Foundation | Welcome

Menu


Kommentar Europäische Unternehmensanleihen: EZB-Spekulationen treiben Unternehmensanleihen

Die Ankündigung der EZB, zusätzliche monetäre Anreize zu schaffen, sorgte für eine Stimmungsaufhellung bei in Euro denominierten Unternehmensanleihen. Die Erwartung weiterer unkonventioneller Maßnahmen dürfte die Anlageklasse auch weiterhin unterstützen.

Thomas Höfer

Euroland
Im November 2014 erzielten Anleihen aus der EWU laut JPM-Index ein Plus von 1,4%, allen voran Italien (2,09%), Portugal (1,63%) und Irland (1,5%). Kein einziger Anleihemarkt musste auf Monatssicht Einbußen hinnehmen.

Hauptgrund hierfür waren unseres Erachtens wiederholte Äußerungen der Mitglieder des EZB-Rats, die daraufhin deuteten, dass Staatsanleihekäufe als Form einer weiteren geldpolitischen Lockerung vorgenommen werden könnten. Unterstützt wird dies durch die weiterhin rückläufigen Inflationsdaten, die sich der Nullmarke nähern. Der jüngste Preisrückgang bei Rohöl dürfte diese Entwicklung noch unterstützen. Ein Kommentar der EZB deutete erstmals auf ein mögliches Verfahren hin, mit dem sich die quantitative Lockerung über Staatsanleihenkäufe (das heißt den Kauf von Anleihen gemäß dem EZB-Kapitalzeichnungsschlüssel) verwirklichen ließe.


Rückblick europäische Unternehmensanleihen
Aus makroökonomischer Sicht brachte der November keine Änderungen in Bezug auf die im vorherigen Monat angestellten Beobachtungen: In den USA hielt die Konjunkturerholung an, während in Europa ein träges Wachstum zu verzeichnen war, das zu stetig nachlassenden Teuerungsraten führte. Genau diese Entwicklung versucht die EZB derzeit zu vermeiden, weshalb die Marktteilnehmer unter anderem über zusätzliche Maßnahmen zur quantitativen Lockerung spekulieren.

Weiterhin träges Wachstum in Europa
Zwar hat die EZB bereits Kaufprogramme für ABS und Covered Bonds eingeleitet, doch die verfügbaren Mengen in diesen Assetklassen dürften wohl nicht ausreichen, um das von der EZB angestrebte Volumen zu erreichen. Daher zog die Idee, die EZB könnte ebenso gut Unternehmensanleihen aufkaufen, im Monatsverlauf zunehmend Aufmerksamkeit auf sich, was den Markt sehr gut unterstützte. Zudem schürte der erneute Rückgang beim Ölpreis die Erwartungen, dass der Druck auf die Inflationsraten sogar noch steigen könnte, was die EZB zu weitergehenden unkonventionellen Maßnahmen zwingen könnte.

Auf Indexebene legten Unternehmensanleihen im November um 0,51% zu (7,77% seit Jahresbeginn), während Finanztitel 0,5% gewannen (7,26% seit Jahresbeginn). Papiere außerhalb des Finanzsektors erzielten ein Plus von 0,52% (8,18% seit Jahresbeginn). Insgesamt entwickelten sich Unternehmensanleihen schlechter als Anleihen höchster Bonität wie Bundesanleihen, die einen Zuwachs von 0,92% (9,1% seit Jahresbeginn) verzeichneten.


Ausblick europäische Unternehmensanleihen
In den USA deuten die ökonomischen Daten weiterhin eine stetige Erholung an, was die US-Notenbank in ihrem Kurs bestärken dürfte, den monetären Stimulus allmählich zurückzufahren. In Europa bleibt die Erholung weiterhin schwach und das Sentiment ist aufgrund der Russland auferlegten Sanktionen gebremst. Mit einer Inflationsrate, die so niedrig ist, wie seit fünf Jahren nicht mehr, wird die EZB sehr wahrscheinlich die ultraniedrigen Zinssätze für einen längeren Zeitraum beibehalten. Zudem dürfte sie sich für weitere unkonventionelle Maßnahmen entscheiden, um Impulse für die wirtschaftliche Erholung zu geben, was wiederum eine zusätzliche Unterstützung für die Anlageklasse der Euro-Unternehmensanleihen darstellt.


---
*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe, Deutsche Asset & Wealth Management

(Kontakt: thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (0)69 910 131 90)