Foundation | Welcome

Menu


Kommentar Europäische Unternehmensanleihen: Weiter ein gutes Umfeld

Die Erholung in Europa befindet sich noch in der Anfangsphase und die niedrigen Inflationsraten zeigen, dass die Zinssatzsenkungen der EZB sich nicht in erhöhter Finanzierungsaktivität für kleinere und mittlere Unternehmen niederschlagen. Dies gilt insbesondere für die Peripherieländer, wo die Zinsen aus Anlegersicht besonders attraktiv sind. Es bleibt also noch genügend Raum für weitere Maßnahmen, die die Anlageklasse stützen sollten.

Thomas Höfer

Euroland
Das wichtigste Ereignis im Mai 2014 waren unserer Ansicht nach die Europawahlen, die zugunsten der italienischen Regierung ausfielen, nachdem die Partei des Premiers Matteo Renzi (der nicht durch das Volk eingesetzt worden war) über 40% der Stimmen erzielte, während die Fünf-Sterne-Bewegung um Beppe Grillo Einbußen hinnehmen musste. Die Ergebnisse in Frankreich fielen besorgniserregend aus, da die rechtsextreme EU-skeptische Front National zur stärksten Partei gewählt wurde und die sozialistische Partei von Regierungschef Hollande Stimmen verlor.

Außerdem gab es eine Flut von Kommentaren seitens der EZB – nur wenige Tage vergingen ohne eine neue Äußerung – die scheinbar allesamt darauf ausgerichtet waren, die Märkte von ihrer Entschlossenheit zu überzeugen, entschieden zu handeln, falls die Inflation „zu weit“ und „zu lange“ von ihrem angestrebten 2%-Ziel abweichen sollte. Das ist vermutlich die Hauptursache für den Rückgang von Bundesanleihen sowie der Erträge von Anleihen aus den Peripherieländern, Covered Bonds und Unternehmensanleihen im Mai 2014.


Rückblick
Das alte Sprichwort „Sell in May and go away“ hat sich in diesem Jahr nicht bewährt. Obwohl die Spannungen in der Ukraine und in diesem Zusammenhang zwischen Russland und dem Westen als nicht überwunden gelten, konnten nahezu alle Anlageklassen einen weiteren Monat mit positiven Renditen verzeichnen. Die positive Aktienentwicklung in Kombination mit niedrigeren Verzinsungen und noch engeren Spreads konnte insgesamt auch zu einem äußerst profitablen Umfeld für Unternehmensanleihen beitragen.

Als wichtigster Treiber für die Kreditmärkte im Mai erwiesen sich die gesteigerten Erwartungen bezüglich weiterer geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen seitens der EZB, mit denen der Deflationstrend gebrochen und die Kreditvergabe an Klein- und Mittelunternehmen an der europäischen Peripherie angekurbelt werden sollen. Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland verschwanden allmählich aus dem Rampenlicht. Eine Berichtssaison mit robusten Gewinnen und starke Aktienmärkte verliehen Unternehmensanleihen weiteren Auftrieb. Die Erwartungen auf einen allmählichen Aufschwung in den USA sind weiterhin intakt und sollten die amerikanische Notenbank Fed zu einer langsamen Drosselung der monetären Anreize bewegen. Diese Faktoren unterstützen die strukturelle Angebots- und Nachfragedynamik, die der Anlageklasse der Unternehmensanleihen bereits eine solide Stütze verleiht.

Auf Indexebene rentierten Unternehmensanleihen im Mai mit plus 0,92% (4,23% seit Jahresbeginn), während Finanztitel plus 0,81% (4,02% seit Jahresbeginn) erzielten. Papiere außerhalb des Finanzsektors rentierten mit plus 1,01% (4,40% seit Jahresbeginn). Insgesamt unterschied sich die Wertentwicklung von Unternehmensanleihen nicht sehr stark von Sichere-Hafen-Anleihen wie deutschen Bundesanleihen, die eine positive Rendite von 1,00% (4,34% seit Jahresbeginn) aufwiesen.


Ausblick
Sowohl die ökonomischen Frühindikatoren als auch die tatsächlichen Statistiken deuten eine langsame Erholung in den USA an. Dies sollte dazu führen, dass die Fed ihre Politik beibehält und die zusätzlichen Liquiditätsstimuli weiterhin zurückfährt. Allerdings ist die Geschwindigkeit der Erholung wesentlich zurückhaltender als in vorangegangenen Aufschwüngen. Dies sollte wiederum der Fed Raum geben, die Zinsen auf sehr niedrigen Niveaus halten zu können. In Europa ist die Erholung immer noch in ihrer Anfangsphase und die geringen Inflationszahlen zeigen, dass die niedrigen Zinssätze der EZB sich nicht in erhöhter Finanzierungsaktivität für kleinere und mittlere Unternehmen niederschlagen. Dies gilt insbesondere für die Peripherieländer, wo die Zinsen aus Anlegersicht besonders attraktiv sind. Somit hat die EZB genügend Raum, weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Erholung anzukündigen, was wiederum die Anlageklasse Unternehmensanleihen unterstützt.

---
*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe,
Deutsche Asset & Wealth Management
Kontakt: <link>thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (0)69 910 13190