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Kommentar Europäische Unternehmensanleihen: Weitere unkonventionelle Maßnahmen der EZB erwartet

Die Inflationsdaten deuten weiterhin nach unten und setzen die EZB zunehmend unter Druck, der Wirtschaft mit ultraniedrigen Zinssätzen und Liquiditätsspritzen entgegen zu kommen. Zusätzliche Maßnahmen dürften Unternehmensanleihen und andere Unterkategorien stützen.

Thomas Höfer

Euroland
Im September 2014 fiel der JPMorgan EMU IG Index – nach starken Vormonaten – mit einer Rendite von -0,08% auf Total-Return-Basis leicht negativ aus. Dazu trugen vor allem negative Renditen aus den Kernländern Österreich (-0,35%), Frankreich (-0,35%), Deutschland (-0,25%), Niederlande (-0,33%) sowie Belgien (-0,17%) bei, während Irland (+0,57%), Italien (+0,31%) und Portugal (+0,75%) positive Beiträge leisteten. Angetrieben durch den Rückgang der Bundesanleihe auf 1,108% zeigte sich in den Kernländern vor allem in der ersten Monatshälfte eine weitreichende Konsolidierung.

Die Bedenken um geopolitische Erschütterungen nahmen insbesondere im Hinblick auf die russisch-ukrainische Krise im Monatsverlauf etwas ab. Die Spekulationen des Marktes, die EZB könne den Weg der quantitativen Lockerung (QE) einschlagen, stützten aber nach wie vor die Verzinsung von Kern- und Peripherieanleihen sowie weitere Anlageunterkategorien, die noch positive Spreads zu bieten hatten, wie EMU Covered Bonds, behördliche, kommunale und supranationale Papiere. Bundesanleihen standen zu Monatsende wieder bei 0,95%, während auch die Anleiherenditen in anderen Kernländern weiter anzogen. Im Vorfeld der erwarteten dritten Runde des Ankaufprogramms der EZB setzten Covered Bonds ihre starke Performance weiter fort.

EZB durch Konjunkturabschwung unter Druck
Die „harten“ und „weichen“ Wirtschaftsindikatoren in der Eurozone fielen im September eher schwach aus und blieben beständig hinter den Erwartungen des Marktes zurück. Zudem verharrte die EWU-Inflation trotz der angekündigten EZB-Maßnahmen, der entgegenkommenden Kommentare von Präsident Draghi in Bezug auf die EZB-Bilanz und des schwächeren Euros weiterhin nahe der Nullgrenze (+0,3% im Jahresvergleich – gegenüber August unverändert). Die EWU-Kerninflation im September verzeichnete sogar einen Rückgang auf 0,7% gegenüber +0,8% im August. Die Markterwartungen im Fünfjahreshorizont (5J5J-Inflationsswap – die bevorzugte Kennzahl der EZB für den mittelfristigen Inflationsausblick) schließlich liegen immer noch unter 2%, was alles zusammen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die EZB ihre „QE“-Ankündigungen wahr macht, um die Deflation zu bekämpfen und die mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen zu verankern.

Rückblick europäische Unternehmensanleihen
Die makroökonomischen Daten in Europa (Wachstum, Inflation und Vertrauensindikatoren) sind im Verlauf des Monats eher schwach ausgefallen. Sanktionen und Gegensanktionen im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Konflikt fordern Tribut und bewirken wachsende Ängste um einen Konjunkturabschwung in Europa. Demgegenüber gab der Waffenstillstand in der Ukraine Anlass zur Hoffnung, dass eine weitere militärische Eskalation vermieden werden könne. Von Bedeutung für Euro-Anleger war zudem der Ausgang des schottischen Referendums für einen Verbleib im Vereinigten Königreich, das im Vorfeld für Ängste hinsichtlich zunehmender Abspaltungstendenzen in Europa gesorgt hatte. Entgegen den Erwartungen wurden dadurch jedoch keine weiteren Zuflüsse in Risikoanlagen ausgelöst.

Erst gegen Ende des Monats führte eine Preiskorrektur bei nachrangigen Instrumenten wie den neuartigen Bankenkapital- und Hybridanleihen außerhalb des Finanzsektors zu etwas höherer Volatilität, die jedoch ohne Auswirkungen auf den Investment-Grade-Markt insgesamt blieb und sich größtenteils auf die riskanteren Anlageklassen beschränkte.

Auf Indexebene rentierten Unternehmensanleihen im September mit +0,19% (6,77% seit Jahresbeginn), während Finanztitel +0,17% erzielten (6,29% seit Jahresbeginn). Papiere außerhalb des Finanzsektors gewannen +0,21% (7,15% seit Jahresbeginn). Insgesamt entwickelten sich Unternehmensanleihen besser als erstklassige Anlagen wie Bundesanleihen, die eine negative Rendite von -0,15% verzeichneten(7,43% seit Jahresbeginn).

Ausblick europäische Unternehmensanleihen
In den Vereinigten Staaten deuten die ökonomischen Daten immer noch eine stetige Erholung an, was die Zentralbank in ihrem Kurs bestärken wird, den zusätzlichen monetären Stimulus langsam weiter zurückzufahren. In Europa dürfte die Erholung indes schwach bleiben, nicht zuletzt wegen den Sanktionen gegen Russland, die die Anlegerstimmung belasten. Mit einer Inflationsrate, die so niedrig ist, wie seit fünf Jahren nicht mehr, wird die EZB sehr wahrscheinlich nicht nur die ultraniedrigen Zinssätze für einen längeren Zeitraum beibehalten, sondern sich auch für weitere unkonventionelle Maßnahmen entscheiden, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen. Dies wird eine zusätzliche Stimulanz für die Anlageklasse der EUR-Unternehmensanleihen darstellen.

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*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe, <link http: www.institutional-investment.de am-guide external-link-new-window external link in new>Deutsche Asset & Wealth Management
Kontakt: thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (0)69 910 131 90