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Kommentar Europäische Unternehmensanleihen: Weltweite Krisen haben kaum Einfluss

Unternehmensanleihen zeigten sich im Juli weitgehend unbeeindruckt von geopolitischen Ereignissen. Nur im Vergleich zu Staatsanleihen schnitten Corporate Bonds etwas schlechter ab. Das niedrige Zinsumfeld und die hohe Nachfrage-Angebots-Dynamik sollten die Nachfrage nach Euro-Produkten, insbesondere Anleihen mit Spreadaufschlägen, solide halten.

Thomas Höfer

Euroland
Der vormals niedrigste Stand der zehnjährigen Bundesanleihe von 1,127% aus dem Jahr 2012 wurde zum Monatsende mit 1,109% noch unterboten. Vor allem bei Staatsanleihen der „Semikernländer“ der Eurozone verengten sich die Spreads. Verbriefte Schuldverschreibungen (Covered Bonds) blieben im Juli unverändert. Unternehmensanleihen erholten sich geringfügig, als Nachrichten über Abflüsse aus US-Hochzinsfonds sowie die Lage einiger europäischer Banken (Espirito Santo, Hypo Alpe Adria) und mögliche Exportbeschränkungen nach Russland auf die allgemeine Stimmung drückten.

Als Hauptgründe für rückläufige Renditen gelten Vermutungen, dass das Wirtschaftswachstum weniger stark ausfallen könnte als zuletzt erwartet. Ein Indiz dafür ist die massive Abwärtskorrektur des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts in den USA auf minus 2,9% im zweiten Quartal 2014. Das wird vermutlich die Erwartungen des Marktes hinsichtlich des Beginns künftiger Zinserhöhungen durch die Fed verändern.

In der Eurozone besitzt die EZB nach wie vor großen Einfluss. Trotz des im Juni von der europäischen Notenbank verabschiedeten umfassenden Maßnahmenpakets war die Inflation weiter rückläufig und näherte sich der Nullgrenze an. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihre Ankündigung wahr macht und die geldpolitischen Zügel weiter lockert, um einer Deflation zuvorzukommen. Auch die niedrige Inflation fördert rückläufige Renditen. Außerdem existieren gleich mehrere Krisenherde, wie die Lage im Nahen Osten, die argentinische Zahlungsproblematik sowie der Ukraine-Konflikt.

Rückblick
Trotz der wachsenden geopolitischen Spannungen entwickelten sich Euro-Unternehmensanleihen auch im Juli positiv. Weder der eskalierende Konflikt zwischen der Ukraine und Russland noch die Aktienmärkte, die die zuletzt ausgewiesenen Gewinne nicht halten konnten, dämpften die positive Stimmung. Demgegenüber trat das Auseinanderdriften der wirtschaftlichen Entwicklung zu beiden Seiten des Atlantiks im Juli noch deutlicher zutage. In den USA führte die Wirtschaftserholung endlich zu mehr neuen Jobs und einem geringfügigen Anstieg der Inflation. In Europa weisen die Frühindikatoren auf einen mäßigen Aufschwung hin, auch wenn die Arbeitslosenzahlen nach wie vor viel zu hoch sind. Die schwache Nachfrage lässt die Preissteigerung unterhalb der Zielbandbreite der EZB liegen. Somit bewegen sich ‒ anders als in den USA ‒ die europäischen Zinssätze nach wie vor auf ihren Rekordtiefs. Die EZB betont immer wieder, dass dieser Zustand noch längere Zeit anhalten werde. Dies in Kombination mit der Tatsache, dass die Nachfrage deutlich höher als das Angebot ist, führt ungeachtet der geopolitischen Spannungen zu einer äußerst soliden Nachfrage nach Euroanleihen, insbesondere solchen mit Spread-Aufschlägen.

Auf der Indexebene rentierten Unternehmensanleihen im Juli mit plus 0,45 Prozent (5,35 Prozent seit Jahresbeginn), während Finanztitel plus 0,43 Prozent (4,96) erzielten. Papiere außerhalb des Finanzsektors erzielten plus 0,47 Prozent Rendite (5,66 Prozent). Insgesamt tendierten Unternehmensanleihen etwas schlechter als „Sichere-Hafen“-Anlagen wie Bundesanleihen, die eine positive Rendite von 0,60 Prozent (5,59 Prozent) verzeichneten.

Ausblick
In den USA bestätigen sowohl die ökonomischen Frühindikatoren als auch die harten Wirtschaftsdaten eine langsame aber stetige Erholung. Die Fed ist daher veranlasst, an ihrer vorsichtigen Politik des allmählichen Abbaus der zusätzlichen monetären Stimuli festzuhalten. Die Anleihekäufe der Fed werden in den kommenden Monaten zu Ende gehen, aber bislang betont die Notenbank, dass die Arbeitslosigkeit nach wie vor zu hoch ist, und daher die Zinsen auf niedrigem Niveau gehalten werden. In Europa ist die Erholung nach wie vor schwach ausgeprägt. Der geringe Preisauftrieb unterstreicht, dass das niedrige Zinsumfeld der EZB sich nicht in günstigen Finanzierungsbedingungen bei kleinen und mittleren Unternehmen – insbesondere in der europäischen Peripherie – niederschlägt. Dies sollte dazu führen, dass die EZB weiterhin eine unterstützende Politik verfolgt und somit auch weiterhin die Anlageklasse der Unternehmensanleihen nachgefragt bleibt.

*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe, Deutsche Asset & Wealth Management
Kontakt: <link>thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (0)69 910 131 90