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Kommentar Europäische Unternehmensanleihen: Zweitbeste Rendite im August

In Europa bleibt die Erholung brüchig. Allerdings spricht die fortgesetzte EZB-Politik des ultragünstigen Geldes auf längere Zeit dafür, dass europäische Unternehmensanleihen weiterhin Unterstützung erfahren.

Thomas Höfer

Euroland
Im August 2014 erzielte der JPMorgan EMU IG Index ein Plus von 1,95%, angeführt von Belgien (+2,29%), Spanien (+2,25%), Österreich (+2,17%) und Frankreich (+2,02%), während Italien mit +1,58% die niedrigste, aber nach wie vor beachtliche Rendite verzeichnete. Auch Deutschland entwickelte sich positiv (+1,95%).

Deutsche Bundesanleihen wurden durch die weitere Eskalation in der Ukraine-Russland-Krise, erneute Marktspekulationen über die Aufnahme einer quantitativer Lockerung (QE) durch die EZB sowie diesbezügliche Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi angetrieben.

Das frühere Renditetief der 10-jährigen Bundesanleihe von 1,127% im Jahr 2012 wurde Ende August 2014 mit 0,866% unterboten. Ähnlich wie im Juli flachte die Renditekurve weiter ab und die Spreads verengten sich ein wenig – vor allem in den „Semi-Kernländern“ der Euro-Zone.

Bei europäischen Unternehmensanleihen wiederum drehte sich die vorherige Ausweitung des Renditeabstands im August komplett um, als die jüngsten QE-Spekulationen publik wurden.

Trotz der durch die EZB angekündigten neuen geldpolitischen Maßnahmen, ging die Inflation in der Euro-Zone im August weiter zurück (+0,3% im Jahresvergleich) und näherte sich der Nullgrenze an. Zudem gingen die vorausschauenden Markterwartungen zur künftigen Inflation über einen Fünfjahreshorizont unter 2% – und erhöhten so die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihre Ankündigungen weiterer geldpolitischen Lockerungen wahr macht, um die Deflation zu bekämpfen und die mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen zu verankern. Das übte weiteren Abwärtsdruck auf die Verzinsungen aus.

Rückblick
Ungeachtet der wachsenden geopolitischen Spannungen konnten europäische Unternehmensanleihen ihre zweitbeste Rendite in diesem Jahr erzielen: Weder der Konflikt in der Ukraine noch die Spannungen im Irak und in Syrien führten zu einer dauerhaften Korrektur.

Im Monatsverlauf verschlechterten sich die Makrodaten (Wachstum, Inflation und Stimmungsindikatoren) für Europa. Die Marktteilnehmer befürchten, dass die über Russland verhängten Sanktionen auch negative Auswirkungen auf den nach wie vor zarten Wirtschaftsaufschwung in Europa haben könnten. Das ist vermutlich der Hauptgrund, warum EZB-Präsident Draghi sich in seiner Rede im amerikanischen Jackson Hole auf den weiteren Rückgang der Inflationserwartungen konzentrierte, wodurch die Chancen auf unkonventionelle Maßnahmen eindeutig steigen. Dies bewirkte einen starken Anstieg der Nachfrage nach Anleihen über alle Asset- und Risikoklassen hinweg.

Auf Indexebene legten Unternehmensanleihen im August mit +1,15% zu (6,57% seit Jahresbeginn), während Finanztitel +1,09% gewannen (6,11% seit Jahresbeginn). Papiere außerhalb des Finanzsektors erzielten +1,21% (6,93% seit Jahresbeginn). Insgesamt entwickelten sich Unternehmensanleihen schlechter als sichere Anlagen wie Bundesanleihen, die einen Zugewinn von +1,90% (7,60% seit Jahresbeginn) verzeichneten.

Ausblick
In den USA deuten die ökonomischen Daten eine stetige Erholung an, die die Fed ermutigen dürfte, bei ihrer Politik der langsamen Rücknahme des monetären Stimulus zu bleiben. In Europa dagegen bleibt die Erholung brüchig, und das Sentiment erhielt durch die Russland auferlegten Sanktionen einen Dämpfer. Mit der gegenwärtigen Inflation, die sich auf dem tiefsten Stand seit fünf Jahren befindet, wird die EZB sehr wahrscheinlich nicht nur für längere Zeit bei ihrer Politik des ultragünstigen Geldes bleiben, sondern sich möglicherweise auch weiterer unkonventioneller Maßnahmen bedienen, um die ökonomische Erholung zu unterstützen. Dies sollte wiederum für die Anlageklasse der Unternehmensanleihen eine zusätzliche Unterstützung darstellen.

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*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe, <link http: www.institutional-investment.de am-guide external-link-new-window external link in new>Deutsche Asset & Wealth Management
Kontakt: thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (0)69 910 131 90