche Anleihen usw.), profitierten ebenfalls. Neuemissionen von Covered Bonds in Euro stiegen mit der Teilnahme am CBPP3 der EZB sprunghaft an – und bewirkten ein weiteres Anziehen der Spreads.

Schließlich ging die EWU-Kerninflation im Oktober vom bereits niedrigen Stand von 0,8% im September weiter auf 0,7% zurück. Der vorausschauende Marktausblick für die künftige Inflation (der 5J5J-Inflations-Swap als beliebteste Messgröße der EZB für den mittelfristigen Inflationsausblick) liegt weiterhin unter 2%. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB in den kommenden Monaten ihre Ankündigung wahr macht, mithilfe von quantitativer Lockerung die Gefahr einer Deflation zu bekämpfen, die mittelfristigen Inflationserwartungen zu verankern und die Realrenditen von Anleihen in den Peripheriestaaten zu senken.

Marktstimmung für europäische Unternehmensanleihen unverändert positiv
Der Oktober ließ sich in zwei Phasen unterteilen: In der ersten Monatshälfte litten Risikoanlagen wie nachrangige Schuldverschreibungen und Unternehmensanleihen ohne Investment-Grade unter den Bedenken der Marktteilnehmer über den gesamtwirtschaftlichen Ausblick. Zusätzlich wurde die Marktstimmung durch die angekündigten Stresstest-Ergebnisse für europäische Banken gedämpft. Daher lag es an den großen Notenbanken, das Blatt in der zweiten Monatshälfte zu wenden: Die FED betonte erneut, sie würde die monetären Anreize erst dann einschränken, wenn die Daten dies erlauben. In den letzten zwei Wochen des Monats wurden Gerüchte laut, dass die EZB – um die gewünschte Bilanzverlängerung zu erreichen – auch Unternehmensanleihen erwerben werde, was von offizieller EZB-Seite nicht dementiert wurde. Zum Monatsende überraschte die Bank of Japan die Märkte mit einer weiteren Bilanzverlängerung. Somit blieb die Marktstimmung im Hinblick auf Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade ungeachtet der im Monatsverlauf aufgetretenen Volatilität unverändert positiv.

Auf Indexebene legten Unternehmensanleihen im Oktober um 0,42% zu (+7,22% seit Jahresbeginn), während Finanztitel 0,42% gewannen (+6,73% seit Jahresbeginn). Papiere außerhalb des Finanzsektors erzielten 0,43% (+7,62% seit Jahresbeginn). Insgesamt entwickelten sich Unternehmensanleihen schlechter als erstklassige Anlagen wie Bundesanleihen, die einen Wertzuwachs von 0,62% (+8,10% seit Jahresbeginn) verzeichneten.

Gegenläufige Entwicklungen in USA und Euroland
In den Vereinigten Staaten deuten die ökonomischen Daten eine stetige Erholung an, was die Zentralbank in ihrem Kurs bestärken wird, den zusätzlichen monetären Stimulus langsam weiter zurückzufahren.

In Europa bleibt die Erholung weiterhin schwach und das Sentiment ist aufgrund der Russland auferlegten Sanktionen gebremst. Mit einer Inflationsrate, die so niedrig ist, wie seit fünf Jahren nicht mehr, wird die EZB sehr wahrscheinlich nicht nur die ultraniedrigen Zinssätze für einen längeren Zeitraum beibehalten, sondern auch weitere unkonventionelle Maßnahmen ergreifen, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen, was wiederum zusätzliche Impulse für die Anlageklasse der Euro-Unternehmensanleihen darstellt.

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*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe, Deutsche Asset & Wealth Management
Kontakt: thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (0)69 910 131 90